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Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz

Titel: Laubmann 1 - Der zerrissene Rosenkranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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gebeten, wie der Rosenkranz zu benutzen sei. «Pater Erminold hatte ihr geraten, neue Kraft aus dem Gebet zu schöpfen. Seit ihrer Kindheit hatte sie keinen Rosenkranz mehr gebetet.» Weil es jedoch das vorletzte Exemplar in der Schachtel des Händlers gewesen sei, habe der am selben Abend noch ein Bestellformular ausgefüllt. «Er hat mir die Durchschrift bereitwillig vorgelegt. Das Datum lautet auf den 21. Oktober.»
    «Und vorhin, welcher Rosenkranz war das, den Sie präsentiert haben, um Melitta Steinig zu überführen?» erkundigte sich Lürmann.
    «Das war meiner, das Geschenk von Hüttenberger.» Währenddessen holte Glaser aus der Innentasche seines Mantels den echten und mit Laubmanns Rosenkranz identischen, wenn auch zerrissenen Tatort-Rosenkranz hervor, der sich in einer durchsichtigen Plastikhülle befand und den er nicht gern aus der Hand geben wollte. «Sie haben der Steinig gegenüber geschwindelt, Herr Dr. Laubmann.» «Das stimmt, Herr Kommissar; Not kennt kein Gebot.» Lürmann war enttäuscht und erbost: «Das heißt, meine gesamte Rosenkranz-Recherche war für die Katz.» «Ganz so irrelevant war die Geschichte mit den teueren Rosenkränzen nicht», versuchte ihn Glaser aufzurichten. «Er hätte uns immerhin das Motiv der Täterin näherbringen können … näherbringen müssen. Wie wichtig ihr das Geschenk ‹ihres › Professors war, wie sehr sie also auf Konrad fixiert gewesen ist.»
    Laubmann meinte, er sehe ein Bündel von Motiven; nicht nur eine seelische Abhängigkeit Melitta Steinigs von Konrad, «obwohl bei der Tat viel Affekt dabei war. Ein sehr unglücklicher Sturz im großen und ganzen.» Die Steinig befürworte den Zölibat, was allerdings ihre Aufopferungen für den Professor, sozusagen ihren Lebenspartner, nur verstärkt habe. «Und nicht zuletzt mag sie sich im Vergleich zu Franziska Ruhland als die unattraktivere Frau empfunden haben, und sie hatte vielleicht Angst vor der Einsamkeit. Ich grüble immer wieder darüber nach, was sie alles an Gefühlen und Gedanken unterdrückt und weggeschoben hat, allein schon in den ersten Minuten nach dem Unfall? Wie ist ihr das Unglück – oder ihr Unglück – nach und nach bewußt geworden? – Ich fürchte, daß selbst eine noch so ausgefeilte Bußfertigkeit sie nicht vor ihrem Gewissen retten kann.» «Und Hüttenberger?»
    «Na, ob der glücklich ist, seinen wertvollen Rosenkranz zurückzuhaben? Der ist ihm nämlich vorhin von ihr zugesteckt worden. Ihren eigenen hat sie bestimmt wiedergefunden, und den hat sie uns hingehalten. Jetzt hat unser Josef Maria allerdings den Elfenbein-Rosenkranz doppelt, weil er die Lücke in seiner Sammlung nicht ertragen konnte. – Ich für meinen Teil sammle lieber Teufelchen.»
XXX
    Wie eine gigantische, gleichmäßig matt schimmernde Milchglasscheibe hing eine Wolkendecke über der Stadt, den Straßen, den Wohn- und Geschäftsvierteln, ihrer Theologischen Fakultät und über dem mehr als 150 Jahre alten Hauptfriedhof, den man als zentrale Begräbnisstätte angelegt hatte, um die zu eng gewordenen Friedhöfe um die Kirchen herum aufzulösen.
    Es war kalt an diesem Tag, an dem die ganze Landschaft vom weißen Tuch des ersten Schnees sanft überdeckt wurde. ‹ Nicht unpassend für ein Leichenbegängnis ›, war einer von Laubmanns Gedanken am Morgen gewesen. Der Schnee lag auf den akkurat ausgerichteten Wegen, den blumengeschmückten wie auch den vergessenen Gräbern, den stolz repräsentierenden und den bescheidenen Grabsteinen, den kahlen und den immergrünen Bäumen – und auf dem Erdaushub des Grabes, in dem Franziska Ruhland zur letzten Ruhe gebettet war. Ihr Leichnam war von amtlicher Seite aus freigegeben worden.
    Philipp tat die Kälte wohl. Er ging oft auf Friedhöfen spazieren, mochte ihre Atmosphäre und kannte viele Grabstätten. In manchen Fällen wußte er etwas über das Leben der Verstorbenen, in anderen ließ er seine Phantasie spielen. Gelegentlich fand er bei seinen Friedhofsexkursionen auch Belustigendes, etwa die friedhofsamtlichen Beschilderungen mit ihren um Sachlichkeit bemühten Verwaltungsvorschriften. Zum Beispiel, daß das Ein- und Aussteigen über die Friedhofsmauer verboten ist, oder die Ermahnung, daß in biologische Abfallgruben nur Unkraut und verwelkte Sträuße gehören. Am Kolumbarium, dem Gebäude für die Urnenbestattung, hatte Laubmann einmal gar eine graue Mülltonne wahrgenommen, auf der die Aufschrift zu lesen war: «Keine heiße Asche einfüllen!»
    Es war ein

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