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Laubmann 2 - Bärenzwinger

Laubmann 2 - Bärenzwinger

Titel: Laubmann 2 - Bärenzwinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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kaum vernommen, als er Lürmann rufen hörte: «Philipp! Verschwinden Sie von dort!»
    Laubmann preßte sich an die Erde des Abhangs, und in derselben Sekunde krachte ein Felsbrocken in der Größe eines Medizinballs auf die Grabplatte, just an der Stelle, wo die Blätter gelegen hatten. Der Ast zersplitterte, und ein abgesprengtes Stück der Platte prallte ihm gegen das Schienbein. In der Ferne schlug die Glocke der Burgkapelle Mitternacht, als wäre es eine Ironie.
    Lürmann hetzte heran, war er Laubmann doch ohne dessen Kenntnis gefolgt. «Sind Sie verletzt?» Er hatte seine Dienstwaffe in der Hand.
    «Nur mein Bein tut mir weh; aber ich kann auftreten.» Philipp hatte den Eindruck, er sehe sich selber zu.
    «Meine Güte, das hätte schlimm enden können. Wir sollten schleunigst verschwinden, ehe noch mal was runterkommt.» Lürmann steckte die Dienstwaffe weg, nahm die Blätter, die von der Grabplatte geglitten waren, an sich und achtete darauf, daß Laubmann vorausging.
    Der blickte immer wieder nach oben. «Glauben Sie, daß das ein Zufall war?»
    «Das war kein Unfall. Es hätte nur wie einer wirken sollen, wenn der Stein Sie getroffen hätte. Der wurde über dem Abhang losgelöst, als Sie genau am für Sie ausgesuchten Platz standen; davon bin ich überzeugt.»
    «Ich glaube gar, Sie haben mir gerade das Leben bewahrt.»
    «Wir wollen nicht übertreiben.»
    Schweigend liefen sie weiter, wobei Laubmann ein wenig hinkte.
    Auf dem Treppenweg blieb er stehen und wartete, bis Lürmann neben ihm war. «Ich denke, als der Gerettete kann ich vorschlagen, daß du, wie vorhin, Philipp zu mir sagst und ich Ernst zu dir. Außerdem bin ich der Ältere.»
    «So sollten wir es halten.» Sie gaben sich die Hand.
    Vor der Zugbrücke schauten sie sich um, ob jemand, den sie kannten, zu entdecken sei.
    «Nach den Regeln effektiver Ermittlungsarbeit müßten wir unverzüglich überprüfen, ob alle derzeitigen Burgbewohner auf ihren Zimmern sind. Andererseits, wenn einer nicht auf seinem Zimmer wäre, würde das noch nichts beweisen», erwog Lürmann, der sich aufgedreht und tatendurstig fühlte, froh darüber, Philipp nachgegangen zu sein. Und nebenbei, so erwarb man sich Meriten.
    «Ich schlage vor, wir tun dasselbe wie vor einer Stunde. Wir begeben uns in die Burgkapelle und harren aus. Könnte ja sein, daß bald jemand durchs Torhaus hereinkommt.» Philipp sah im Schein einer der Burglaternen blaß aus, was freilich auch an dem matten weißlichen Licht liegen konnte.
    «Bist du nicht erschöpft? Willst du dich nicht viel lieber ausruhen? Ich kann über die Einsatzzentrale einen Arzt rufen.»
    «Laß mal; ich hab nur einen blauen Fleck am Bein. Und schlafen kann ich jetzt bestimmt nicht.»
    «Ich könnte zumindest Dr. Röttinger wecken.»
    «Wozu? Ich bin doch nicht am Kopf verletzt.»
    Leise schlossen sie die Kapellentür von innen, verzichteten darauf, Licht zu machen, und sprachen fortan nur noch flüsternd miteinander.
    Philipp ließen die Gedanken an das Erlebte nicht los, schon gar nicht hier in der Dunkelheit. Ihn fröstelte immer wieder. Aber die in seinem Wagen vergessenen Ohrenschützer hätten ihn jetzt bloß gestört. Lediglich die Anwesenheit Ernst Lürmanns und das Ewige Licht beruhigten ihn. Trotzdem, auch ein wenig Stolz schlich sich ein. «Wenn’s ein Anschlag auf mich war, der vielleicht bloß eine Warnung sein sollte, dann bedeutet das ohne Zweifel, daß ich den Mörder durch irgendwas aufgeschreckt haben muß, und zwar ich allein. Etwa in einem Gespräch oder durch eine unbewußte Beobachtung. Ich müßte also nur dahinterkommen, was es war.»
    «Es könnte sich auch um einen Racheakt handeln. – Ich werde in aller Früh Glaser informieren und den Erkennungsdienst antreten lassen.» Lürmann wollte Zuversicht verbreiten. «Die werden das Waldstück bei Tageslicht durchkämmen. Und ich fürchte, wir müssen alle erneut befragen.»
    «Wenn ihr das für notwendig erachtet. Aber ich gebe zu bedenken, daß der Täter damit rechnet und präpariert sein wird. Das Gegenteil würde ihn eher verunsichern; wenn ihr euch nämlich entschließen könntet, nichts zu unternehmen.»
    Die Nacht jedoch brachte keine Aufregung und keine Aufklärung mehr. Alles blieb ruhig, versank in einer lähmenden Lautlosigkeit. Sie warteten vergeblich, so an die zwei Stunden, und waren am Ende völlig durchgefroren.

D O N N E R S T A G · 1 9 . J A N U A R
    Der Wollpullover wärmte gut, spürte Laubmann, und war wenigstens froh, daß er

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