Last days on Earth: Thriller (German Edition)
von Sex?«
Karla zuckte die Achseln. »Frag Quass danach. Ich bin keine Drachin.« Raouls Frage machte sie ärgerlich. »Darum geht es jetzt auch nicht. Was ich mich frage, ist etwas ganz anderes. Wie viel Energie produziert so ein kleiner Memplex-Generator?«
Sie wartete nicht darauf, dass Raoul etwas erwiderte oder fragte, sondern sprang auf. »Ich muss das mit jemandem durchrechnen, der Ahnung von Elementarmathemagie hat. Oder sogar von höherer Magick. Verdammt. Das waren meine schwächsten Fächer.« Sie lief ins Arbeitszimmer.
Raoul stand gemächlich auf und folgte ihr. »Was suchst du?«, fragte er, während Karla den Schreibtisch durchwühlte.
»Ein Telefonbuch«, erwiderte sie und riss die zweite Tür auf. »Ich brauche die Nummer meines alten Dozenten für Mathemagie.«
Raoul grinste. »Mathemagie war ganz zufällig eine meiner Paradedisziplinen. Ich mag nur ein durchschnittlich begabter Chaosmagier sein, aber mir hätte eine strahlende Karriere im Versicherungswesen offen …« Er konnte nicht weitersprechen, weil Karla ihn am Hals gepackt hatte, um ihn ein wenig zu würgen.
»Gut«, sagte er wenig später, als sie am Schreibtisch saßen. »Was willst du berechnen?«
»Gehen wir davon aus, dass diese Maschinen funktionieren und Memplexe erzeugen. Wir wissen, dass Drachen Essentia konsumieren. Memplexe und Essentia sind verwandte Energieformen.« Sie beugte sich vor. »Sieh mal, wenn ich mich richtig erinnere, dann beschreibt diese Formel den Zusammenhang von magischer Energie und den Auswirkungen, die ihre Anwendung auf ein bestehendes System …«
»Ich verstehe«, fiel Raoul ihr ins Wort. Er nahm einen Taschenrechner und begann zu tippen. Runzelte die Stirn, murmelte: »Moment«, und ging zum Bücherregal.
Karla sah ihm dabei zu, wie er Bücher aus dem Regal zog und auf dem Tisch stapelte. Er begann sich Notizen zu machen, dann tippte er wieder auf seinem Taschenrechner herum. Das würde wohl dauern. Karla stand auf und ging ins Wohnzimmer.
Sie fuhr auf, als Raoul ins Zimmer kam.
»Hab geschlafen«, sagte sie. Ihr Kopf war schwer, und die fremde Lebenskraft, die sie seit gestern in sich trug, ließ ihre Glieder bleiern werden, als hätte sie eine Grippe in den Knochen. Sie beugte sich über einen Stapel Blätter, die mit Raouls eckiger Schrift bedeckt waren.
Karla verglich die Ergebnisse auf den verschiedenen Zetteln miteinander. »Wenn wir diese Daten hochrechnen«, überlegte sie laut, »und mit den Katastrophen vergleichen, die in diesem Jahr …«
Raoul riss ihr die Zettel aus der Hand und verschwand wieder im Arbeitszimmer. Karla seufzte und streckte sich auf der Couch aus. Essentia. Sheldrake-Energie. Morphische Felder. Das alles waren unterschiedliche Ausprägungen des gleichen Prinzips. Jemand produzierte Überschuss in globalen Maßstäben, so wie sie es im Kleinen in ihrem Körper tat. Wenn alle Drachen der Welt einen Generator besaßen – auch wenn es nur so ein kleines Gerät war, wie Quass von Deyen es besaß – dann war der Überschuss an Energie, der dadurch entstand, wahrscheinlich groß genug, um einen Weltuntergang damit zu betreiben. Aber …
»Wie wollen sie die einzelnen Energiefelder koppeln?«, rief Raoul plötzlich aus dem Nebenzimmer.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie alle unter einer Decke stecken«, sagte sie Wenn es darum ginge, diese Welt zu zerstören, wäre es viel sinnvoller, eine große Maschine zu bauen. Nein, ich denke, dass jeder dieser Drachen die produzierte Essentia zu seinem ureigenen Vergnügen benutzt. Aber möglicherweise dienen diese kleinen Generatoren dazu, die Herstellung eines viel größeren Apparates zu ermöglichen.«
»Das ist doch verrückt.« Raoul lehnte am Türrahmen. »Eine Weltuntergangsmaschine. Karla, das klingt wie in einem schlechten Film.«
Karla rieb sich über den Nacken und stöhnte leise. »Ich gebe auf. Raoul, wir stecken so fest, dass wir irgendwelche absurden Theorien entwickeln. Sollten wir uns nicht endlich eingestehen, dass wir keinen Schritt weiter sind als vor fünf Monaten und wahrscheinlich auch nicht mehr weiter kommen werden? Sämtliche Spuren führen ins Nirgendwo.«
Raoul stützte das Kinn auf die Hand. »Was schlägst du vor?«
»Ich an deiner Stelle würde Tora-san den Abschlussbericht und meine Rechnung präsentieren.« Karla erhob sich und rieb über die Narben an ihren Armen, die zu jucken begannen. »Ich muss zur Villa. Bin gespannt, was Maurizio zu der seltsamen Essentia sagt, die ich
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