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Laubmann 2 - Bärenzwinger

Laubmann 2 - Bärenzwinger

Titel: Laubmann 2 - Bärenzwinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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Korridors, die Augen auf diese gerichtet.
    Nach einigen Sekunden zog Laubmann erneut die Pläne zu Rate. «Exakt hinter diesem Teil der Wand ist der Gang, der den ‹Bärenzwinger› mit dem Konferenzsaal verbindet. Das heißt, wenn wir durch diesen Wandabschnitt vor uns schauen könnten, müßte unser Blick geradewegs auf die Tür treffen, durch die der Konferenzsaal von oben her zu betreten ist. Die übrige Wand hier rechts von uns muß also mit der hinteren Seitenwand des ‹Bärenzwingers› identisch sein.»
    Lürmann und Glöcklein sahen angestrengt auf die Baupläne. Zum ersten Mal wurden ihnen die räumlichen Zusammenhänge so richtig bewußt.
    «Der Korridor, in dem wir uns aufhalten, wird ehedem der Hinterbühne des Theaters entsprochen haben.» Laubmann befühlte die Stofftapete. Mehr zu sich sagte er: «Wie die Tapete im ‹Bärenzwinger›.» Und an Ernst Lürmann gewandt: «Wir sollten die Bodenleiste näher untersuchen. Wenn der ältere Plan und die Beschreibung des Grafen mit der Realität übereinstimmen, müßte sich ein Teil der Leiste bewegen lassen.»
    Sie knieten sich beide auf den eiskalten Dielenboden und rüttelten an verschiedenen Stellen der Holzleiste. Tatsächlich ließ sich ein circa zwanzig Zentimeter breites Stück nach oben schieben, das mit den Leistenteilen rechts und links nach dem Prinzip von Nut und Feder verbunden war. Glöcklein richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf die freigelegte Stelle.
    Die Stofftapete reichte bis zum Fußboden. Lürmann war ernüchtert, denn er hatte darauf spekuliert, unter der herausgenommenen Leiste einen Papierfetzen mit einer kryptischen Botschaft vorzufinden. Die Tapete war dort jedoch nicht an der Wand befestigt, so daß er sie anheben konnte. Was dahinter zum Vorschein kam, frappierte ihn dann schon: eine kleine Öffnung für einen Schlüssel.
    Darauf hatte Laubmann nur gewartet. Er holte aus dem Briefkuvert den zweiten Schlüssel heraus, und der paßte wie angegossen. Er probierte vorsichtig, ob er sich bewegen ließ. Und wie von Zauberhand schwang die Wand plötzlich auf einem Meter Breite und in ganzer Höhe in ihre Richtung auf. Dünne Zierleisten, die senkrecht verliefen, hielten nicht nur die Stofftapete an der Wand fest, sondern hatten auch die feinen Schlitze verborgen.
    «Klopft an, so wird euch aufgetan. Matthäusevangelium, Kapitel 7, Vers 7.» Laubmann war sichtlich mit sich zufrieden.
    Glöcklein und Lürmann dagegen waren verwirrt. Nicht allein die Geheimtür brachte sie durcheinander, sondern noch mehr die Seilstränge, die sie in dem Hohlraum erspähten. Sie spürten erneut die feuchte Luft.
    «Das», erklärte Laubmann, «sind Theaterzüge. Zwei Seile – ein Zug und ein Gegenzug – mit einer Eisenklemme daran, die als Bremse dient. Damit läßt sich eine Kulisse rauf- und runterfahren.»
    «So ein Theater», stammelte Glöcklein. «Davon hab ich gar nichts gewußt.»
    Lürmann grübelte: «Trotzdem, wie paßt das jetzt alles mit dem Mord zusammen? Wir haben im Keller den Schacht, wir haben hinter diesem Wandstück den Gang zum Konferenzsaal und rechts daneben den ‹Bärenzwinger›?»
    «Einen Versuch ist es wert», schlug Laubmann vor. «Die Seile laufen mit Sicherheit über Rollen. Wenn wir die Eisenklemme lösen und an den Seilen in unterschiedliche Richtungen ziehen, müßte das Gegengewicht, das an einem der Seile hängt, nach unten in den Schacht fahren.»
    «Das bedeutet aber, daß zugleich ein anderes Gewicht irgendwo hochgezogen wird … zum Beispiel eine Kulisse.»
    Philipp machte eine bejahende Geste, und beide machten sich mit Bedacht ans Werk, während Glöcklein weiterhin für die Beleuchtung sorgte.
    Gleich darauf geschah in seinen Augen nun wirklich ein Wunder. Die Wand rechts von ihnen begann sich mit einem kratzenden, schabenden Geräusch langsam zu heben. Erst als ein Durchlaß von über einem Meter entstanden war, stieß sie an eine Sperre. Der «Bärenzwinger» lag sozusagen geöffnet vor ihnen, ja, sie konnten die Rückenlehne des fürstbischöflichen Sofas darin erkennen.
    «Gebenedeit sei Ihr Scharfsinn, Herr Dr. Laubmann», rief der Prälat aus. Für einen Moment war es ihm gleichgültig, ob jemand davon aufwachte.
    «Was mir in der ersten Nacht auf der Babenburg den Schlaf geraubt hat, war weder eine Einbildung noch das Burggespenst.» Laubmann fühlte sich rehabilitiert.
    «Mein Kompliment», sagte Ernst Lürmann, der die Seile mit der Eisenklemme von neuem gesichert hatte, «du hast den Fall

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