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Last Date

Last Date

Titel: Last Date Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Andreas Siebert
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einen Fehler begangen haben könnte. Er war sich hundertprozentig sicher, dass er bezahlt hatte, als er die Pizzeria verlassen hatte, und konnte sich an keinen anderen Kontakt mit einer weiteren Person erinnern. Der zweite Polizist stand mittlerweile ebenfalls genau vor ihm, und Christoph sah, wie er seine Hand an die an der Hüfte getragene Waffe nahm. Wieder die Stimme des ersten Polizisten.
    „Herr Bauer, steigen Sie bitte in den Wagen, alles Weitere klären wir im Präsidium. Dort können Sie auch Ihren Anwalt anrufen.“
     
    Christoph spürte, wie ihm immer wärmer wurde, und er vor Aufregung errötete.
    „Mitkommen ins Präsidium? Wieso denn das?“
    Der zweite Polizist griff ihn unsanft am rechten Oberarm und zog ihn zum Zivilfahrzeug. Christoph dachte an den Lkw, der zum Beladen hereinfahren wollte, und dass seine Jacke noch über dem Sitz des Gabelstaplers lag, mit seinem Handy und den Zigaretten in der Tasche.
    „Mome nt, ich muss doch noch arbeiten“, sagte er mit einem Gesichtsausdruck, der seine Unsicherheit wiederspiegelte.
    Alles ging so schnell, und er wollte sich losreißen , um bei seinem Vorgesetzten Bescheid zu geben, aber der Griff des Polizisten verstärkte sich nur, und blitzschnell ergriff der andere Beamte sein linkes Handgelenk und verdrehte ihm den Arm erst nur nach hinten, dann schmerzhaft weit nach oben, zwischen seine Schulterblätter. Als Christoph nach vorn gebeugt da stand, tasteten die beiden Polizisten ihn nach eventuellen Waffen ab, zogen seine zweite Hand nach hinten, um ihm Handschellen anzulegen, und schoben ihn ohne weitere Gegenwehr vor sich her, um ihn grob in den Fond des Polizeiwagens hineinzudrücken, wo sich sogleich einer der beiden Beamten zu ihm gesellte. Christoph begriff immer noch nicht, was überhaupt vor sich ging und sah beunruhigt und verwirrt zu dem Uniformierten neben sich. Der andere Polizist ging um das Fahrzeug herum und nahm auf dem Fahrersitz Platz. Dann startete er den Motor und lenkte den Wagen zügig auf die Straße Richtung Polizeipräsidium.
    Christoph drehte sich zur Seite und sah aus dem Fenster zu dem offenen Verladetor der Lagerhalle, wo er vor wenigen Minuten noch auf den LKW gewartet hatte. „Meine Jacke.“
    Die Handschellen schmerzten an den Gelenken und seine Sitzposition war mehr als unbequem.
    „ Setzen sie sich wieder gerade hin. Ihre Jacke wird von den Kollegen mit auf das Revier gebracht“, riet ihm der Polizeibeamte neben sich und winkte mit einer Hand ab, als ob die Jacke das Letzte wäre, worüber Christoph sich jetzt Gedanken machen sollte.

Kassel
Donnerstag, 23:05 Uhr
    Leise , aber klangvoll, kam aus dem kleinen Radio, das in der Küche neben der Kaffeemaschine seinen Platz hatte, ruhige Softrockmusik bis ins Wohnzimmer herüber. Ein antiker Eicheschreibtisch stand schräg im Raum. Das durch die direkt nach Süden ausgerichteten Fenster hereinströmende Sonnenlicht spiegelte sich nur unmerklich auf den beiden Monitoren.
    Notfalls konnte er auch die Gardinen zuziehen, oder sogar die Außenjalousien herunterlassen, liebte aber den nur durch wenige Bäume eingeschränkten Blick auf die etwas tiefer liegende Stadt. Jetzt, da es draußen dunkel war, fiel es ihm leichter, längere Zeit vor den Bildschirmen zu sitzen, da es für sein gesundes Auge nicht ganz so anstrengend war. Die vielen Stunden vor den Bildschirmen waren auch das einzige, was ihn an seinem Job als Programmierer für eine größere Fluggesellschaft ein wenig störte. Die überaus gute Bezahlung und die Weiterbildungsmöglichkeiten glichen das allerdings locker wieder aus.
    Er hatte eines seiner selbstgeschriebenen Programme schon vor einigen Minuten geöffnet und stierte gedankenverloren auf das eingerahmte Bild seiner Schwester, das ganz rechts auf seinem Schreibtisch stand. Es war das letzte Bild von ihr und es würde auch kein neueres mehr geben können. Er musste an seine Mutter denken, die immer und immer wieder zu ihm gekommen war und ihm gesagt hatte, dass seine Schwester jetzt so weit wäre. Den schwarzen Elektroschocker hatte sie dabei immer drohend in ihrer rechten Hand gehalten. Er versuchte sich zu erinnern, wann das Ritual angefangen hatte. War er fünfzehn, oder sogar erst vierzehn Jahre alt gewesen? Er hatte schon oft darüber nachgedacht, kam aber nie zu einem Ergebnis. Letztendlich war es ihm auch egal, er hätte es viel eher beenden müssen, zuckte aber allein bei dem Gedanken an das stark britzelnde Gefühl, gefolgt von der extremen

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