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Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Frost
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dann seufzte sie und hob die Hände, um ihre Arme zu bedecken. »Ich brauche Handschuhe«, sagte sie. »Es muss ja nicht gleich jeder sehen, was ich bin.«
    Raouls Blick wanderte unwillkürlich zu den schwachen Malen, die ihre Armbeugen übersäten. »Ich dachte immer, sie würden an der Halsschlagader trinken«, murmelte er.
    »Zu gefährlich«, erwiderte Karla. »Handschuhe?«
    »Hier.« Er zog eine Schublade auf. Handschuhe, Wäsche, Strümpfe – es war alles da.
    Karla öffnete neugierig die zweite Schublade. Sie starrte hinein, schluckte und knallte sie wieder zu. »Meine Güte«, sagte sie. »Wenn er mir damit gekommen wäre, hätte ich ihn aus dem Zimmer geprügelt.« Sie fing Raouls Blick auf und beugte sich hastig über die andere Lade.
    Raoul lehnte sich an die Tür und gab sich trübsinnigen Gedanken hin. Brad hatte ihm angeboten, seine Erinnerungen an Karla mit ihm zu teilen. Reute es ihn jetzt, das so vehement abgelehnt zu haben? Aber er wollte keine Secondhanderinnerungen an etwas, das er am liebsten …
    Karla unterbrach seine Gedanken mit einem erfreuten Ausruf. Sie zerrte ein Paar schwarzer, langer Handschuhe hervor und zog sie an, dann drehte sie sich zu ihm um und breitete die Arme aus.
    Raoul hielt die Luft an. Schwarze Spitze auf weißer Haut. Das dunkelrote Kleid. Das leuchtend helle Haar und ein Paar Augen, die ihn anlachten. Er drückte sich abrupt vom Türrahmen ab und stürmte hinaus.
    »Was ist?«, hörte er Karla. »Renn nicht weg. Du musst mir noch aus dem Kleid helfen!«

 

    12. 19. 19. 11. 02.
     
    Karla wusste, dass Raoul die Gelegenheit nutzen würde, wenn sie ihn um Hilfe bat, sich aus dem Kleid zu schälen. Der Ausdruck, mit dem er sie während der Anprobe angesehen hatte, bot wenig Interpretationsspielraum. Einen Moment lang hatte sie gezögert, aber dann ihre Bedenken beiseitegeschoben. Raoul stand hinter ihr. Seine Hände berührten ihre Schultern und glitten dann auf der Suche nach dem Reißverschluss an ihrer Hüfte hinunter. Karla lehnte sich erwartungsvoll ein wenig zurück. Einen Atemzug lang berührten sich ihre Körper, dann spürte Karla, wie Raouls Finger den Reißverschluss packten und öffneten. Das Kleid glitt raschelnd an ihr herab und fiel auf ihre Füße. Sie drehte sich um, hob die Arme, um Raoul zu umarmen, aber er trat im gleichen Moment einen Schritt zurück und murmelte: »Bitte.«
    Karla sah ihn erstaunt und ein wenig verletzt an und kreuzte die Arme vor der Brust. »Danke«, erwiderte sie kühl.
    Er nickte steif und wandte sich zur Tür. »Ich habe Kopfschmerzen«, sagte er. »Lege mich ein wenig hin.« Die Tür schlug hinter ihm zu.
    Karla stand da und schwankte zwischen Zorn, Kränkung und Erleichterung. Dann hängte sie das Kleid auf und begann die neue Wohnung zu beziehen.
    Eine Stunde später stand sie in Raouls Küche und suchte nach einem kalten Getränk. Aus dem Badezimmer drang das Rauschen von Wasser, und im Arbeitszimmer begann das Telefon zu klingeln.
    Raoul kam aus der Dusche, als sie gerade den Hörer auflegte. Karla grinste ihn an und hob den Daumen. »Sonny hat möglicherweise den Auftraggeber des Wurdelaks aufgespürt.«
    Raoul schüttelte das Wasser aus seinem Ohr. »Guter Mann«, sagte er. Karla sah, dass sein Blick glasig wurde. Brad war in der Leitung.
    Karla wartete, ob sie eingreifen musste, aber nach einigen Atemzügen klärte sich Raouls Blick, und er begann zu lachen. »Brad auch«, sagte er. »Dann finden wir mal heraus, wer von beiden recht hat.«
    Karla breitete schon den Stadtplan aus und fuhr mit dem Finger darüber. »Hier, irgendwo im Gewerbegebiet am Hafen.« Sie kniff die Augen zusammen. »Die Straßennamen kenne ich alle nicht. Da verschlägt es einen ja nie hin.«
    Raoul sah ihr über die Schulter. »Betriebsgelände, Lagerhallen, Containerflächen, stillgelegte Firmen …« Er runzelte die Stirn. »Brad?« Seine Hand fuhr in ziellosen Kreisen über den Plan und landete auf einem Punkt im Hafen. Raoul sah Karla fragend an. Sie nickte.
    »Dann los.« Er stand schon an der Tür, sichtete den Inhalt seiner Tasche und griff nach seinem Stab.
    Es war schon dunkel, als sie das Gewerbegebiet erreichten. Tagsüber herrschte hier reger Verkehr – Lastwagen, Arbeiter, Lieferanten – aber nach Feierabend war dieser Ort menschenleer.
    Sie parkten irgendwo im Gelände und stiegen aus. Sie gingen schweigend die Straße hinunter. Rechts und links lagen Grundstücke in tiefer Dunkelheit. An manchen der flachen Gebäude

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