Last days on Earth: Thriller (German Edition)
Schmuckauswahl angeht.«
»Herr von Deyen«, erwiderte Karla gefasst, »Danke für die Einladung – und die freundliche Leihgabe.«
Der Drache neigte kurz den Kopf, dann wandte er sich Raoul zu und gab ihm die Hand. »Formvollendet, mein Freund«, sagte er. »Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen.« Er beugte sich ein wenig vor und murmelte: »Norxis ist noch nicht eingetroffen, aber er kommt noch. Er wird es nicht wagen, mich vor den Kopf zu stoßen. Schon gar nicht, wenn der gesamte Dragons Club versammelt ist.« Er lächelte. »Er will mir den Vorsitz abspenstig machen. Dafür muss er solche Gelegenheiten wie heute nutzen.«
»Alter Intrigant«, erwiderte Raoul herzlich.
»Ich – oder er?« Der Drache legte seine Hand auf Raouls Arm und drehte sich zum Saal. »Kommt, ich stelle euch vor.«
12. 19. 19. 12. 14.
Die nächste halbe Stunde schüttelten sie Hände, merkten sich Namen und ergingen sich in höflicher Konversation. Sie waren die einzigen Menschen im Saal, und Karla fragte sich, wie Quass seinen Gästen ihre Anwesenheit verkauft hatte. Dann hörte sie, wie Quass einem Drachen erklärte, dass Raoul Winter von Adlersflügel eine karitative Einrichtung ins Leben gerufen habe, die der Vorstand des Dragons Clubs auf der Liste der zu fördernden Einrichtungen zu setzen gedenke. Ein Waisenhaus für nichtmenschliche Kinder.
Karla verkniff sich ein Grinsen und nickte einer Drachenfrau zu, die sie neugierig anblickte. Drachenfrauen. Sie hatte nie darüber nachgedacht, dass auch weibliche Exemplare dieser Spezies existieren mussten. Ob es auch Drachenkinder gab? Es hieß allgemein, dass diejenigen Drachen, die auf der Welt lebten, die ursprüngliche Population repräsentierten. Drachen, sagte man, lebten ewig und waren so gut wie unverwundbar. Das sprach zumindest dagegen, dass sie sich fortpflanzen konnten. Andererseits waren sie multidimensionale Wesen, genau wie die Daimonen. Diese Welt war nur eins unter Myriaden von möglichen Biotopen für diese Spezies.
Diener eilten umher und boten den Gästen Tabletts mit Getränken an. Leise Musik untermalte die Gespräche und das Gelächter. Es mochte ja stimmen, dass Drachen im Prinzip ungesellige Wesen waren, aber heute schienen sie sich alle gut zu amüsieren. Karla merkte, dass sie sich entspannte. Sie nippte an dem Glas mit rosafarbenem Champagner und lauschte der Unterhaltung zweier Drachen, die sich in freundschaftlichem Ton über den Ausgang einer Wette stritten.
Sie schlenderte weiter. Als unwichtige Begleiterin des noblen Herrn Winter von Adlersflügel, der gerade von Vorstandsmitglied zu Vorstandsmitglied gereicht wurde, hatte sie keinerlei Funktion und konnte sich relativ unbemerkt bewegen. Sie hörte hier zu, wie zwei Drachenfrauen mit harten Bandagen ein Aktiengeschäft verhandelten, dort lauschte sie dem Klatsch zweier Männer über den erstaunlichen Lebenswandel eines dritten, dann stand sie am Buffet und sah zu, wie die Bediensteten letzte Hand an die reichhaltig gefüllten kalten Platten legten. Menschenessen. Sie hatte alles erwartet, aber dazu gehörten ganz sicher weder Austern noch Hummer, nicht das rosa gebratene Roastbeef und auch nicht die Spargelspitzen, keinesfalls die Salate, das Angebot an Käse und Brot, die Obstkörbe oder die geeiste Suppe.
Sie wandte sich um und stand dem Gastgeber gegenüber. »Hallo«, sagte sie und lächelte ihn an. »Sie sind sogar beim Buffet bis ins letzte Detail konsequent.«
Er lachte und legte die Hand an ihren Ellbogen. Seine Finger hatten beinahe die richtige Temperatur. Karla wagte einen schnellen Blick in seine Augen – dort allerdings endete die Maskerade.
»Es ist ein Kostümfest«, erklärte der Drache und geleitete sie zu einem der Tische. »Wir mögen solche Bälle. Es ist so pittoresk und überaus exotisch, sich einen Abend lang wie ein Mensch unter Menschen zu fühlen.«
Karla sah sich um und fragte leise: »Rechnen Sie noch mit Felsenstein?«
Quass wandte ihr sein Löwengesicht zu. Seine Hand, die immer noch leicht ihren Ellbogen berührte, schloss sich fest um ihren Arm. Karla hörte seine Stimme in ihrem Kopf: Keine Angst, Karla. Ich habe dafür gesorgt, dass das Gerücht die Runde macht, ich sei amtsmüde. Heute sind alle Mitglieder des Vorstands und so gut wie die gesamte Dragonity Europas hier bei mir versammelt. Er wird kommen.
Karla sah ihn verblüfft an. Er lächelte.
»Das haben Sie für uns getan?«
Sein Lächeln wurde stählern. Raoul und mich bindet ein
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