Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Laubmann 2 - Bärenzwinger

Laubmann 2 - Bärenzwinger

Titel: Laubmann 2 - Bärenzwinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
Vom Netzwerk:
zurück.
    Im selben Moment betrat Philipp Laubmann das Kaminzimmer. Erst vor kurzem war er nach seiner Fahrt zu den Kapuzinern wieder auf der Babenburg eingetroffen. Es war ihm nun schon zur Gewohnheit geworden, die Tagungsveranstaltungen zu versäumen. Er wirkte beunruhigt – wenn auch nicht deshalb. Still und leise suchte er sich einen Sessel in einer abgedunkelten Ecke des Raums und verharrte dort für eine ganze Weile schweigend und in sich gekehrt, als erwarte er eine Gefahr, zumindest eine Reaktion seitens der Anwesenden.
    Da nichts dergleichen geschah, wandte er sich laut an alle: «Kann mir jemand sagen, wo sich Kriminalkommissar Lürmann aufhält? In seinem Zimmer war er nicht.»
    «Während des Abendvortrags ist er gegangen», gab Friedemann Böhmer zur Antwort. «Aber fragen Sie mich nicht, wohin.»
    «Soll das heißen, wir müssen uns selbst um unsere Sicherheit kümmern?» protestierte Grunde. Ob vorwurfsvoll oder ironisch, war nicht klar.
    Der kirchentreue Professor Meister blinzelte verschlafen hinter seiner dickglasigen Brille, und Sophia Merten erschien mit dem Glühwein. Sie brachte vier gefüllte Trinkgläser auf einem Tablett herein. Vielleicht würde ja noch jemand anderes Lust darauf bekommen. Der heiße Glühwein dampfte. Eines der Gläser stellte sie neben Barbara Burgerroth ab; ein anderes unaufgefordert neben Heribert Bach, indem sie sich ein wenig über ihn beugte. Der vollends erwachte Peter Meister bat sie ebenfalls um ein Glas. Und überraschenderweise interessierte sich nun auch Heinrich Ippendorff dafür und schenkte ihr einen aufmunternden Blick.
    Laubmann hatte sich inzwischen nach draußen begeben. Er hoffte, Kommissar Lürmann trotz der nächtlichen Stunde im Burghof anzutreffen, nachdem er ihn sonst nirgendwo hatte finden können. Lürmann war ein Nachtschwärmer wie er.
    Aber wo genau sollte Laubmann nach ihm suchen? Auf Fußspuren konnte er nicht setzen, weil kein Schnee mehr vorhanden war. Er strich also eher ziellos umher, freilich nicht so unbekümmert wie sonst. Diesmal hatte er Angst; und die Angst war begründet. Laubmann achtete auf jedes Geräusch, auf jeden Schatten. Er erschrak sogar vor einem Kauz. Oder war es eine Eule? Das Tier hockte nachtfarben und stumm auf einem kahlen Ast, starr und aufrecht, lauerte auf Beute. Kaum daß es vom trüben, sternenlosen Himmel zu unterscheiden war. In freier Wildbahn hatte er ein solches Tier noch nie gesehen. Als Laubmann sich ihm näherte, flog es geräuschlos davon, als sei es ein Schemen, ein Unheilsvogel.
    In der Burgkapelle gewahrte er einen Lichtschimmer, der nicht vom Ewigen Licht herrühren konnte. Hatte der Kastellan vergessen, eine Lampe zu löschen? Hatte sich womöglich Bebenhausen dorthin verzogen, denn im Kaminzimmer war er nicht gewesen? Der keineswegs unbegründete Tatverdacht lastete schwer auf dem Professor, das war für alle unverkennbar.
    Laubmann vernahm ein Klappern, als würde jemand innerhalb der Kapelle irgend etwas irgendwo hineinlegen. Es kostete ihn Überwindung, sich der Eingangstür zu nähern und die Klinke vorsichtig nach unten zu drücken. Dummerweise schürfte die Tür am Rahmen, weil der sich in der Kälte verzogen hatte. Der unbekannte Kapellenbesucher fuhr herum.
    Laubman wäre am liebsten zurückgewichen, erkannte dann jedoch die Stimme Ernst Lürmanns. «Herr Dr. Laubmann? – Sie haben mich erschreckt.»
    «Sie mich nicht minder, obwohl ich Sie gesucht habe.» Laubmann huschte in die Kirche und zog die Tür hinter sich zu. Dort war es kälter als draußen.
    «Sie werden sich bestimmt wundern, was ich hier treibe», entschuldigte sich Lürmann.
    «Nicht im geringsten. Mir ist auch öfter nach Beten zumute.»
    «Das weniger. Nein, ich betrachte noch einmal die Gebetbücher, ob sie eventuell einen zusätzlichen Hinweis enthalten, der Professor von Bebenhausen belasten oder entlasten könnte. Ich will nichts übersehen haben.»
    Philipp Laubmann setzte sich in eine der hinteren Kirchenbänke, wobei er nicht vergaß, eine Kniebeuge Richtung Altar zu vollziehen. «Haben Sie einen solchen Hinweis gefunden?»
    «Bis jetzt nicht. Die Gebetbücher sehen alle völlig identisch aus. Aber vielleicht steckt in ihnen doch ein zweiter ‹Schlüssel› zu dem Fall, im übertragenen Sinne, meine ich.»
    «Da hab ich freilich ein konkreteres Indiz zu bieten.» Laubmann holte ein gefaltetes Blatt Papier aus der rechten Außentasche seiner Jacke, das durch den Transport schon etwas verknittert war. «Das hat

Weitere Kostenlose Bücher