Last days on Earth: Thriller (German Edition)
Schlange. Jede einzelne Schuppe besaß einen irisierend grünen Rand, der glitzernd das Licht der Leuchter und Kerzen widerspiegelte. Der Effekt war atemberaubend und erinnerte an Schmetterlingsflügel und Klavierlack.
Karla bemerkte, wie fest sie Raouls Handgelenk umklammerte, und lockerte ihren Griff. »Er kommt auf uns zu«, hauchte sie und straffte unwillkürlich ihre Schultern.
Die Gesichtszüge des Drachenmannes waren flach und ausdruckslos. Seine Augen, glitzernd wie Juwelen, standen weit auseinander und schienen von innen heraus zu leuchten. Er schritt geradewegs auf Raoul zu, blieb vor ihm stehen und blickte auf ihn hinunter.
Quass, der an seiner Seite geradezu zierlich wirkte, schien den Auftritt seines Rivalen nicht zu goutieren. Sein Gesicht war eine starre Maske der Missbilligung. Er räusperte sich, als er neben Karla stehen blieb, und stellte vor: »Norxis von Felsenstein – Raoul Winter von Adlersflügel.«
»Ein Mensch«, sagte der Hüne. »Quass, das ist indiskutabel. Ich wünsche, dass der Mensch geht.«
Raoul verzog keine Miene. Quass hob eine Braue und erwiderte: »Dies ist mein Haus, Norxis. Ich bestimme die Regeln. Es steht dir natürlich frei, wieder zu gehen …«
Der schwarze Drache fauchte leise und erbost wie eine Katze. Kleine Flammen tanzten um seine Nasenlöcher. »Du legst es darauf an, mich zu verärgern«, sagte er. »Bitte. Ich werde dir nicht die Genugtuung verschaffen, ohne mich unserer Versammlung vorzusitzen.« Er drehte sich auf dem Absatz um, und prallte dabei heftig gegen Karla, die sich ihm beiläufig in den Weg gestellt hatte.
»Oh«, sagte sie und griff Halt suchend nach seinem Arm. Er zuckte zurück, aber sie hatte schon sein Handgelenk gefasst und leitete impulsiv einen ungezügelten Stoß Essentia zu ihm hinüber.
Der Drache blieb stehen und starrte auf sie hinunter. »Was ist das?« Seine Stimme war kalt, aber Karla konnte die unterdrückte Erregung spüren, die darin mitschwang. Eine schmale, gegabelte Zunge glitt aus dem beinahe lippenlosen Mund und züngelte ihr entgegen. Der Blick aus glitzernden Augen glitt an ihr herab und blieb an dem Collier hängen, das sie trug.
»Sehr erfreut«, sagte der Drache zur allseitigen Verwunderung. »Mit wem habe ich das Vergnügen?«
»Karla van Zomeren«, sagte sie, während ihr Herz schneller schlug. »Das Vergnügen ist auf meiner Seite, Herr von Felsenstein.« Sie hob die Hand, und der Drache ergriff sie und beugte sich darüber. Seine Zunge kitzelte über ihren Handrücken. Karla zwang sich, nicht zurückzuweichen, als sein Blick prüfend über ihr Gesicht wanderte. »Was wünschen Sie von mir, Nachtgeborene?«
Karla hörte das Raunen der Umstehenden. Sie ignorierte alle, lächelte zu Norxis auf und erwiderte: »Ihre Gesellschaft genügt mir vollauf, Herr von Felsenstein.«
Er nahm schweigend ihren Arm und führte sie zu einem der kleinen Tische, die an der Fensterfront aufgebaut waren. Die beiden Drachendamen, die dort saßen, sprangen unter Felsensteins flammendem Blick hastig auf und räumten den Platz. »Setzen Sie sich«, sagte der Drache und blickte sich um. Verlegen wandten sich die neugierigen Blicke ab, das Plaudern und Besteckklappern setzte zögernd wieder ein.
»Gut.« Der Drache schob sich auf den Stuhl, der zu zierlich für seine mächtige Gestalt war. Karla konnte die wuchtige Dunkelheit erkennen, die seinen Körper umgab wie eine Materiewolke. Auch in seiner wahren Gestalt musste er ein Riese sein, weit größer als der Durchschnitt der Drachenwesen, die hier im Saal versammelt waren.
»Der Mensch ist Ihr Gefährte?«, eröffnete Norxis das Gespräch, nachdem ein Diener ihnen etwas zu trinken gebracht hatte. Seine Klauen, die nur nachlässig der Form menschlicher Finger nachgebildet waren, klickten gegen den Stiel des Weinglases, das vor ihm stand. Karla nickte.
Der Drache sah zu Raoul, der immer noch am anderen Ende des Saales stand und sich dort mit Quass unterhielt. »Er ist ein Magier«, sagte er nachdenklich. »Warum lädt dieser Idiot Quass einen Magier und eine Nachtgeborene zu einer Versammlung des Dragons Clubs ein?«
Karla lächelte und nippte an ihrem Champagner. »Raoul ist wohlhabend. Mit der Unterstützung Ihres Clubs soll eine Stiftung ins Leben …«
»Das interessiert mich nicht«, unterbrach Felsenstein sie grob. »Dieses ganze humanitäre Gesäusel ist eines Drachens unwürdig. Wenn es nach mir ginge …« Sein Blick flackerte über Karlas Collier. »Das ist ein
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