Last days on Earth: Thriller (German Edition)
Xanass . Er wünscht dieses Treffen, also sorge ich dafür.
»Ah, Quass, was für ein exquisites kleines Fest«, unterbrach sie eine dunkelhäutige Drachenfrau, die Schmuck im Gegenwert eines Staatshaushaltes am Leibe trug. Sie musterte Karla vom Kopf bis zu den Füßen und wieder zurück, entblößte lächelnd ein paar kräftige Zähne und sagte: »Meine Liebe. Wie entzückend!« Ihre Finger, die etwas zu lang waren und ein paar Knochen mehr als üblich zu enthalten schienen, berührten Karlas Collier.
»Danke«, sagte Karla. »Ich kann das Kompliment nur erwidern.«
»Ach, dieser billige Tand«, erwiderte die Drachin und legte eine Hand auf die Kette aus taubeneigroßen Saphiren, die auf ihrem Dekolleté baumelte. Ihre glitzernd gelben Augen musterten Karla weiterhin ungeniert mit dem Ausdruck von jemandem, der ein exotisches Tier im Zoo betrachtet. »Sie sind aber kein Mensch, oder?«
»Cosmea«, rügte Quass, »so etwas fragt man nicht.«
»Ist schon gut, Herr von Deyen, es stört mich nicht.« Karla blickte der Drachenfrau auf die Nasenwurzel und erklärte: »Ich bin eine sogenannte Halb-und-Halbe. Wissen Sie, was das ist?«
»Nein, aber es klingt interessant. Erzählen Sie mir mehr.« Die Drachenfrau griff nach Karlas Hand und zog sie zum Tisch.
Nach und nach nahmen alle Platz. Neugierige Blicke streiften Karla und Raoul, der jetzt auch wieder an ihre Seite kam. Er beugte sich über sie und deutete einen Kuss an, murmelte: »Was für eine illustre Schuppenbande. Aber Felsenstein fehlt noch immer.«
»Er kommt noch«, hauchte Karla ihm ins Ohr. »Quass hat einen Köder für ihn ausgelegt.«
Raoul nahm an ihrer Seite Platz, griff nach seinem Glas und trank. Er sah müde aus. Karla beugte sich zu ihm und fragte: »Wie viele Drachen gibt es in Europa? Achtzig, hundert?«
Raoul hob die Braue, sah sich um und pfiff tonlos durch die Zähne. »Du hast recht. Das hier dürften alle sein.«
Der Dragons Club. Karla begann zu begreifen. Der Club war kein Wohltätigkeitsverein für ein paar gelangweilte Drachen. Er war die Drachengemeinde des Kontinents. Alle. Die gesamte Dragonity.
»Wenn jetzt eine Bombe explodiert, bricht die Finanzwelt einiger Länder zusammen«, murmelte Raoul, der anscheinend den gleichen Gedanken verfolgte wie Karla.
Quass erhob sein Glas und erklärte das Buffet für eröffnet. Lachend erhoben sich die ersten Mutigen, um die aufgefahrenen Leckereien zu besichtigen.
Quass arbeitete sich unter höflichen Worten langsam zum Tisch vor, an dem Raoul und Karla saßen und das Treiben beobachteten. »Er kommt«, sagte er leise. »Der Aufzug ist in Betrieb.« Er zwinkerte Raoul zu und ging weiter.
Die ersten kehrten mit ihren Tellern an den Tisch zurück. Raoul erhob sich und reichte Karla die Hand. »Lass uns sehen, was es zu essen gibt.«
Karla hatte keinen Appetit, und auch Raoul starrte missvergnügt die Delikatessen an, doch sie wollten keine Aufmerksamkeit erregen. Die Köche bemühten sich derweil, ihnen alles zu erklären. Anscheinend waren sie wählerisches Publikum gewöhnt.
Schließlich hatten beide Teller in der Hand. »Ich mag mich nicht wieder neben diese Cosmea setzen«, sagte Karla.
»Wir können hier schlecht stehen bleiben«, erwiderte Raoul. Er nickte einer Gruppe von Drachen zu, an deren Tisch noch zwei Plätze frei waren, und schob Karla dorthin.
»Schau einer an«, sagte Karla und ignorierte das Lächeln eines vorbeidefilierenden blonden Drachenmanns, der sie unter gesenkten Lidern betrachtete. »Das Collier wirkt.« Sie grinste und aß ihren Salat auf.
An der Tür des Ballsaals entstand Unruhe. Jemand trat ein und wurde mit Begeisterung empfangen.
»Großer Auftritt«, kommentierte Raoul. Er kniff die Augen zusammen und erhob sich, und Karla folgte seinem Beispiel.
Der Mann, der jetzt durch die Schar der Gäste pflügte wie ein Eisbrecher, hatte der Kleiderordnung der Einladung nur sehr nachlässig Folge geleistet. Er trug einen Frack, aber seine Gestalt war nur mit äußerstem Wohlwollen als menschlich zu bezeichnen. Karla hörte, wie Raoul einen gedämpften Fluch ausstieß. Er polierte sein Monokel, blickte hindurch, zuckte resigniert die Achseln und ließ es wieder fallen. »Ändert nichts«, murmelte er.
Norxis von Felsenstein war ein Hüne, einen Kopf größer als alle anderen, so breit wie ein Schrank und ebenso kantig. Aus dem blendend weißen Kragen seines Hemdes ragte ein stromlinienförmiger, glänzend schwarzer Schädel, geschuppt wie der einer
Weitere Kostenlose Bücher