Last days on Earth: Thriller (German Edition)
tun?«
»Weil wir auch nach deinen beschissenen Büchern suchen?«, explodierte Raoul. »Weil irgendetwas vor sich geht, das mich verflucht nervös macht? Weil ich dein verdammter Freund bin und dich darum bitte? Shasshtrax , sei nicht so squlossl stur, Quass!«
Zu seiner Überraschung begann der Drache zu lachen. »Raoul, ich wusste nicht, dass du Sstroyxl sprichst.«
Raoul lockerte den Griff um sein Telefon und atmete tief durch. »Verzeihung. Ich habe mich im Ton vergriffen. Und ich kann in eurer Sprache gerade mal ein bisschen fluchen.«
»Aber deine Aussprache ist exzellent für jemanden mit einer so unbeweglichen Zunge und einem dermaßen weichen Gaumen.« Offensichtlich amüsierte Quass die Vorstellung, dass ein Mensch die Drachensprache beherrschte. »Also gut«, sagte er. »Ich bin zwar immer noch der Meinung, dass es mich nichts angeht, was der Weiße Zweig treibt, aber wenn es dir so überaus wichtig ist, werde ich mich bei Gelegenheit einmal umhören.«
»Ich bin dir sehr dankbar, Quass.« Raoul biss sich auf die Lippe. »Ich stehe in deiner Schuld. Xanass .«
Quass schnappte hörbar nach Luft. »Das solltest du nicht … Du kannst ja nicht wissen, was das bedeutet, Mensch. Ich habe es nicht gehört.«
» Xanass «, wiederholte Raoul. »Und ich weiß sehr wohl, was das bedeutet.«
»Das Wort bindet mich ebenso wie dich«, erwiderte der Drache. Alles Lachen war aus seiner Stimme gewichen. »Du bezahlst damit einen hohen Preis für das Mädchen. Ist sie dir so teuer?«
Raoul rieb sich über die Schläfe. »Ja. Ich glaube – ja.«
»Nun gut.« Quass seufzte. »Ich werde ein paar Leute anrufen. Aber versprich dir nicht zu viel davon, Raoul. Ich bin nicht annähernd so einflussreich, wie du dir einzubilden scheinst.«
Raoul ließ das Telefon fallen, als hätte er sich daran verbrannt. Er legte die Stirn an die Fensterscheibe. Das kalte Glas kühlte seinen Kopf und seine Gedanken.
Du bist verrückt , sagte Brad. Vollkommen irre. Wie konntest du uns nur dem Drachen überschreiben ?
»Halt den Mund«, murmelte Raoul. Er wandte sich vom Fenster ab und ging in die Küche. Im Eisfach musste noch eine Flasche Wodka liegen. »Ich habe ihn damit verpflichtet, mir zu helfen.«
Du Idiot. Du hast uns damit zu seinem Leibeigenen gemacht. Er könnte von uns verlangen, uns aus einem Hochhaus zu stürzen. Oder den Generalmagister zu erschießen. Wir müssten es tun.
»Quass würde das niemals ausnützen«, erwiderte Raoul scharf und zog den Wodka unter einer Packung Eis hervor. »Und es ist, wie er schon gesagt hat, eine gegenseitige Verpflichtung. Er hätte es nicht annehmen müssen.«
Wenn er abgelehnt hätte, wäre es das Ende eurer Freundschaft gewesen. Ihr hättet euch nie wieder sehen dürfen.
»Ich weiß. Es war unfair.« Raoul schraubte die Flasche auf und schenkte sich ein Glas ein. Er kippte es hinunter und schloss die Augen. Es war nicht vernünftig, jetzt zu trinken.
Der Code, nach dem du mich gefragt hast , hörte er Brad sagen. Schon mal was von der Langen Zählung der Maya gehört?
Raoul schüttete das Glas erneut voll. Der Alkohol beruhigte seine unter Hochspannung stehenden Nerven. »Was ist das?«
Brad schnurrte vor Wohlbehagen. Der Daimon liebte es, seinen Wirt mit Informationen zu füttern. Die Maya haben ein kompliziertes Kalendersystem entwickelt, das sich aus den Bewegungen der Sterne ergibt. Die lange Zählung umfasst 5125 Jahre, und das vierte Zeitalter des Maya-Kalenders endet am 21 . Dezember. Es wird einen Haufen interessante astronomische Ereignisse geben, die zu diesem Zeitpunkt stattfinden. Du erinnerst dich an den Zahlencode? 12 Baktun 19 Katun 19 Tun 17 Uinal 19 Kin. Das ist das Datum, an dem das vierte Zeitalter endet.
»Weltuntergang«, murmelte Raoul und schenkte sich nach.
Nette Vorstellung, hm? Für euch Menschen wahrscheinlich ziemlich beängstigend.
Raoul dachte über Brads Worte nach. Die Lektüre von Karlas Weltuntergangsalben hatte ihm zum ersten Mal wirklich bewusst gemacht, in welchem Zustand sich die Welt befand. Es brannte an allen Ecken. Verschwörungstheorien und apokalyptische Szenarien beherrschten das Bild. Und das Schlimmste daran war, dass es niemandem auffiel. Die rasende Talfahrt war schon seit Jahren im Gang, und seit Jahren mehrten sich die Anzeichen, dass die Welt und ihre Bewohner zunehmend aus dem Gleichgewicht gerieten. Aber all das war inzwischen die Normalität.
Raoul zwang sich, den Verschluss auf die Flasche zu schrauben. Er
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