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Laubmann 2 - Bärenzwinger

Laubmann 2 - Bärenzwinger

Titel: Laubmann 2 - Bärenzwinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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ich jedoch vermisse, sind eindeutige Hinweise auf die Täterschaft. Wo bleiben die klaren Indizien, wo bleiben die Motive?» Die Professoren Bach und Meister pflichteten ihm bei.
    «Nicht so voreilig.» Kriminalhauptkommissar Dietmar Glaser reagierte ungehalten. «Wir konnten eine Menge Fingerabdrücke zuordnen, Fingerabdrücke auf der Tatwaffe, Fingerabdrücke auf den Papieren des Toten, Fingerabdrücke auf den Möbelstücken in diesem Raum, auf der Tür und am Fenster. Auch Ihre sind darunter, Herr Professor Ippendorff. Unser Erkennungsdienst hat gründlich gearbeitet. Und was die Motive anbelangt, da steht uns eine breite Auswahl zur Verfügung: Mißgunst, Eifersucht, Streit, Geld oder, wie in Ihrem Fall, Rache.»
    «Sie überschätzen meine Emotionen.»
    Philipp Laubmann schwitzte ein wenig, was ihm wie immer lästig war. Die Luft war stickig geworden. Er fühlte nach seinem Stofftaschentuch, konzentrierte sich dann aber. «Verfügt jemand über Kenntnisse in Denkmalpflege?»
    Die Frage verklang ohne Resonanz; niemand hatte sie richtig ernstgenommen, nicht einmal Lürmann, der wieder zugegen war.
    «Aus den Burgplänen und den Aufzeichnungen des Grafen Theodor von Hohenfranken, die mir das Liegenschaftsamt der Erzdiözese zur Verfügung gestellt hat» – Laubmann wies die Pläne und Unterlagen vor –, «habe ich alles über die Ihnen dargelegte Theatergeschichte der Babenburg erfahren. Leider wurde mir erst am heutigen Vormittag eine Seminararbeit überbracht, die 1973 unter dem sinnigen Titel ‹Eine Burg und ihr Theater› verfaßt worden ist, und zwar von einem Studenten namens Friedemann Böhmer.»
    Alle blickten auf den Institutsleiter aus Dresden.
    «Existiert denn die Arbeit überhaupt noch? Wahrscheinlich besitze ich nicht mal mehr ein Exemplar davon.» Es gefiel dem bedachtsamen Böhmer nicht, dermaßen Mittelpunkt des allgemeinen Interesses zu sein. «Ich hatte am Ende meines Studiums ein Seminar über Denkmalpflege belegt. – Kann ich mir das Exemplar ausborgen?»
    «Wie sind Sie damals an die Informationen gelangt?»
    «Ich bitte Sie, wie soll ich mich angesichts der langen Zeit so genau erinnern? Ich glaube, ich wollte was Theologisches über die Burgkapelle schreiben und Graf Hohenfranken hat mir das genannte Thema von sich aus angeboten; vermutlich aus einer Laune heraus.»
    «Bereits ein flüchtiges Durchblättern Ihrer damaligen Arbeit zeigt, daß Sie von dem ursprünglichen Theatermechanismus wußten, wie er vor dem Umbau zu Beginn des 20. Jahrhunderts existiert hat», sagte Glaser. «Ihr Wissen macht Sie sehr verdächtig. Vor allem: Warum haben Sie uns nicht darauf hingewiesen?»
    «Weil ich von dem Mechanismus, den Sie vorgeführt haben, keine Ahnung hatte. Das gesamte Theater ist doch schon vor ewigen Zeiten verschwunden. Ich habe lediglich das beschrieben und wohl im Seminar darüber referiert, wovon mir der Graf berichtet hat.»
    «Nicht sehr wissenschaftlich, ohne sonstige Quellen», meinte Laubmann.
    «Ja und? Der Seminarbesuch war freiwillig, und für den Seminarschein hat’s gereicht.»
    Laubmann gab sich damit nicht zufrieden. «Sie waren einer von denjenigen, die am Abend, an dem der Mord verübt wurde, zu spät zum Referat ihres Kollegen Grunde erschienen sind. Zudem haben Sie den Vortragssaal während des Referats zweimal verlassen.»
    Böhmer antwortete mit seiner sonoren Stimme und einem angedeuteten Lächeln: «Wie einem das mit Problemen im Magen-Darm-Trakt leicht passieren kann.» Etliche Kollegen schmunzelten ebenfalls. Christa Schanz-Haberberger hustete, weil sie an ihre Erkrankung dachte.
    Philipp Laubmann blieb ernst. «Wir gehen davon aus, daß der Täter Handschuhe trug. Mir ist im Gedächtnis geblieben, daß ich am Vortragsabend vom Konferenzsaal aus einen kurz aufleuchtenden Feuerschein in der Burgschmiede gesehen habe, als hätte jemand den Ofen dort bei ansonsten völliger Dunkelheit geöffnet. Der Täter könnte seine Handschuhe nach dem Mord verbrannt haben, denn er konnte nicht sicher sein, ob nicht doch Hautpartikel des Opfers oder winzige Blutspuren haften geblieben waren, die man mittels einer DNA-Analyse hätte zuordnen können. Ich will damit sagen, Sie hatten die Gelegenheit, diese Handschuhe zu beseitigen. Und von der Burgführung her hatten Sie die Kenntnis, daß der alte Ofen in der Burgschmiede immer am Brennen gehalten wird.»
    «Lieber Herr Laubmann, die Kenntnis teile ich mit so ziemlich allen hier im Raum. Und am ehesten kennt sich der Kastellan

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