Last days on Earth: Thriller (German Edition)
Drache entschuldigte sich bei seinem Gesprächspartner und zog Raoul und Karla beiseite. »Ihr solltet gehen«, sagte er. »Es liegt Ärger in der Luft.«
»Das haben wir auch schon bemerkt.« Raoul sah seinen Freund besorgt an. »Brauchst du unsere Hilfe?«
Quass verneinte mit ernster Miene. »Du kannst nichts tun. Ich werde meine Position dieses Mal wohl mit einem Duell behaupten müssen.« Er verzog den Mund zu einem freudlosen Lächeln. »Früher hätte mich der Gedanke elektrisiert und zur Hochform geputscht. Ich werde anscheinend alt und müde, mein Freund.«
Karla sog die Luft ein. »Duell? Etwa mit diesem Monstrum von Felsenstein? Der reißt Sie doch in Stücke.«
Quass zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Nun ja. Er ist mein ewiger Rivale. Ich werde es wahrscheinlich überleben, aber meinen Vorsitz bin ich mit Sicherheit los. Er ist unbestreitbar besser in Form als ich alter Bücherwurm.«
Karla schnaubte, schob die beiden Männer beiseite und steuerte auf den schwarzen Drachen zu. »Was hat sie vor?«, hörte sie Quass rufen.
Der Drache unterbrach sein Gespräch und blickte auf Karla hinab. »Frau van Zomeren?«
»Herr von Felsenstein«, sagte Karla und starrte ihn grimmig an, »ich könnte mir vorstellen, jetzt gleich mit Ihnen einen kleinen Ausflug zu machen. Seien Sie versichert, dass dies ein einmaliges Angebot ist, das ich in dieser Form nicht wiederhole.«
Die Umstehenden begannen zu murmeln und zu zischeln. Blicke wie glühende Feuerhaken streiften Karla.
Norxis von Felsenstein hob den Kopf und begann zu lachen. »Das ist köstlich«, sagte er laut. »Sie sind eine tollkühne kleine Kreatur.« Er reckte den Hals und sah Quass an. »Du hast loyale Freunde unter den Weichhäutern, mein Lieber. Sie werfen sich für dich sogar todesmutig einem Ungeheuer zum Fraße vor.«
Quass hob die Hand und ließ sie wieder sinken. »Dies war nicht meine Idee«, sagte er resigniert. »Aber ich schätze Ihren Einsatz, liebe Frau van Zomeren. Bitte, glauben Sie mir, er ist nicht vonnöten.« Er drehte sich zu Raoul um und sprach gedämpft mit ihm.
»Mein Angebot war ernst gemeint«, sagte sie leise zu Felsenstein. »Etwas Beängstigenderes als Sie ist mir noch nie begegnet. Ich pflege mich meinen Ängsten lieber zu stellen, bevor sie mich im Schlaf verfolgen.« Sie hob den Blick und begegnete seinen spöttisch schimmernden Juwelenaugen.
Sind Sie nun mutig oder wahnsinnig?
»Beides«, erwiderte sie halblaut. »Ich war Magistra der MID und habe diese Diebstähle untersucht. Etwas ist ganz gehörig faul daran, und ich will wissen, was dahintersteckt.«
Der schwarze, glänzende Kopf nickte langsam. »Ich verstehe«, sagte der Drache. »Ich bin also ein Verdächtiger«
»Aber ja.« Karla lächelte kühl. »In höchstem Maße. Wesenheiten wie Sie, die nach persönlicher Macht streben, haben in der Regel nur geringe Skrupel, dabei auch über Leichen zu gehen.«
Sie erwartete, dass er wütend werden würde, aber Felsenstein überraschte sie. Er fixierte sie eindringlich und nickte. »Gut. Das ist es mir wert.«
Er wandte sich ab und sagte etwas in der klirrenden Drachensprache zu den Umstehenden. Auch ohne seine Worte oder die Antworten zu verstehen, konnte Karla erkennen, dass seine Äußerung Zorn und Unmut hervorrief. Verständnislose Blicke streiften sie, unterzogen sie einer so scharfen Musterung, dass Karla es beinahe körperlich zu spüren glaubte.
»Quass, ich verabschiede mich«, rief Norxis so, dass auch Karla ihn verstehen konnte. »Wir verschieben unser Duell ein paar Tage – ich denke, das ist in deinem Sinne.« Er stieß einen Funkenschauer aus, der ein menschliches Kichern ersetzte. »Heute wäre daraus ohnehin nur ein blutiges, langweiliges Gemetzel geworden. Vielleicht bringst du dich ein bisschen in Form, dann wird es etwas amüsanter für mich.«
Er legte seine riesige Hand auf Karlas Schulterblatt und winkte Horace, der still in der Nähe der Tür stand. »Besitzt die Dame einen Mantel?«
Karla ließ sich von ihm aus dem Saal und zum Aufzug geleiten. Die schwere, warme Berührung seiner Hand in ihrem Rücken beschleunigte ihren Herzschlag, und das Letzte, was sie sah, war Raouls fassungslose Miene.
La belle et la bête, dachte sie und umklammerte entschlossen ihre winzige Handtasche. Wir werden ja sehen, wer wen frisst.
12. 19. 19. 12. 15.
Sie waren über eine Stunde im Auto unterwegs gewesen. In dieser Stunde hatte Karla sich alle Mühe gegeben, den Drachen zu
Weitere Kostenlose Bücher