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Laubmann 2 - Bärenzwinger

Laubmann 2 - Bärenzwinger

Titel: Laubmann 2 - Bärenzwinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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gelöst.»
    Philipp winkte bescheiden ab. «Ich hatte Unterstützung durch das Liegenschaftsamt sowie im Geiste durch den verstorbenen Grafen. Und zuletzt hat mir sogar das hochziehbare Gittertor im echten Bärenzwinger geholfen. Im übrigen haben wir nur die wahrscheinliche Erklärung dafür gefunden, wie der Mörder den Tatort unbemerkt betreten und verlassen konnte. Aber die Tat kann nach wie vor jeder begangen haben, ein Mann oder eine Frau, denn die Züge lassen sich kinderleicht bedienen, wenn man sich damit auskennt.»
    «Wir werden unser Zeitschema und die Aussagen aller Beteiligten grundlegend zu überdenken haben. Kollege Glaser wird nicht erfreut sein.»
    «Sie sagen ‹auskennt›.» Albert Glöcklein griff Laubmanns Bemerkung auf. «Ich denke, wir sollten unsere Aufmerksamkeit zuerst der Frage widmen, wer überhaupt Kenntnis von den hiesigen Kulissenzügen hat respektive von der gesamten Vorrichtung.»
    «Die Mertens», antwortete Kriminalkommissar Lürmann spontan. Sie redeten längst wieder mit gedämpften Stimmen.
    «Der Verdacht ist nicht neu», meinte Laubmann.
    «Sie sind die einzigen, die sehr gut mit der Burg vertraut sind. Hans Merten könnte jederzeit in den fünfzehn Jahren als Hausmeister der Babenburg auf den Mechanismus gestoßen sein.»
    «Er hat mir bei unserer ersten Suche nach Professor Forster am vergangenen Sonntag beiläufig mitgeteilt, daß es keinen Schlüssel für die Schacht-Tür gibt.»
    «Das könnte genausogut gegen ihn sprechen. Du selbst hast vorhin seine Aussage widerlegt.»
    Laubmann mußte einräumen, daß Lürmanns Argumente nicht ohne Belang waren. Doch weshalb hatte ihn Gisela Merten dann auf das Theaterprogramm aus dem Jahr 1905 hingewiesen? War sie ahnungslos oder hatte sie ihn mit der Don-Juan-Spur irreführen wollen, weil es letztlich nur um den aus den Bauplänen ersichtlichen Theatermechanismus ging, der ihm zu der Zeit noch unbekannt war? War das Verbrennen des Programmhefts also gewissermaßen eine theatralische Inszenierung, die ihn vom Wesentlichen ablenken sollte? Mit der zufälligen Verbindung zum kirchlichen Liegenschaftsamt und dem zufälligen Schlüsselfund dortselbst konnte schließlich niemand rechnen. Es sei denn, das Spiel war perfider und monströser, als er es sich vorzustellen vermochte.
    Albert Glöcklein äußerte die Vermutung, daß eventuell ein ehemaliger Architekt oder ein früherer Handwerker noch etwas von dem Mechanismus wußten. «Einer der Tagungsgäste könnte über einen dementsprechenden Kontakt verfügen.»
    «Mitwisser erhöhen das Risiko», erwiderte Lürmann. «Und welchen Groll sollte ein Handwerker, der inzwischen vielleicht schon seine Rente erhält, gegen einen südamerikanischen Professor hegen, daß er sich der Gefahr aussetzt, wegen Beihilfe zum Mord angeklagt zu werden?»
    Laubmann war überzeugt, der verstorbene Theodor von Hohenfranken habe möglichst wenig Aufhebens von der Angelegenheit gemacht und lediglich in Ausnahmefällen jemanden eingeweiht. «Engelbert Graf von Hohenfranken, sein Oheim, hat Anfang des 20. Jahrhunderts den Abbruch des Burg-Theaters und den Umbau der Gebäude veranlaßt. Eine einzige funktionstüchtige Kulissenwand bestehen zu lassen, war eine seiner Marotten; die Grille eines Sonderlings. Er hielt sein Spielzeug für eine Attraktion, und es war ihm ein Spaß, Gäste zu erschrecken – oder Damen zu beeindrucken, denn für amouröse Abenteuer war er immer zu haben. Ein Don Juan. Der heutige Besprechungsraum war bestens als Séparée geeignet. – So ist das jedenfalls den Aufzeichnungen seines Nachfahren zu entnehmen.»
    Prälat Glöcklein war schockiert: «Abgründe.»
    Der Moraltheologe belächelte ihn, was der Prälat in der Dunkelheit freilich nicht wahrnahm. «Ich glaube, Theodor von Hohenfranken, als letzter Nachkomme, schwankte zwischen Geschichtsbewußtsein und der Wahrung eines unbeschädigten Rufs seiner traditionsreichen Familie.»
    Ernst Lürmann beendete die Debatte. «Wir müssen aufpassen, daß uns keiner auf die Schliche kommt.» Im Beisein seiner Begleiter als Zeugen wollte er die Kulissenwand noch auf Spuren hin untersuchen, bevor alles wieder in den vormaligen Zustand versetzt werden sollte. «Die beiden Schlüssel verwahre ich.»
    «Für unsere Schlüssel-Sammlung», flüsterte Laubmann. In Gedanken zählte er sie auf: der Schlüssel zum «Bärenzwinger», der Zimmerschlüssel Forsters, der Schlüssel für die Eichentür, der für die Schacht-Tür, der für die Öffnung hinter

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