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Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Frost
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sehen konnte. »Du tanzt, wenn er pfeift?« Warum fragte sie ihn das? Alle Nachtgeborenen ihrer Gens tanzten widerspruchslos zu Perfidos Melodie.
    Kit legte seine Arme um sie, und Karla ließ sich mit einem Seufzer zurücksinken. »Hat er dich nicht genug bestraft?«, fragte sie. »Ich habe dir verziehen. Kann er es nicht auch?«
    Kit küsste sie auf den Hals. Seine scharfen Eckzähne kratzten dabei zart über ihre Haut, was sie schaudern ließ.
    »Wenn wir zurückgehen«, flüsterte er, »wäre es an der Zeit, dich vollständig zu wandeln, meinst du nicht auch?«
    Karla blickte aus dem Fenster auf die Lichtreklamen und erleuchteten Fenster, sah über den Dächern der Wolkenkratzer die helle Dunstglocke, die den Nachthimmel mit seinen Sternen verblassen ließ. Sie atmete tief ein und aus und nickte dann. »Ich denke, wir sollten es tun. Wird Perfido es erlauben? Ich bin als Generartrix doch viel wertvoller für die Gens.«
    »Ich habe mit ihm gesprochen«, unterbrach Kit sie. »Er hat nichts dagegen.« Er streichelte ihren Rücken, fuhr mit zärtlichen Fingern an ihrer Wirbelsäule hinunter.
    Karla drehte sich weg und stützte sich auf den Ellbogen. Sie musterte Kit mit zusammengezogenen Brauen. »Über meinen Kopf hinweg?«, fragte sie sanft, aber der Zorn, den sie empfand, färbte ihre Stimme dunkel.
    Kit sah sie verständnislos an. »Ja, sicher«, erwiderte er.
    Karla ließ sich zurücksinken und starrte an die Decke. Manchmal war er ihr so fremd. Immer, wenn sie zu vergessen drohte, dass er kein Mensch war, sondern ein Nachtgeborener, wurde sie wieder darauf gestoßen, und jedes Mal fühlte sie sich erschreckt, angewidert. Sie musste sich damit abfinden, dass die Gens ihre Familie war und Perfido ihr Herrscher, dass jedes seiner Familienmitglieder ihm blind gehorchte und keines seine Macht infrage stellte.
    Wenn sie mit Kit in die Villa zog und sich der Umwandlung unterwarf – würde das auch für sie gelten.
    Wie weit war sie sich selbst schon fremd geworden? Ihr Zorn auf Kit, ihr Wunsch, ihn nie wiederzusehen, ihr Verlangen, ihn zur Hölle zu jagen und für immer aus ihrem Gedächtnis zu streichen – das alles war in dem Moment verblasst, in dem sie gemeinsam zur Villa gefahren waren. Sie hatte sein Verlangen gespürt, ihre Essentia pochte dumpf, schien kurz vor dem Ausbruch – der Teil von ihr, der bereits umgewandelt war, hatte seinem Hunger nichts entgegenzusetzen.
    Karla fand sich mit Kit in ihrem Zimmer – dem kleinen Schlafraum, in dem sie sich auch immer mit Maurizio zu treffen pflegte –, und als sie seinen Hunger gestillt hatte und in seinem Arm lag, war ihr Zorn eine ferne, fremde Erinnerung.
    Seitdem war er nicht mehr von ihrer Seite gewichen, und sie fühlte sich so kräftig und gesund wie schon seit Langem nicht mehr. Der beständige Abfluss ihrer Essentia war das Geheimnis. So, wie es sie krank machte, den Überschuss an Lebenskraft horten zu müssen, so sehr ließ es sie gesunden, ihn regelmäßig abzugeben – entweder an Kit oder an Maurizio. Karla gönnte sich den seltenen Luxus, sich verwöhnen zu lassen, denn man las ihr jeden Wunsch von den Augen ab.
    Als Kit ihr nach zwei Wochen erklärte, sein Urlaub sei vorüber und er müsse wieder abreisen, zögerte sie keine Sekunde.
    Und hier war sie nun, die erste Euphorie war verklungen, sie fragte sich wieder, wer sie eigentlich war und was sie vom Leben erwartete – und die Antwort lautete in letzter Zeit immer häufiger: Pack deine Koffer und lauf davon.
    »Ich muss noch unsere Niederlassung in Taipeh besuchen«, hörte sie Kit sagen. »Danach können wir nach Hause zurück. Sobald deine Umwandlung stabil ist, wird Perfido mich sicherlich wieder losschicken, aber er hat mir zugesagt, dass ich diesen Job nicht mehr lange machen muss. Dann sucht er uns etwas Angemessenes. Würdest du gerne mit mir ein Hotel führen?«
    Karla setzte sich auf und rieb sich über die Arme. Trotz der Schwüle fröstelte sie. »Ja, das klingt nett.« Sie stand auf und suchte nach ihrer Hose. »Ich gehe kurz ins Bistro. Soll ich dir etwas mitbringen?«
    Kit nahm seine Zeitung auf. »Danke«, sagte er und lächelte ihr zu. »Lass dir Zeit. Ich dachte, wir gehen nach Mitternacht noch ein wenig aus?«
    Sie ging durch den teppichbelegten Flur und fuhr in einem der spiegelglänzenden Aufzüge nach unten. Im Bistro saß die übliche Mischung aus Geschäftsleuten und Touristen, es war laut, und die Klimaanlage arbeitete auf Hochtouren. Karla trank einen Espresso an der

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