Laubmann 2 - Bärenzwinger
mit dem Ofen aus.»
Hans Merten empörte sich: «Ich war an dem Abend nicht dort!»
«Meine Handschuhe befinden sich im übrigen auf meinem Zimmer», betonte Böhmer.
«Ich weiß», grinste Laubmann süffisant, «die Macht der Gewohnheit. Am vergangenen Sonntagnachmittag, also vor dem Mord, haben Sie im Burgwald beim Verlassen des unterirdischen Fluchtgangs – Sie erinnern sich? – Ihre braunen Lederhandschuhe angezogen.Wir haben uns noch gegenseitig in unsere Winterjacken geholfen. Am Mittwochmorgen, als wir uns vor der Burg begegnet sind, hatten Sie Ihre Lederhandschuhe angeblich vergessen, obwohl’s draußen ziemlich ungemütlich war.»
«Sie aber auch.»
«Ich wurde mit dem Wagen abgeholt.» Philipp Laubmann ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. «Sie haben an besagtem Mittwoch auf meine Nachfrage zu den Handschuhen ziemlich aggressiv reagiert. – Ich denke, es gab zwei identische Handschuhpaare, denn der Mord war exakt geplant. Das erste Paar vom Sonntag wurde bei der Tat benutzt und danach verbrannt. An das Ersatzpaar, das von Anfang an auf Ihrem Zimmer bereitlag, haben Sie am Mittwoch beim Weggehen einfach nicht gedacht. ‹Die Macht der Gewohnheit› – das waren Ihre Worte.
Außerdem ist mir aufgefallen, daß Ihre schwarze Wolljacke, die Sie, wie wir sehen, mit Vorliebe tragen, am Sonntag sowohl beim Abendessen als auch bei Ihrem verspäteten Erscheinen im Konferenzsaal geschlossen war. Warum wohl? Weil Sie die Handschuhe darunter verborgen hatten. Schließlich mußten Sie schon während des Abendessens, das Sie vorzeitig verlassen haben, die Unterlagen des Opfers unter Vermeidung von Fingerabdrücken in den ‹Bärenzwinger› bringen. Nach Ihrer Rückkehr aus der Burgschmiede dagegen war die Jacke offen.»
Kommissar Lürmann merkte an, daß man gegebenenfalls überprüfen könne, ob zwei identische Paare gekauft worden seien. «Wir vermuten auch, daß die Handschuhe einer der Gründe für den Anschlag auf Dr. Laubmann am Marcus-Grab waren.» Vom Anschlag wußten die meisten der Anwesenden noch gar nichts.
«Mit meiner Frage nach Ihren Handschuhen», fuhr Laubmann fort, «bin ich Ihrem Plan zu nahe gekommen. Dann noch unsere Befragung am Vorabend zu Ihrer Jacke sowie den Wollfasern und nicht zuletzt das Gespräch zwischen Frau Merten und mir über das geschichtsträchtige Theaterprogramm in der Burgbibliothek, das Sie und Professor Ippendorff zufällig im Burghof belauscht haben.»
Heinrich Ippendorff war erzürnt: «Was konstruieren Sie da schon wieder gegen mich?»
«Was heißt hier, gegen Sie?» schimpfte Böhmer. «Die Herren versuchen doch, auf ganz fadenscheinige Weise etwas gegen mich auszuhecken. Es wäre viel gescheiter, sie würden auch mal andere in ihre Spekulationen einbeziehen.»
Seine direkten Nachbarn waren mit ihren Stühlen bereits ein wenig von ihm weggerückt. Dr. Friedemann Böhmer wirkte zunehmend isoliert.
Laubmann fragte Ippendorff: «Hat Sie Herr Böhmer, nachdem Frau Merten und ich gegangen waren, nicht bald darauf allein gelassen?»
«Das mag schon sein.»
«Ich bin davon überzeugt, er ist uns nachgekommen und hat durch die Glasscheibe in der Tür beobachtet, aus welchem Regal der Burgbibliothek Frau Merten das Theaterprogramm entnommen hat. Ich gestehe, ich habe ihn dort nicht bemerkt, weil mich die Bücher fasziniert haben. Er hat wohl geglaubt, wenn das Heft beseitigt ist, gäbe es keinen unmittelbaren Hinweis mehr auf das Burg-Theater. – Der Mord mag ja genau durchdacht gewesen sein, aber der ‹Überfall› in der Burgbibliothek war dilettantisch. Ich halte das für eine Kurzschlußhandlung, zumal das Heft, Herr Dr. Böhmer, nicht rückstandslos im Kamin verbrannt ist und im Liegenschaftsamt ein zweites Exemplar vorhanden war.» Laubmann präsentierte es. «Kirchliche Archive bergen manche Kostbarkeiten.»
Kommissar Glaser wechselte das Thema. «Das Zimmer des Toten wurde ebenfalls durchsucht, wenn auch sehr oberflächlich. Das dürfte unmittelbar nach dem Mord geschehen sein, denn Professor Forster hat am Abend im Gespräch mit Dr. Laubmann darüber nichts berichtet. Die Spuren der Durchsuchung wurden von uns noch in der Mordnacht gesichert. Wie’s der Zufall wollte, das Gästezimmer liegt gleich neben dem Zugang zum Theatermechanismus, also gewissermaßen am Weg. Deshalb hat der Täter den Zimmerschlüssel des Opfers benötigt, den er dann der Einfachheit halber von innen hat steckenlassen.»
«Sie können mich nicht dafür verantwortlich
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