Last Date
Um so schnell wie möglich den Kollegen mit einer eventuellen Spur helfen zu können, sehe ich im Regelfall vor Ort schon einmal in den Verlauf der letzten Internetseiten, bevor die Geräte dann zur genaueren Untersuchung mitgenommen werden. Auf dem Rechner von ... ähm ...“
Reinig hörte d em jungen Beamten die ganze Zeit aufmerksam zu und half sofort. „Shanaya König.“
Der j unge Polizist nickte ihr kurz dankbar zu und fuhr dann fort: „... ja genau, Frau König. Also ich habe mir den Verlauf aufgelistet und entdeckt, dass sie in den letzten Wochen immer häufiger auf der Seite einer Singlebörse eingeloggt war. Wussten Sie, dass sie sich bei triffmich.net , das ist der Name der Singlebörse, angemeldet hatte?“
Andrea antwortete als erste. „Ja, das wussten wir.“
Der Polizist sah auf einen kleinen Zettel, den er in seiner Hand hielt. „Sie hat sich an den beiden letzten Abenden mit zwei Herren verabredet. Wussten Sie auch davon?“
Benny, noch immer die Hände auf den Schultern seiner Freundin, allerdings nicht mehr massierend, sah den jungen Polizisten an. „Nein.“
„Doch, ich wusste davon. Jedenfalls von einem“ , schluchzte Christiane.
Benny sah mit gerunzelter Stirn zu ihr herunter, sie gleichzeitig seitwärts zu ihm nach oben. „Ja, ich wusste davon. Ich habe nichts gesagt, weil du immer so übervorsichtig bist und ihr davon abgeraten hättest, sich alleine mit Fremden zu treffen. Aber Shanaya findet es …“, sie sah wieder nach unten, vor sich auf den Küchentisch, „… sie fand es einfach aufregend.“
Mit einem leisen Räuspern gelang es dem Polizisten die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu richten. „Kennen Sie den Namen des Mannes?“
Christiane dachte nach. Ihre feuchten Augen rollten einige Male nach oben, und ihre Stirn legte sich in Falten, bevor sie antwortete. „Nur den Vornamen. Thomas. Seinen Nachnamen hat sie gar nicht erwähnt, glaube ich. Sie hat mich gestern angerufen und von dem Treffen am Dienstagabend mit ihm geschwärmt. Sie hat sich wohl das erste Mal mit ihm getroffen und fand ihn echt toll, soweit man das nach ein paar Stunden schon sagen konnte. Mehr weiß ich allerdings nicht. Sie wollte mir heute die Einzelheiten erzählen.“
„Von einem Christoph hat sie nicht gesprochen?“
Christiane schüttelte langsam den Kopf, und als der Polizist zu Andrea hinüber sah, hob diese ihre Hände und sah ihn mit ihren großen, ebenfalls verheulten Augen an. „Ich wusste noch nicht mal was von diesem Thomas“, schluchzte sie.
Der Polizist lehnte sich nach hinten und notierte etwas auf seinem Zettel, bevor er der Kommissarin und dem Psychologen ein Zeichen gab, dass er alle nötigen Informationen bekommen hatte. Er wartete, bis sich Reinig und der Psychologe mit Benny, Christiane und Andrea auf den Weg ins Präsidium machten und ging dann wieder in die Wohnung des Mordopfers. Vorsichtig passierte er dabei die von der Spurensicherung auf dem Boden platzierten Markierungspunkte. Aus dem Schlafzimmer zuckte das Blitzlichtgewitter des Polizeifotografen. Am PC im Wohnzimmer forderte er bei den Betreibern von triffmich.net die entsprechenden Daten von Shanayas letzten Datepartnern Thomas und Christoph an. Dann schaltete er den Rechner aus, entfernte die Kabel und brachte ihn ordnungsgemäß mit dem Festnetztelefon und dem Handy der Toten in sein Fahrzeug, um die Geräte zur weiteren Analyse zum Polizeipräsidium zu bringen.
Fulda
Donnerstag, 18:27 Uhr
Mit lautem Krachen setzte die mit Kartons beladene Palette unsanft auf dem harten Betonboden der kleinen Lagerhalle auf. Es war die sechzehnte und damit die letzte Palette , die Christoph zur Beladung an Tor Nummer 07 bereitstellten musste. Alle waren feinsäuberlich mit schwarzer Stretchfolie umwickelt. Sein Vorgesetzter hatte ihn gebeten, auf den Lkw zu warten und diesen dann noch zu beladen, damit die Ware morgen früh pünktlich beim Händler angeliefert werden konnte. Im Prinzip hatte er nichts gegen Überstunden, sie wurden gut bezahlt, aber er beeilte sich trotzdem, da er noch immer nicht die Hoffnung aufgegeben hatte, von Shanaya eine Nachricht mit einer glaubwürdigen Erklärung und einer Entschuldigung für ihr gestriges Fernbleiben zu erhalten. Hauptsächlich aus diesem Grund wollte er so früh wie möglich zu Hause sein elektronisches Postfach öffnen und durchsuchen. Eventuell wäre aber auch eine Nachricht von einer der beiden Frauen da, die er heute Morgen aus Frust über den gestrigen Abend
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