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Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Frost
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deiner Verfügung.«
    Karla schüttelte heftig den Kopf. »Nein, danke«, sagte sie.
    Brad nahm es ohne erkennbare Gemütsregung zur Kenntnis. »Damit ist Raoul dann wohl erledigt«, sagte er sanft.
    Karla stand auf und blickte auf ihn hinab. Sie war so zornig, dass sie ihn am liebsten geschlagen hätte. »Du wirst jetzt den Rest des Abends dafür sorgen, dass er sich ausruht«, sagte sie. »Bleib am Steuer, lass ihn schlafen. Ich habe noch etwas zu erledigen. Sobald ich zurückkomme, kannst du wieder deiner Wege gehen.«
    Der Daimon nickte gleichgültig. »Kein Problem. Ich wollte ohnehin noch ein paar der Bücher lesen, die er gekauft hat.« Er stand auf und ging ins Arbeitszimmer.
    Karla sah die geschlossene Tür an und murmelte einen Fluch.
    Als sie ihre Wohnungstür öffnete, lockten einen Moment lang mit Macht ihre Dusche und ihr Bett, aber dann siegte die Sorge. Während sie sich umzog und ihren Rucksack aufräumte, rief sie ein Taxi, überprüfte die Türklingel – sie funktionierte wieder – und legte sich dann nur kurz auf ihr Bett, um sich während des Wartens ein wenig auszuruhen. Mit geschlossenen Augen spürte sie der Energie nach, die wie eine Gewitterwolke über der Stadt hing. Woher stammte dieses unglaublich starke Feld? War doch irgendwo ein großer Memplex-Generator in Betrieb, dessen Existenz sie für unmöglich gehalten hatte?
    Sie ertappte sich dabei, dass sie nach nebenan lauschte. Waren da irgendwelche Geräusche? Sie hielt den Atem an. Aber außer dem normalen Brummen des Straßenverkehrs und einem leisen Gluckern und Surren, das wahrscheinlich vom Heizkörper kam, hörte sie nichts.
    Die Türklingel ließ sie auffahren. Sie war eingeschlummert und fühlte sich bis auf die Knochen erschöpft und zerschlagen. Ein Jetlag der ganz besonderen Güteklasse, dachte sie.
    Das Taxi wartete auf der anderen Straßenseite. Seine Scheinwerfer beleuchteten die Schneeflocken, die vom Himmel taumelten. Der Wind hatte sich gelegt. In der Ferne heulte eine Sirene, und Brandgeruch lag in der Luft. Karla zog die dicke Jacke enger, sie fror in der ungewohnten Kälte und vor Müdigkeit.
    Vor dem Bankgebäude, auf dem Quass von Deyens Penthouse thronte, stand sie eine Weile im Schneetreiben. Sie betrachtete die großen Fenster der Bank, die mit Brettern geschützt waren. Auf dem Weg hierher hatte sie eine ganze Reihe solcher provisorisch vernagelter Schaufenster gesehen. Der Taxifahrer hatte sich entschuldigt, weil er nicht den kürzesten Weg nehmen konnte. Eine der Hauptstraßen war gesperrt, weil es am Tag zuvor in der Innenstadt wieder einmal zu Krawallen gekommen war, mit brennenden Autos und Gebäuden, Plünderungen und Toten. Dies ist der Weltuntergang, dachte Karla.
    Dann griff sie nach ihrem Telefon und wählte. »Horace«, sagte sie, als der Butler sich meldete, »ich stehe unten. Lassen Sie mich ein?« Sie folgte den Instruktionen des Butlers, die sie um das Gebäude herum in eine Seitenstraße führten und dort zu einem unauffälligen Eingang. Als sie dort anlangte, surrte schon der Türöffner.
    In der großen Empfangsdiele wartete der Butler auf sie. »Frau van Zomeren«, sagte er, »ich bin überrascht.«
    »Horace, hören Sie auf, Konversation zu betreiben. Erzählen Sie mir, was Ihrem Herrn fehlt.«
    Der Butler zögerte einen Moment. Dann verzog er seine dienstlich-ausdruckslose Miene zu einem Lächeln, das ihn um Jahre jünger wirken ließ. »Darf ich Sie in die Küche bitten?«, fragte er. »Dort ist es warm, und wir sind ungestört.«

 

    12. 19. 19. 17. 17.
     
    Horace berichtete, was er wusste, und das war so gut wie nichts. Etwa vor vier Wochen hatte Quass von Deyen begonnen, sich in seiner Bibliothek einzuschließen. Er weigerte sich, jemanden vorzulassen – auch Raoul nicht –, und ließ deutliche Anzeichen von Verfolgungswahn erkennen.
    »Er vertraut nur noch mir«, sagte Horace und rührte mit sorgenvoller Miene Zucker in seinen Tee. »Niemand sonst darf zu ihm. Er will nicht ans Telefon gehen, weil er befürchtet, dass jemand aus dem Æther sein Gehirn mit Strahlung verseuchen könnte. Ich habe zwei Mitglieder seiner Familie angerufen, aber auch dort ist niemand bereit, ans Telefon zu gehen. Deren Dienerschaft ist ebenso ratlos wie ich.«
    Karla benötigte einige Sekunden, bis sie begriff, was Horace ihr da erzählte. »Sie wollen damit sagen, dass auch andere Drachen betroffen sind?«
    Er hob mit einer ratlosen Geste die Schultern. »Ich habe keine Ahnung, Frau van Zomeren.

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