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- Lasst die Toten ruhen

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Titel: - Lasst die Toten ruhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kotowski
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Schlesien, geboren. Nach einer Lehre bei einem Rechtsanwalt trat er in die Fußstapfen seiner Familie und wurde für etwa zehn Jahre Wanderschauspieler. Ab 1825 wandte er sich dann vollständig der Schriftstellerei zu, wechselte jedoch immer noch vielfach den Wohnort. 1852 verstarb er in Bad Freiersbach in Baden.
      
    Spindler war ein unglaublicher Vielschreiber – seine in den Jahren von 1830 bis 1855 veröffentlichten »Sämtlichen Werke« umfassen hundertundeinen Band. Dies brachte ihm von Zeitgenossen den Spitznamen »Romanfabrik« ein. Vom Stil her sind seine Geschichten eher leicht und auf den Effekt getrimmt mit klarer Neigung zur epischen Breite, doch er hatte auch ein gewisses aufklärerisches Interesse am Kuriosen; heute würde man seine Geschichten der sogenannten Unterhaltungsliteratur zurechnen. Dennoch wurde ihm Talent zugebilligt. Seine wichtigsten Werke sind wohl dem historischen Roman zuzurechnen – »Der Bastard« erschien 1826, »Der Jude« 1827 und »Der Jesuit« 1829.
    Die folgende Novelle, »Der Vampir und seine Braut«, erschien zuerst 1826 zusammen mit »Friedmüllers Sannchen« in »Zwillinge«, später wurde sie noch mehrfach aufgelegt. Nach dem Tod des Autors geriet nicht nur dieser, sondern auch sein Werk weitgehend in Vergessenheit. Arno Schmidt lenkte 1974 in einem Radioessay den Blick auf ihn, aber bleibende Aufmerksamkeit erhielt Spindler nicht.

Der Vampir und seine Braut

— Karl Spindler
    Die Gräfin Billing ist eine Ausnahme von der allgemeinen Regel der Frauen; darum macht auch ihr Haus eine solche. Sie empfängt gerne Gesellschaft; alle Fremden und Einheimischen, bedeutend durch Talent oder Rang, finden Zutritt in ihrem Salon, aber wer nur in den bunten Kartenblättern das gesellschaftliche Vehikel sucht und findet, kann immerhin daraus wegbleiben, denn die geistreiche, fein gebildete Hausfrau hat einmal die Grille, das Spiel nicht zu dulden und ihm eine angenehme, abwechselnde Unterhaltung, bei der Kopf und Herz etwas zu tun bekommt, vorzuziehen. Aus diesem Grunde ist aber auch ihr Zirkel bei Weitem nicht der zahlreichste in der Residenz; vielleicht dafür der gewählteste, den der sinnige Geist stets mit dem Verlangen, recht bald wieder dahin zurückzukehren, verlässt.
    Einst an einem Winterabend war die Unterhaltung in dem Salon der Gräfin besonders lebhaft. Ein liebenswürdiger deutscher Fürst, der unter seinen Silberhaaren noch jugendliche Munterheit bewahrte, hatte das Haus der Gräfin mit seinem Besuche beehrt. Ein kleines musikalisches Fest war vorüber, die Erfrischungen herumgereicht und die erlesene Gesellschaft, der fürstliche Anakreon [22] neben der Frau vom Hause in der Mitte, hatte sich in weitem Kreise um den Kamin versammelt, dessen gastliche Flamme zu unumwundener Mitteilung aufforderte. – Der wackere deutsche Fürst liebte ungezwungene Unterhaltung über alles, ging mit dem besten Beispiel voran, und diesem Beispiele folgten bald die übrigen Gäste. Tausend Gegenstände wurden berührt; Künste, Wissenschaften und Luxus gemustert; endlich kam die Sprache auf das Calderon’sche Stück [23] , mit dem das Hoftheater sich vorgenommen hatte, das Publikum am selben Abend zu langweilen. Man staunte über die Hartnäckigkeit des Dramaturgen, der nicht aufhörte, die Schaulustigen mit Produkten fremder Zone zu quälen, die niemals in der unsrigen heimisch werden können, in denen glückliche Gedanken nur gleich seltenen Schwimmern in einem weiten Meere von Albernheiten erscheinen und obendrein noch durch die unerträglich steife Übertragung für gebildete Zuhörer ungenießbar werden. Man wunderte sich über die Gutmütigkeit des Publikums, das sich noch immer resignierte, die abgeschmackten Späße und Andächteleien des spanischen Dichters (der sich wohl hüten würde, heutzutage solche Schauspiele zu schreiben) für Meisterwerke romantischer Kunst anzusehen, bloß, weil sie dreihundert Jahre alt und auf fremden Boden gewachsen sind. – Man ging natürlicherweise auf den Schauspieler über, der Calderons Helden darzustellen hatte, gab seiner Trägheit den gebührenden Tadel wie seiner Mimik das gebührende Lob und erklärte einstimmig: Des Künstlers Augen gehören unter die schönsten und ausdrucksvollsten, die es gäbe. Stoff genug, den Faden der Konversation weiter auszuspinnen. Bald sprach man von des großen Friedrichs, bald von Napoleons Augen und endlich von menschlichen Augen im Allgemeinen: Von grauen und blauen, grünen und schwarzen oder

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