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Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Frost
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Immer noch floss Blut, sickerte Essentia aus der zerfetzten Schulter.
    »Du bringst ihn um«, sagte Karla.
    Der Daimon hob den Kopf und sah sie mit seinen wahnsinnigen Augen an. »Wenn er das nicht aushält, ist er es nicht wert«, erwiderte er lächelnd. »Aber ich sollte Vorsorge treffen, du hast recht.«
    Seine blutverschmierte Hand löste sich vom Badewannenrand und griff nach der Kiste, die Karla ihm hinhielt. Er zog eine schwarze Plastikflasche heraus und stellte sie neben sich. Dann öffnete er ein schmales Etui, das blitzende chirurgische Messer und Pinzetten enthielt. Brad knurrte zufrieden. »Gehört mir«, sagte er, ihren fragenden Gesichtsausdruck richtig interpretierend. »Saubere Lappen, dort in der Tasche. Verbandszeug. Pflaster. Kannst du verbinden?«
    Karla nickte verbissen. Wundversorgung und Erste Hilfe gehörten zur Grundausbildung einer Magistra.
    Der Daimon stemmte sich auf die Füße und beugte sich wieder zum Spiegel. Mit ein paar sicheren Handbewegungen säuberte er die Wunde und ihre Ränder und begann dann mit einer langen Pinzette darin herumzustochern.
    Karla konnte nicht mit ansehen, wie er Raouls Schulter misshandelte. Sie nahm ihm die Pinzette ab, sagte: »Setz dich«, und drehte die Klemmlampe neben der Badewanne so, dass ihr Licht in die Wunde fiel. Mit zusammengebissenen Zähnen und leichtem Schwindel, den der Blutgeruch ihr verursachte, begann sie die Wunde zu sondieren. Dabei war sie sich die ganze Zeit bewusst, dass Brad sie fixierte. Sein Atem ging zischend und schnell. Er hatte Schmerzen. Und, bei allen Oni der japanischen Unterwelt, er genoss sie!
    »Gut«, sagte er keuchend. »Du machst das sehr gut.« Seine blutigen Hände umfassten ihre Taille, zogen sie dichter an sich heran.
    »Lass das!«, fauchte Karla. Schweiß lief ihr in die Augen. Sie musste sich zusammenreißen, damit ihre Hände nicht unkontrolliert zu zittern begannen. »Wenn die Wunde sich entzündet, wenn er daran stirbt, stehst du ohne Wirt da, also hör auf, mich zu stören!«
    Sie sah sein Grinsen im Augenwinkel. Oh, er genoss nicht nur seine Schmerzen! Da waren auch noch ihr Zorn und ihre Angst, ihre Sorge um Raoul … Nahrung. Essentia für Daimonen. Ein wahres Festmahl.
    Sie hatte die Kugel. Zweimal entglitt sie der Pinzette, zweimal musste sie neu nachfassen, dann war sie draußen und landete klirrend im Waschbecken. Karla warf die Pinzette hinterher und stützte sich auf. »Er hat zu viel Blut verloren«, sagte sie. »Brad, wenn wir euch nicht in ein Krankenhaus bringen, schafft euer Körper das nicht.«
    Er spuckte verächtlich aus und stand auf. Schwankend klammerte er sich an den Waschbeckenrand, starrte in den Spiegel. »Wir werden das reinigen«, knurrte er. »Du siehst, ich bin vernünftig.« Er griff nach der Plastikflasche, schraubte sie auf und schüttete einen großen Schluck des Inhalts direkt in die Wunde. Das Zeug schäumte weiß und rosa auf, und Karla glaubte, ein leises Zischen zu hören.
    »Bist du wahnsinnig?«, sagte sie. »H 2 O 2 ? Das ist doch mittelalterlich. Haben wir kein Jod …?«
    Er ließ die Flasche fallen und rang stöhnend nach Luft. »Wow!«, stieß er hervor. »Das knallt!« Er spülte das schäumende Gemisch mit Wasser aus und blieb eine Weile mit geschlossenen Augen stehen. »Verbinden«, sagte er dann.
    Karla legte, so gut sie es konnte, einen Druckverband an. »Ich bin keine verdammte Ärztin«, sagte sie wütend. »Hat Raoul einen Hausarzt? Was ist mit diesem Doktor Frankenstein hier im Haus?«
    »Frankenheim.« Brad ließ sich von ihr ins Schlafzimmer helfen. »Psychiater, meine Liebe. Er hat noch weniger Ahnung von Schusswunden als du.«
    Er legte sich auf das Bett und schloss die Augen. Raoul hatte zu viel Essentia verloren. Ein Nachtgeborener würde jetzt zu seiner Delicata oder zu ihr kommen …
    Karla setzte sich vorsichtig auf die Bettkante neben ihn. Sie legte ihre Hand auf seinen gesunden Arm und fühlte seinen Puls.
    Brad sah sie an. Seine Augen glühten im Halbdunkel des Schlafzimmers. »Wenn ich in dein Gesicht sehe, weiß ich, dass er es vielleicht nicht schafft.« Er lachte keuchend, packte mit festem Griff ihr Handgelenk und zog sie zu sich hinunter. Sein Mund berührte ihr Ohr. »Wenn er stirbt«, flüsterte er, »musst du mich rufen. Wir wären ein gutes Team, Baby. Du und ich in einem Körper. Macht dich der Gedanke nicht an?«
    Karla versuchte, sich von seinem Griff zu befreien, aber seine Finger hielten sie eisern umklammert. »Ich bin nicht

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