Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Frost
Vom Netzwerk:
öffnete die Tür und ließ Karla in die Wohnung. »Komm«, sagte er. »Reden wir.«
    Karla saß auf dem Sofa, in der Ecke, die Raoul inzwischen als »Karlas Platz« bezeichnete. Sie hielt eine große Tasse Milchkaffee in den Händen und wärmte Finger und Gesicht daran.
    »Was macht dein … deine Produktion?«, fragte Raoul.
    Karla verzog das Gesicht. »Danke. Morgen bin ich wieder fällig.« Sie trank und seufzte. »Wahrscheinlich fahre ich rauf zur Villa. Es ist angenehmer, wenn Maurizio das macht. Er ist auf mich eingestellt – und ich auf ihn.«
    Raoul verspürte einen kurzen Anflug von Neid. Oder war es Eifersucht? »Warum warst du gestern so wütend auf mich?«
    Karla antwortete nicht. Sie stellte die Tasse ab und streckte sich. Dann kringelte sie sich wieder auf ihrem Platz zusammen und sah ihn mit ihren irritierend hellen Augen reglos an. »Warum ich sauer war? Ich mag es nicht, wenn man sich auf meine Kosten amüsiert.«
    Raoul verstand nicht, was sie damit sagen wollte.
    Karla kniff die Augen zusammen. »Du weißt es wirklich nicht?«, fragte sie ungläubig. »Langer, du hast mich gestern mehrmals damit aufgezogen, dass du mir deine Tricks in die Schuhe geschoben hast. Obwohl du genau weißt, dass ich im Moment absolut nutzlos bin.«
    »Du hast gestern zweimal einen verflucht starken Zauber gewirkt«, sagte Raoul verblüfft. »Ganz mächtiges Juju. Ich habe dich nicht aufgezogen. Ich war ausreichend damit beschäftigt, das Auto auf der Straße zu halten.«
    Karla lehnte sich zurück und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Die widerstreitenden Gefühle, die sich in ihrem Gesicht spiegelten, waren deutlich wie Leuchtzeichen. »Ich hätte es doch gespürt«, sagte sie schließlich. »Meine Kanäle sind vollkommen dicht. Ich kann die Sheldrake-Energie orten, ich kann sie sogar berühren – aber mir stehen keinerlei Mittel zur Verfügung, mit denen ich sie bündeln, konzentrieren und nutzen könnte. Das macht mich rasend. Ich war noch nie so zornig wie im Moment.«
    Die Explosion am gestrigen Abend, die darauf folgende Energiebarriere auf der Straße – das waren kraftvolle Zauber gewesen. »Du musst einen Umweg gefunden haben«, sagte Raoul. »Kann es sein, dass du einen neuen Kanal geschaffen hast, ohne es zu wissen?«
    Karla schüttelte den Kopf, aber da war Zweifel in ihrem Blick. »Wie gehen wir jetzt weiter vor?«, sagte sie dann. Raoul verstand den Wink und faltete die Hände vor den Knien. »Du siehst keinen Sinn darin, dich weiter mit den Bücherdiebstählen zu beschäftigen«, sagte er. »Aber du vergisst die Morde.«
    Karla hob die Schultern und senkte sie wieder. »Wir haben keinerlei verwertbare Spuren gefunden. Brad hat alles in Bewegung gesetzt, was du dir nur denken kannst, und nichts gefunden. Wer auch immer die beiden getötet hat – er ist aus dem Nichts gekommen und auch wieder dorthin verschwunden.«
    »Vielleicht setzen wir an dieser Stelle noch einmal an?«, schlug Raoul vor. »Wir stecken doch ohnehin fest. Alle Spuren, denen wir gefolgt sind, verlaufen im Sand. Machen wir also einen letzten Versuch, ehe wir aufgeben und in unsere alten Leben zurückkehren?« Im gleichen Moment hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Für Karla gab es kein Zurück mehr.
    »Ein Neustart«, erwiderte sie nachdenklich. »Vielleicht ist das die Lösung. Du bist manchmal ein kluger Mann, Raoul.«
    »Nur manchmal?« Er lachte, aber er fühlte sich unbehaglich. Ihre Worte schienen mehr zu meinen als ihren gemeinsamen Fall.
    »Sollen wir uns in die Kostümprobe stürzen?«, fragte er.
    Raoul führte sie zum Ankleidezimmer – das eigentlich eine Abstellkammer für alle möglichen Haushaltsgerätschaften war und außerdem einen großen Kleiderschrank beherbergte. Er öffnete die beiden Türen und lud Karla mit einer Handbewegung ein, sich alles anzusehen. Dann hockte er sich auf einen Schemel, schlug die Beine übereinander und sah ihr dabei zu, wie sie Bügel von links nach rechts schob und an Kleiderstoffen zupfte.
    »Das ist ungefähr meine Größe«, sagte sie und hängte ein langes, eng geschnittenes Kleid in einem leuchtenden Orange an die Tür. »Aber die Farbe ist grauenhaft.«
    Raoul stellte sich vor, wie sie es trug, und unterdrückte ein Geräusch, das gegen ihn hätte ausgelegt werden können. Er bemühte sich um eine neutrale Miene und machte: »Hm.«
    Karla wühlte weiter. »Betreibt Brad einen Kostümverleih?« Sie lachte und hielt ein paillettenbesticktes giftgrünes Minikleid hoch.

Weitere Kostenlose Bücher