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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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nicht wütend! Regel Nummer
zwei: Zeig niemals deine Panik! Karla hatte selten Angst, aber in diesem
Augenblick wurden ihr die Knie weich. Sie haben sich im Umgang mit uns Menschen
unter Kontrolle, aber wehe, wenn sie die einmal verlieren sollten. Du kannst
ihnen nichts anhaben. Sie sind stärker, schneller, blutgieriger als wir.
    Â»Kit!« Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. Sie trat
nach ihm, verdrehte ihren Körper, bis sie sich beinahe selbst die Schulter
auskugelte. Sie hatte schon größere, muskulösere Männer auf die Matte
geschickt, aber der Vampir besaß Kräfte, die menschliche Fähigkeiten weit
überstiegen. Beinahe mühelos rang er ihren Widerstand nieder und schleuderte
sie zu Boden. Dann war er über ihr, eine Gestalt aus Schatten und stählerner
Gewalt, glühendem Zorn und scharfen Zähnen.
    Karla wehrte sich mit aller Kraft, aber es war, als kämpfte sie
gegen eine Naturgewalt. Er bog ihre Arme nach hinten und zwang sie, ihre Kehle
zu entblößen. Niemals, solange sie sich liebten, hatte er von ihrer Halsschlagader
getrunken. Es war zu gefährlich. Er hatte seinen Hunger meist an ihrem
Handgelenk gestillt, weil das eine Stelle war, die seinen Durst nach ihrem Blut
nicht zu stark anheizte.
    Aber jetzt war er vollkommen außer Kontrolle und schnappte wie ein
wilder Hund nach ihrem Hals. Sie wand sich und keuchte vor Anstrengung. Wenn es
ihm gelang, ihre Haut zu ritzen, würde sie sich nicht mehr gegen ihn zur Wehr
setzen können. Das betäubende Sekret schimmerte in wasserklaren Tröpfchen auf
seinen Eckzähnen. Er war bereit zu töten.
    Sie spürte seinen Atem an ihrem Hals. Ein letzter Versuch, ihn
abzuwerfen, scheiterte. Sie bog ihren Kopf zur Seite, riss ihn hoch, stieß mit
ihm nach seiner Nase, aber er knurrte nur und wich aus. Wenn sie jetzt eine
Waffe in Reichweite gehabt hätte, hätte Karla sie, ohne zu zögern, benutzt.
    Â»Christopher!«, schrie sie, dann lag seine Hand um ihre Kehle und
erstickte jedes weitere Wort, schnürte ihr den Atem ab. Sie gurgelte und
kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben.
    Seine Lippen legten sich auf ihren Hals, etwas ritzte ihre Haut.
Ihre Glieder wurden schlaff, und sie spürte die Wirkung des Giftes durch ihre Adern
brennen. Schwere, erstickende Dunkelheit senkte sich wie ein Sargdeckel auf
sie. Ein kurzer, scharfer Schmerz an ihrem Hals, dann spürte sie nichts mehr.

 

    12. 19. 19. 04. 01.
    Raoul hielt es nicht lange in seiner Wohnung aus. Er war
hinaufgegangen, als Karla in ihren Wagen gestiegen und davongefahren war, aber
oben angekommen wusste er nicht, was er mit sich anfangen sollte. Er war nicht
müde, sondern auf nicht einmal unangenehme Art aufgekratzt und unruhig.
    Eine Weile wanderte er durch die Räume, machte überall das Licht an,
löschte es dann wieder, stand eine Zeit lang am Fenster und blickte in die
Dunkelheit, blätterte dann in der Zeitung, die wie jeden Tag von Katastrophen
und Kriegen, Gewalt und Terror berichtete. Ein Erdbeben hier, ein Vulkanausbruch
da, ein Flugzeug war abgestürzt, und ein Öltanker hatte ein großes Stück
Nordmeer verschmutzt. Hier bekämpfte eine Bevölkerungsgruppe eine andere,
militante Gruppierungen von allen möglichen Randgruppen formierten sich, taten
schreckliche Dinge und fielen wieder auseinander, Banken wurden ausgeraubt, in
mehreren Großstädten waren Autos und Geschäfte von Randalierern in Brand
gesteckt worden, neue Pandemien und alte Seuchen brachen aus, Atomkraftwerke
meldeten Lecks und Störfälle.
    Raoul brütete über den Schlagzeilen. Wurde es schlimmer? Wurden die
Horrormeldungen nicht mit jedem Jahr häufiger und bösartiger? Er hatte über
Karlas Weltuntergangsalbum gelächelt – aber wenn er sich nun diese ganz normale
Wochenendausgabe seiner Tageszeitung ansah, begann er an sich zu zweifeln. Wenn
es einen Weltuntergang wirklich geben sollte, dann würde er sich so ankündigen:
mit Blutregen, Heuschreckenplagen, Feuer und Sturm, Gewalt und Krankheit,
Flugzeugabstürzen und Vulkanausbrüchen.
    Seine gute Laune verdüsterte sich. Er löschte das Licht der
Schreibtischlampe und blieb eine Weile im Dunkeln sitzen. Brad musste
Informationen über den Sammler besorgen – Felsenstein. Der Name kam ihm bekannt
vor. Er suchte kurz und ergebnislos in seinem Gedächtnis. Irgendwer hatte über
diesen Mann gesprochen,

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