Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Laubmann 2 - Bärenzwinger

Laubmann 2 - Bärenzwinger

Titel: Laubmann 2 - Bärenzwinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
Vom Netzwerk:
machen, daß der von mir sehr geschätzte Alfonso seinen Schlüssel dort vergessen hat. Er hatte schon zu unserer gemeinsamen Zeit in Bamberg mit seiner Vergeßlichkeit zu kämpfen.» Böhmer wischte die Anschuldigung fort. «Im übrigen, ich hätte in seinem Zimmer gar nichts zu suchen gehabt.»
    «Doch», widersprach Laubmann, «Ihre Doktorarbeit. Und das führt uns unweigerlich zum entscheidenden Tatmotiv.» Philipp hatte auch diese dabei, nämlich das Exemplar, das er sich in der Bibliothek der Theologischen Fakultät ausgeliehen hatte. Er hielt es mit der rechten Hand hoch. « Unfreiheit als Folge unbeschränkter Freiheit.» Mit seiner linken Hand zeigte er das noch auf ältlichem Thermopapier kopierte Manuskript von Alfonso Forster, das er bei den Kapuzinern erhalten hatte: « Freiheit und Freisein.»
    Die Inhalte hatte er als Theologe, und erst recht als Moraltheologe, angemessener beurteilen können als die fachfremden Kriminaler. «Ich habe die beiden Arbeiten in den wichtigsten Abschnitten miteinander verglichen, was mich etliche Stunden Schlaf gekostet hat, und ich behaupte, daß Ihre Theorien in Wirklichkeit die Theorien Alfonso Forsters waren. – Herr Doktor Böhmer, Sie haben mit Ihrer Dissertation ein Plagiat begangen.»
    «Unsinn! Wenn, dann eher umgekehrt! Forster hat meine Theorien übernommen. Seine Arbeit ist nach meiner erschienen, und zwar in Petrópolis und nur auf Portugiesisch.»
    Laubmann war keineswegs verunsichert. «Sie kennen sich gut damit aus. Aber ich bleibe bei meiner Behauptung.
    1977 waren Sie mit Alfonso Forster in Bamberg am selben Lehrstuhl beschäftigt. Sie waren – meine Hypothese – mit Ihrer Dissertation im Verzug, und er steckte in den Vorbereitungen für Brasilien. Er würde nichts bemerken und bald sehr weit weg sein. Sie jedoch wollten in Freiburg Ihre neue Stelle antreten. So haben Sie es in Ihrer Zeitnot riskiert, Einblick in seine Forschungsergebnisse zu nehmen.» Laubmann wurde spöttisch. «Vielleicht hatte er – wie Sie sagen – schlicht ‹vergessen›, seinen Schrank oder seinen Schreibtisch abzuschließen. – Daß Forster viel später und ohne Argwohn sein Manuskript veröffentlicht hat, mußte Sie kaum tangieren, da es nicht in deutscher Übersetzung erhältlich war und ist. Obwohl Sie sich dessen nie sicher sein konnten. Und zu Recht.
    Wovon Sie nämlich keine Ahnung hatten, er hat seinen ersten Entwurf als Fotokopie, die ich gerade vorgelegt habe, noch vor seiner Abreise einem Freund zur Durchsicht überlassen. Von diesem Freund, Pater Anton Baireuther, habe ich sie indirekt ausgehändigt bekommen; und ich habe heute mit ihm telefoniert.
    Pater Anton hat die Kopie über die Jahrzehnte hinweg aufbewahrt, Ihren geistigen Diebstahl aber erst vor nicht allzulanger Zeit entdeckt und Professor Forster kürzlich darauf aufmerksam gemacht. Der hat sich daraufhin Ihre Dissertation in der theologischen Bibliothek besorgt, woran sich die Bibliotheksangestellte erinnern kann. Die Daten sind auch im Computer. Und das haben Sie mitgekriegt, denn Sie waren am selben Tag, am dritten Januar, an der Theologischen Fakultät und haben sich selbst nach Ihrer Dissertation erkundigt.»
    Dietmar Glaser setzte die Indizienkette fort: «Sie hatten sicher von dem Gerücht gehört, daß der in Petrópolis emeritierte Alfonso Forster für immer nach Deutschland zurückkehren wollte, ja daß er als zukünftiger Präsident des Collegiums Theologicum et Philosophicum im Gespräch war. Das heißt, Sie mußten mit einem Skandal rechnen, vielleicht sogar während dieser Tagung. Sie sahen Ihre jahrzehntelangen Befürchtungen Realität werden. Er hätte Sie bloßstellen oder sein Buch hätte ins Deutsche übertragen werden können. Das hätte Sie Ihren Ruf gekostet; Ihre Karriere wäre beendet gewesen.»
    Die Zuhörenden schwiegen betreten, und Böhmer hielt es für angebracht, es ihnen vorerst gleichzutun. Möglicherweise fühlte sich mancher oder manche sogar ein wenig schuldig beim Überdenken der eigenen Laufbahn. Grunde zerkaute eine säurebindende Magentablette.
    An der Tür erschien einer der Beamten des Erkennungsdienstes, ein dünner, kleiner Mann mittleren Alters, und machte Lürmann ein Zeichen, was zu einer kurzen Unterbrechung führte. Der Kriminalkommissar ging für eine halbe Minute hinaus. Bei seiner Rückkunft trug er einige Gegenstände, die ihm der Beamte übergeben hatte, in den Außentaschen seines Jacketts mit sich und gab seinerseits Glaser ein bestätigendes

Weitere Kostenlose Bücher