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Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Frost
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zu …«
    »Danke!«, unterbrach ihn der Obermagister. Sein Blick streifte Karla und glitt an ihr ab wie an etwas Widerlichem. »Frau van Zomeren ist soeben unserer Obhut entzogen worden.«
    Karla verfolgte betäubt, wie der Arzt seine Tasche packte und die Zelle verließ. Korngold mied ihren Blick. »Sie werden gleich abgeholt«, sagte er eisig. »Halten Sie sich bereit! Und, Frau van Zomeren: Ich hoffe, dass wir uns nie wieder begegnen!«
    Wieder ging sie durch die Halle auf die breite Glastür zu. Sie hatte in ihrer Zelle jedes Zeitgefühl verloren und war überrascht, dass es dunkel war. Die große Magistra, die sie begleitete, schwieg verbissen.
    Vor der Halle stand ein schwarzer Mercedes. Als Karla ins Freie trat, öffnete ein schwarz gekleideter junger Mann ihr den Schlag. »Wohin …?«, begann Karla, aber eine Stimme aus dem Wageninneren unterbrach sie.
    »Steigen Sie schon ein, mein Kind.«
    Karla rutschte auf die dunkelrote Rückbank. »Faustina!« Sie schluckte Tränen der Erleichterung hinunter. »Wie haben Sie es geschafft, mich …«
    »Schsch«, machte die Vampirin und nahm ihre Hand. Ihr Griff war kühl, fest und besänftigend. »Strengen Sie sich jetzt nicht zu sehr an. Ich bringe Sie zu jemandem, der Ihnen helfen wird.« Ihre dunklen Augen musterten Karla mit deutlicher Besorgnis.
    Die Fahrt dauerte beinahe eine halbe Stunde. Karla döste vor sich hin, zu erschöpft, um sich mit Faustina zu unterhalten.
    Dann knirschten die Räder des Wagens durch eine gekieste Einfahrt. Er hielt vor einer eleganten Freitreppe, die zur Eingangstür einer Villa emporführte. Als Karla ausstieg, hörte sie nur das Rauschen der großen, alten Bäume und den Ruf eines Nachtvogels. Es war so still, als wären sie irgendwo auf dem Land. Das Gelände, auf dem die Villa stand, schien erhöht zu liegen. In der Ferne konnte sie den Widerschein des Lichts erkennen, das die Stadt in den Himmel schickte. Sie mussten sich auf einem der kleinen Hügel befinden, die am Rande des Stadtgebietes lagen.
    »Kommen Sie«, sagte Faustina.
    Wieder stand Karla in einer Halle. Überall funkelte Kristall, glänzte poliertes Holz, schimmerte kostbare Vergoldung. Der Boden war aus glattem Marmor, die Türen aus Tropenholz, in das Intarsien aus Elfenbein und Halbedelsteinen gearbeitet waren, die Decken mit Stuck und pastellfarbener Malerei versehen. Bodentiefe Fenster blickten zum Park hinaus.
    »Das ist – prachtvoll«, sagte Karla, die der Luxus beinahe erschlug. »Aber es ist keine sehr praktische Umgebung für Nachtgeborene.« Sie wies auf die Fenster.
    Faustina lächelte. »Elektronisch gesteuerte Verdunkelung«, erwiderte sie. »Gekoppelt an eine Uhr und an Tageslichtsensoren. Keine Sorge, Karla, unser Princeps hat an alles gedacht.«
    Unser Princeps. Karla schluckte. »Ich will aber nicht …«, begann sie zu protestieren.
    »Nicht«, sagte Faustina begütigend. »Regen Sie sich nicht auf. Ihr Herz ist ohnehin überlastet.« Sie nahm Karlas Ellbogen und führte sie zur Treppe, die in einem weiten Bogen ins Obergeschoss führte. »Wir werden Sie zu nichts zwingen.«
    Karla ergab sich der ungewohnten Fürsorge. Faustina brachte sie im ersten Stock in ein kleines, behaglich eingerichtetes Gästezimmer. Karla ließ sich mit einem Seufzer auf das weiche Bett sinken. »Eine Dusche«, sagte sie sehnsüchtig. »Frische Kleider.«
    Die Vampirin öffnete die Tür zum Nebenzimmer, das sich als kleines Bad entpuppte. »Kleider in Ihrer Größe finden Sie im Schrank. Aber jetzt machen Sie es sich bitte bequem, denn heute Nacht werden wir uns zunächst darum kümmern, dass Sie wieder ins Gleichgewicht kommen. Das Oberhaupt unserer Gens erwartet Sie erst morgen. Bis dahin werden Sie sich etwas erholt haben.« Sie neigte den Kopf und sah Karla prüfend an. »Ich muss Sie etwas Persönliches fragen: War derjenige, der Sie eingeführt hat, männlich oder weiblich?«
    »Bitte?«, fragte Karla irritiert.
    »Ein Mann oder eine Frau? Wie ist Ihre Orientierung?« Faustina breitete entschuldigend die Hände aus. »Ich muss Sie das fragen, mein Kind. Wir sollten dem gewohnten Muster folgen, wenn wir Sie einstellen.«
    Karla verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich …«, begann sie, schüttelte den Kopf und lachte. »Ein Mann. Danke.«
    »Bis gleich«, sagte die Vampirin. Sie berührte Karlas Wange mit zwei Fingern und ging dann leise hinaus.
    Karla legte sich zurück und blickte an die Decke. Es war verlockend, einfach liegen zu bleiben, aber sie

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