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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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noch das Erdbeben in Mexiko und den Tsunami hinzunehmen,
ergibt sich so etwas wie ein Muster.«
    Karla sah ihn an. »Das sind doch völlig verschiedene Vorfälle. Wir
können doch kaum Naturkatastrophen und technische …«
    Â»Das alles sind Vorfälle der Kategorie Eins«, unterbrach Raoul sie.
»Sie selbst haben sie so eingeordnet. Wahrscheinlich war Ihr Unterbewusstsein
klüger als Ihr Verstand.« Er grinste müde. »Oder Sie haben sich in Ihr geliebtes
morphisches Feld eingeklinkt, um zu dieser Erkenntnis zu kommen.«
    Karla wollte widersprechen, aber ein Gedanke ließ sie mit geöffnetem
Mund verharren. »Raoul«, sagte sie und nahm die Füße vom Tisch, »du bist ein
Genie!«
    Er blinzelte verblüfft. »Danke für die Blumen«, erwiderte er dann,
»aber womit habe ich sie mir verdient?«
    Karla beugte sich über ihre Notizzettel und verglich sie, strich
aus, übertrug auf einen neuen Zettel, kreuzte an, malte Pfeile, übertrug Punkte
in ein Koordinatensystem, fuhr sich mit den Händen durchs Haar, knurrte, warf
den Stift hin.
    Â»Morphisches Feld«, sagte sie grimmig. »Raoul, schau mal …
schauen Sie her.« Sie schob ihm den Zettel hin.
    Sein Blick wanderte über das Blatt. Er nickte und sah auf. »Was
bedeutet das?«
    Â»Morphische Resonanz«, erklärte sie. »Das ist eine
Sheldrake-Verteilung wie aus dem Lehrbuch. Diese Spitze hier«, sie stach den
Bleistift in das Gitternetz, das sie gezeichnet hatte, »das ist der
Reaktorunfall in Litauen und dieser hier die Sprengstoffanschläge. Die Glockenlinie
hier«, der Stift folgte einer geschwungenen Linie, »die verschiedenen Störfälle
und das Erdbeben. Der Scheitelpunkt sind die beiden Vulkanausbrüche und der Flugzeugabsturz.«
Sie sah auf und schüttelte den Kopf. »Raoul, es kann kein Zufall sein, die
Verteilung ist zu exakt. Das ist eine perfekte Sheldrake-Kurve, ohne einen
einzigen Ausreißer. Ich frage mich, wie es aussieht, wenn ich die Dreier- und
Viererkategorien noch dazunehme.«
    Â»Warten Sie«, sagte Raoul. Er nahm das Diagramm, blätterte flüchtig
durch die Notizen und schloss kurz die Augen.
    Â»Ah«, machte er. Seine Haltung veränderte sich. Er lächelte, und als
er die Augen aufschlug und Karla ansah, war sein Ausdruck von subtiler
Unverschämtheit. »Habe ich da eben eine vertrauliche Anrede vernommen, meine
Schöne? Das würde mein Herz erfreuen, wenn ich denn eines besäße, aber noch
mehr erfreut es meinen …«
    Â»Brad«, sagte Karla halb amüsiert, halb ärgerlich. »Wir versuchen zu
arbeiten. Lass es!« Sie zeigte auf das Diagramm. »Was sagst du?«
    Der Daimon ließ sie nicht aus den Augen. »Schön wie die Sonne«,
sagte er schmachtend. »Wie kann so ein exquisites Wesen sich als Beißer-Braut
herschenken?«
    Karla beugte sich vor und starrte in die rötlich funkelnden Augen.
»Du wirst jetzt deinen Job tun«, sagte sie gefährlich ruhig. »Und zwar ohne
mich mit deinen Anzüglichkeiten zu belästigen. Hast du verstanden?«
    Er ahmte ihre Geste nach, beugte sich vor, legte seine Hand auf ihre
und sagte: »Ich liebe Frauen, die genau wissen, was sie wollen. Hast du heute
Abend schon etwas vor?«
    Karla schnaubte, dann lachte sie wider Willen auf. »Brad oder wie
immer du heißt, ich habe eine Abneigung gegen deine Spezies. Und dein Herrchen
wird dir die Ohren langziehen, wenn er wieder am Steuer steht. Also geh an
deine Arbeit, oder ich befördere dich gleich noch mal zurück in den Æther.«
    Â»Hui, da habe ich aber Angst«, spöttelte er, aber er zog seine Hand
zurück. »Du lässt mich wirklich abblitzen? Du weißt nicht, was dir entgeht.«
Seine Zungenspitze leckte langsam über die Lippen.
    Karla deutete stumm auf die Notizen. Er senkte widerwillig den Blick
und schaute gleichgültig darauf. »Ja, und? Es ist doch offensichtlich«, sagte
er gelangweilt. Er nahm Karla den Bleistift aus der Hand und markierte in einem
Höllentempo zwei Dutzend Punkte im Diagramm, zeichnete die Kurve, extrapolierte
sie in die Zukunft und schrieb eine Notiz darunter. »Bitte«, sagte er.
»Kinderkram.« Er schob Karla Diagramm und Stift hin, und als sie danach griff,
packte er blitzschnell ihr Handgelenk, zog sie über den Tisch und küsste sie.
    Nach der ersten Überraschung befreite Karla

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