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Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Last days on Earth: Thriller (German Edition)

Titel: Last days on Earth: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Frost
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schmerzte Raoul wie ein Schlag.
    »Du konntest nichts tun«, sagte er. Und stöhnte unterdrückt, weil die Bewegung den Schmerz aufflammen ließ.
    »Wie lange hält der Bann?«, fragte Karla.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Raoul und tastete nach einem Halt. »Spätestens, wenn ich umkippe, ist er frei.«
    Karla packte ihn um die Taille. »Stütz dich auf mich«, befahl sie. »Ins Haus.«
    »Krankenhaus?«, fragte Raoul. Seine Knie gaben nach. Der Ärmel seiner Jacke war nass, und er fühlte, wie Blut an seinen Fingern heruntertropfte. Er kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit. Da war noch etwas, das er aus den Augen verloren hatte …
    »Ins Haus«, wiederholte Karla. »Da ist noch der dritte Mann. Im Wagen. Sobald der Bann erlischt …«
    Hinter ihnen flammten Scheinwerfer auf, ein Motor heulte. Karla packte fest zu, schleppte Raoul zur Haustür. Er ließ den Schlüssel fallen, aber sie fing ihn auf, rammte ihn ins Schloss, stieß die Tür auf, dass sie gegen die Wand knallte, zerrte Raoul über die Schwelle und warf sich gegen die Tür, um sie zu schließen.
    Eine Gewehrsalve erschütterte das Türblatt und rollte donnernd durch den Hausflur. Dann quietschten Reifen, ein Auto entfernte sich mit heulendem Motor. Karla hatte sich flach auf den Boden fallen lassen und schützte ihren Kopf mit den Händen.
    »Stahlverstärkt«, murmelte Raoul. »Keine Sorge, da geht nichts dur…«

 

    12. 19. 19. 10. 17.
     
    Karla kniete neben der Tür und lauschte. Nach der Gewehrsalve und dem Motorengeräusch war es still geworden. »Rufe ich einen Krankenwagen, oder bringe ich dich im Jaguar hin?«, fragte sie. »Kannst du laufen?«
    Raoul antwortete nicht. Karla fuhr herum. Er lehnte zusammengesunken an der Wand, der Kopf war ihm auf die Brust gesunken, und Blutgeruch hing dick und schwer in der Luft. Karla biss sich auf die Wange. Sie konnte diesen Geruch nicht ertragen, er machte sie kribbelig.
    Raouls Gesicht hatte die Farbe von altem Papier. Karla konnte die Essentia sehen, die zusammen mit seinem Blut aus ihm heraussickerte wie aus einem leckgeschlagenen Gefäß. Sie musste ihn schleunigst in ein Krankenhaus schaffen. Karla bückte sich, um die Autoschlüssel aufzuheben, die Raoul hatte fallen lassen.
    Als sie sich aufrichtete, stemmte sich Raoul gerade mühsam mithilfe seines Stabes auf die Beine. Er schüttelte den Kopf wie ein Boxer, der die Wirkung eines Schlags abschüttelt. »Nicht ins Krankenhaus«, ächzte er. »Hilf mir. Nach oben in die Wohnung!«
    Karla schob ihre Schulter unter seinen unverletzten Arm. »Du hast zu viel Blut verloren. Die Wunde wird sich infizieren. Und wenn die Kugel noch drinsteckt …«
    Er wandte mühsam den Kopf und sah sie an, sein Blick ließ sie verstummen. »Es ist immer noch genug Blut im System«, sagte er. »Die Kugel steckt, ich kann sie fühlen. Du wirst sie rausholen.« Das breite Grinsen, das sein Gesicht teilte, machte sie schaudern. Seine Augen funkelten in einer wahnwitzigen Freude. Er genoss seine Schmerzen, ihre Furcht, ihren Abscheu …
    Karla musste sich zwingen, ihn nicht loszulassen. »Du bringst ihn um«, sagte sie mit flacher Stimme. »Das kannst du nicht machen.«
    »Kann ich nicht?« Sein Lachen klingelte in ihren Ohren. »Denk doch nach«, fuhr er fort. »Wir können nicht ins Krankenhaus gehen. Das ist eine Schusswunde. Solche Verletzungen werden sofort gemeldet.« Er unterbrach sich und stöhnte.
    Sie stiegen in verbissenem Schweigen die Treppe hinauf. Karla öffnete die Tür zu Raouls Wohnung und half dem Verletzten ins Badezimmer.
    »Der Spiegel«, sagte er heiser. Sein Gesicht war bleich, die Augen lagen tief in ihren Höhlen und glänzten. Er schälte sich unter Stöhnlauten aus seiner blutigen Jacke. Karla biss sich auf den Finger. Er musste große Schmerzen haben, aber Brad genoss es. Sein Gesicht war zu einer Grimasse irrsinniger Wonne verzogen, sein Grinsen hatte etwas Ekstatisches. Und jetzt streifte er das blutgetränkte Hemd ab, zischte vor Schmerz und tauchte seine Finger tief in das Loch, das die Kugel geschlagen hatte.
    »Brad«, schrie Karla. »Du infizierst die Wunde!«
    Er biss die Zähne aufeinander und starrte in den Spiegel. Sie konnte die Wesen sehen, die nur darauf warteten, den verletzten Wirt zu übernehmen. Aber noch war Brad zu stark.
    »Bring mir den Erste-Hilfe-Kasten«, befahl er. »Im Wandschrank, oberstes Brett.«
    Als Karla damit zurückkehrte, hockte Brad auf dem Badewannenrand, wie es ein paar Stunden zuvor Raoul getan hatte.

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