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Laubmann 2 - Bärenzwinger

Laubmann 2 - Bärenzwinger

Titel: Laubmann 2 - Bärenzwinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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entsetzt.
    «Weiß Ihre Mutter, daß Sie mich informieren?»
    «Nein, um Gottes willen!»
    «Dann schlage ich vor, wir drei behalten die Liebesgeschichte für uns und warten ab.»
    Die Tochter des Kastellans sah Philipp Laubmann voller Vertrauen an. Sie hatte das Gefühl, daß man sich auf ihn verlassen konnte.
    In unmittelbarer Nähe waren Friedemann Böhmer und Heinrich Ippendorff an die Burgmauer herangetreten, unterhielten sich aber nicht, sondern betrachteten nur die Altstadt Bambergs von oben. Hatten sie ihnen zugehört? Laubmann war nicht wohl dabei. Ippendorff schaute verstohlen zu ihnen herüber und zwinkerte Laubmann kurz zu.
    Der ging natürlich nicht darauf ein, sondern ließ seinen Blick nachdenklich auf der nahen Hoffmannsklause weilen. Er folgte mit seinen Augen den Fugenlinien der Steine. Sie schienen ihm klarer gegliedert als die menschlichen Leidenschaften. «Wissen Sie, daß mir das alles, das gesamte Geschehen der vergangenen Tage, irgendwie theatralisch erscheint? Als ob sich der Mord gar nicht wirklich ereignet hätte.»
    «Sie meinen, wie eine Inszenierung?»
    «Wenn Sie so wollen.»
    Gisela Merten war erleichtert, das Thema wechseln zu können. Ippendorff und Böhmer beachtete sie überhaupt nicht. «Dabei fällt mir ein, in einer der kommenden Wochen wird uns die Intendantin des Bamberger Stadttheaters einen Besuch abstatten. Sie plant für den übernächsten Sommer Burgfestspiele; sofern sich die Diözese finanziell beteiligt.»
    «Kein Wunder, bei dem, was sich hier abspielt.» Das klang sarkastisch.
    «Ich glaube, daß auf der Burg früher schon mal Theater gespielt wurde.» Gisela Merten blieb beim Thema.
    «Was verstehen Sie unter ‹früher›?»
    «Ich verwalte auch die Burgbibliothek. Und beim Ordnen hab ich ein altes Programmheft von 1905 gefunden. Wenn Sie noch Zeit haben, zeig ich’s Ihnen gleich.»
    Philipp hatte durchaus Zeit, denn für Bibliotheken hatte er immer Zeit. Und eh sich’s beide versahen, waren sie in den Palas geeilt. Als Sammler und Liebhaber von Büchern hätte er die Burgbibliothek schon längst in Augenschein genommen, wenn ihm nicht der Mord dazwischengekommen wäre.
    In seinem Eifer mußte er sich regelrecht bremsen, als sie an der Tür zum Bücherhort angelangt waren, in deren obere Hälfte man eine Glasscheibe eingesetzt hatte. Obgleich dieser Zugang eher auf ein Büro hinzudeuten schien, entpuppte sich der Raum dahinter als ein wahres Schatzkästchen, ein kleines Refugium, ja Universum der Buch- und Bibliothekspassion. Das merkte Laubmann auf Anhieb, als er sich mitten darin wiederfand und das Fluidum einsog. Riesig war der Bestand zwar nicht, aber allein der Gedanke, alte Werke entdecken zu können, die nicht in Buchhandlungen und nicht einmal in Antiquariaten aufzustöbern wären, machte ihn fast schwindelig.
    Die Ausgestaltung der Bibliothek kam ihm sogar bekannt vor, obwohl er doch noch nie hier gewesen war! Die angedeuteten Bogenfenster auf der rechten Seite, gegenüber eine Galerie mit metallenem Geländer, die allerdings wegen der Enge des Raums nur an dieser einen Seite ausgeführt war, davor eine Bibliothekstreppe aus Holz, die in einem Halbkreis verlief, oben in einem balkonartigen Vorbau endete und ebenfalls von sichernden Geländern begrenzt wurde, weiterhin das Porträt eines Fürstbischofs über dem Eingang, daneben links und rechts barocke Schränke in den Ecken, quergestellte modernere Regalreihen im Raum – ja, jetzt wurde es ihm klar: Das alles ähnelte der prächtigen Bibliothek in der Theologischen Fakultät! Eine Art Kopie, und das auf der Babenburg!
    Laubmann war einmal mehr so begeistert, daß er Giselas Anwesenheit völlig vergaß. Er stieg über die knarrende Bibliothekstreppe hinauf, nahm einen der herrlich in Leder gebundenen Klassiker heraus, schlug ihn auf, roch daran, strich mit den Fingern über die Buchstaben und klemmte ihn sich schließlich unter den Arm, um sogleich nach einem weiteren Exemplar zu greifen.
    Wie die Bamberger Bürger einst die Fassaden ihrer Häuser der fürstbischöflichen Residenz nachgebildet hatten, so hatten die Fürstbischöfe selber, als die Burg damals noch in ihrem Besitz war, anscheinend eine Burgbibliothek nach dem Vorbild der von ihnen begründeten universitären Bibliothek einbauen lassen.
    «Das ist ein wunderbares Reich, über das Sie hier gebieten.» Laubmann beneidete Gisela Merten darum.
    «Mir gehört es leider nicht. Die Burgbibliothek sollte nach dem Willen des letzten Grafen, Theodor

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