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Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Frost
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seit zehn Tagen regelmäßig dafür, dass Instrumente ausfielen und die Blechkisten einfach vom Himmel fielen.
    »Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, Kit, aber das riskiere ich nicht.«
    Er schüttelte den Kopf. »Gut. Wenn du Anstalten gemacht hättest, zum Flughafen zu fahren, hätte ich dich gefesselt, geknebelt und ins Hotelzimmer gesperrt«, sagte er mit einem schwachen Lächeln. »Auch auf die Gefahr hin, dass du mich dann wieder hättest umbringen wollen.«
    Karla lachte trotz ihrer Anspannung. »Du hast also in Wirklichkeit gar keine Reservierung für mich gemacht? Gut, dann müssen wir auch nichts stornieren.« Karla stand auf und starrte ihren Koffer an. »Das schaffe ich nicht«, sagte sie. »Kit, du bleibst doch sicher hier.«
    Er nickte vorsichtig.
    »Dann vertraue ich dir meinen Koffer an.« Sie kniete sich hin und sortierte mit schnellen Handgriffen etwas Wäsche und ein paar Sachen zum Wechseln aus, die sie in ihren Rucksack stopfte. Sie sah sich um und wog den Rucksack in der Hand. »Das ist alles«, murmelte sie. »Hilf mir mal, ich brauche eine ebene Fläche, auf der ich einen Kreis ziehen kann. Verdammter Teppichboden.«
    Kit deutete wortlos auf den Balkon. Karla tippte sich gegen die Stirn, lachte und kramte aus ihrer Tasche ein Stück Kreide. »Du kannst mir helfen«, sagte sie, während sie einen Kreis auf dem Boden zog. Sie ließ eine fußbreite Öffnung unvollendet und sah zu Kit auf. »Ich brauche Salz zur Reinigung, ein Pfund wenigstens. Und vielleicht ein paar Kerzen.«
    Kit nickte schweigend und ging zum Telefon.

 

    12. 19. 19. 17. 17.
     
    Karla saß auf dem warmen Betonboden des Balkons und lauschte ihrem Herzschlag. Was sie gleich tun würde, bedeutete eine Verletzung des Gleichgewichtes, wie sie es noch nie erlebt und schon gar nicht selbst erzeugt hatte. Dass sie so etwas überhaupt in Betracht zog, zeigte ihr, wie weit sie sich inzwischen von ihrem alten Leben entfernt hatte.
    Kit kehrte zurück und brachte ihr Salz und ein Bündel weißer Kerzen. Er setzte sich still auf einen der Balkonstühle und sah ihr zu, wie sie das Salz verstreute. Karla klopfte ihre Hände ab und lächelte Kit an. »Ich rufe dich an, sobald ich mir einen Überblick verschafft habe.«
    »Was denkst du, was los ist?« Seine Hände lagen still auf seinen Knien, und sein Gesicht war das des Dichters, nicht das des Geschäftsmanns. Dies war einer der Momente, in denen sie ihn von Herzen liebte. Sie kniete sich neben ihn und nahm seine Hand. »Ich weiß es nicht«, sagte sie.
    Er neigte den Kopf und musterte sie. »Pass auf dich auf.«
    »Du auch.« Sie nahm sein Gesicht zwischen die Hände und küsste ihn. Dann stand sie auf, holte die Kerzen und stellte sie um den Kreis. Eine beiläufige Handbewegung, und sie brannten. Karla trat in den Kreis, schloss die unterbrochene Linie mit einem sorgfältigen Strich und stellte sich ins Zentrum. Eine Sekunde lang fürchtete sie, das Feld nicht anzapfen zu können – sie griff danach und fand die alten Bahnen immer noch verschlossen –, aber dann floss die Energie schon beinahe ohne ihr Zutun durch ihren Körper und lud sie so schnell auf, dass es sie wie eine kräftige Windböe schüttelte. Das morphische Feld war ungeheuer stark, viel stärker, als es normalerweise sein durfte, selbst in einer so großen Stadt. Karla verdrängte die Sorge, bündelte das Feld und schickte es wie einen Pfeil hinaus. Die Energie straffte sich, und als der Zauber sein Ziel erreicht hatte und dort wie mit Widerhaken haften blieb, riss ein Energieseil Karla aus dieser Schicht der Realität hinüber ins Zwischenreich, zerrte sie schnell wie ein Blinzeln durch den Æther und ließ sie am Ziel ankommen – außer Atem, ein wenig zerrupft und desorientiert, aber gesund und in einem Stück. Nicht, dass sie vorher davon überzeugt gewesen wäre. Solch einen Transport hatte sie noch nie zuvor probiert, und es hätte ebenso gut scheitern können.
    Sie versuchte einen Moment lang, wieder zu Atem zu kommen, und prüfte währenddessen ihren Körper auf Vollständigkeit und ihren Geist auf unerwünschte Eindringlinge. Die Prüfung fiel zu ihrer Zufriedenheit aus, ihr Atem ging wieder normal, also blickte sie auf und orientierte sich. Die Zielgenauigkeit ihres unerprobten Zaubers entlockte ihr ein erfreutes Lächeln. Sie stand im trüben Tageslicht vor Raouls Haus. Unter ihren Füßen war Schneematsch, die Äste der Bäume waren winterlich kahl, und ein feuchtkalter Wind pfiff durch die

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