Last Date
wichtigen Merkmale wie Alter, Haarfarbe, Beziehungsstatus und Wohnort überprüft. Alle, bei denen auch nur eines dieser Kriterien nicht erfüllt war, hatte er sofort wieder aus dieser Liste entfernt. Ohne bisher auch nur einen einzigen Volltreffer gelandet zu haben, klickte er, den Hamburger in der linken Hand haltend, das drittletzte Profil seiner „NEU“-Liste an. Der Link öffnete die entsprechende Seite und in der linken oberen Ecke erschien das Bild einer hübschen Frau mit kastanienfarbenem Haar. Schlagartig beschleunigte sich sein Puls. Aufgeregt beugte er sich näher zum Bildschirm, und betrachtete genauer das erste ihrer vier Bilder. Er scrollte auf der Seite weiter nach unten und las dort, dass sie nicht auf der Suche nach einem Partner war, sondern lediglich ein Abenteuer oder eine Affäre suchte. Bereits ahnend, was ihn erwartete, suchte er mit aufkommender Wut den oberen Bereich der Seite wieder ab, wo er ihren angegebenen Beziehungsstatus einsehen konnte. Als er das Wort verheiratet las, ballte er unwillkürlich seine linke Hand zur Faust, was zur Folge hatte, dass das Innenleben des restlichen Hamburgers herausgepresst wurde und mit lautem Flatschen auf der linken Hälfte seiner Tastatur aufschlug. Senf- und Ketchup-Spritzer reichten von seinem T-Shirt, quer über den Schreibtisch, bis hin zum Standfuß seines Monitors. Voller Zorn, und mit großer Wucht, schmiss er die beiden angebissenen Brötchenhälften neben sich auf den Boden. Mit einem wütenden Schrei fegte er anschließend die Tastatur vom Tisch, welche an die Fensterbank krachte und dann ebenfalls zu Boden fiel. „Verdammter Mist, verdammter!“
Er sprang auf und gab seinem Chefsessel mit einem kräftigen Tritt genug Schwung , um nach hinten überzukippen. Mit verengten Augen und deutlicher Bewegung in seiner Kaumuskulatur ging er zum Sofa, legte sich hin und schaltete den Ton seines Fernsehgerätes wieder ein. Nur wenige Minuten später richtete er sich wieder auf und dachte nach. Er musste seine Wutanfälle unter Kontrolle bekommen. Er wusste, dass sie ihn nicht weiter brachten, kam aber einfach nicht gegen den Drang an, loszugehen und eine dieser Frauen, die ihn so sehr an seine Schwester erinnerten, zu töten. Natürlich erst, nachdem er seine Fantasien mit ihr ausgelebt hatte. Was ihn rasend machte, war, dass keine der Frauen, die er schon länger beobachtete, und auf die er wirklich scharf war, zu irgendeinem Mitglied Kontakt aufnahm und er sich dementsprechend auch nicht unbemerkt verabreden konnte. Immer noch auf seinem Sofa sitzend streckte er sich. Wieder voller Elan ging er in die Küche hinüber, holte sich einen nassen Lappen und reinigte pfeifend den Schreibtisch und den Fuß seines Monitors. Danach hob er seine Tastatur auf und drückte die beiden herausgefallen Tasten wieder fest. Er brachte den Lappen zurück in die Küche und schaltete den Kaffeevollautomaten ein. Keine fünf Minuten später, er hatte bereits die beiden letzten Neuanmeldungen ohne Erfolg durchgesehen und gelöscht, kontrollierte er in aller Seelenruhe die privaten E-Mail-Postfächer der Frauen auf seiner Favoriten-Liste. Zwei Tassen Kaffee später, er war gerade bei den E-Mails der siebten Frau angekommen, verzog er seine Mundwinkel unwillkürlich zu einem breiten Grinsen. Treffer. Stolz, dass er sich vorhin doch nicht so einfach geschlagen gegeben hatte und einfach liegengeblieben war, notierte er sich die ersehnten Daten und löschte seine virtuellen Spuren wieder.
Kassel
Montag, 03:20 Uhr
Die Scheinwerfer eines herannahenden Autos blendeten Adrian und er drehte den Kopf zur Seite. In seiner rechten Hand hielt er eine Zigarette. Weil er nicht schlafen konnte, hatte er sich aus der im Flur auf einem Sideboard liegenden Schachtel Zigaretten eine herausgenommen und war mit dieser dann hinunter vor die Tür gegangen. Jetzt lehnte er vor dem Haus an der Wand und blies den Rauch in den warmen Nachthimmel. Am Ende der Straße bewegte sich etwas. Er sah drei Personen, die in ungefähr 150 Meter Entfernung lautstark stritten. Adrian meinte, zwei Frauen erkennen zu können. Die dritte Person wirkte wie ein großer Schatten. Während die beiden Frauen mit dem Rücken zu Adrian standen, hatte er plötzlich das Gefühl, dass der Schatten ihm genau in die Augen sah. Ruckartig drehte sich die dunkle Gestalt um und rannte los. Er zog dabei die beiden um Hilfe schreienden Frauen mit einer solchen Leichtigkeit hinter sich her, dass Adrian einen Augenblick lang
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