Lauf des Lebens
Erinnerung.
„Okay“,wisperte sie und begann, sein Hemd aufzuknöpfen. Sein warmer, verführerischer Körper kam zum Vorschein. Sie presste ihren Mund auf seine Brust, spürte sein krauses Brusthaar auf ihren Lippen und die Schauder, die über seine Haut liefen. Die Erregung, die sie jedes Mal erfasste, wenn sie seinen Körper nur berührte, übernahm auch jetzt sofort das Kommando. Sie öffnete seinen Gürtel und half ihm aus der Hose. Er spreizte ihre Beine und legte sich zwischen sie. Sie war bereits so erregt, dass keine weiteren vorbereitenden Liebesspiele notwendig waren.
Mit langsamen, gleitenden Stößen nahm er sie. Sie passte ihren Körper seinem Gewicht und seinen Bewegungen an, ließ die Erregung aufwallen und sich in einer riesigen Welle fortreißen.
Nur diese Nacht noch. Dann war es vorbei.
13. KAPITEL
Es wurde nicht besser. Dione hätte gedacht, dass der Schmerz irgendwann nachlassen würde, selbst wenn die Wunde nie ganz verheilte. Doch der Schmerz hatte nicht die übliche Entwicklung genommen, seit sie am Sky Harbor Airport ins Flugzeug gestiegen war. Er hatte keine akute Spitze gehabt und flaute auch nicht langsam und stetig ab. Stattdessen nagte er allgegenwärtig an ihr. Wenn sie ihn tagsüber, während der Arbeit mit ihrem neuen Patienten Kevin, zeitweise vergaß, kehrte er am Abend, wenn sie alleine in ihrem Bett lag, umso heftiger zurück.
Von Phoenix aus betrachtet, schien Milwaukee am anderen Ende der Welt zu liegen. Innerhalb weniger Stunden hatte Dione eine trockene Wüstenkulisse gegen meterhohen Schnee eingetauscht. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr überhaupt nie mehr warm werden. Die Colberts waren nette, freundliche Leute, die besorgt alles in ihrer Macht Stehende taten, um ihr mit Kevin zu helfen. Und Kevin war ein wahrer Schatz, aber er war eben nicht Blake. Die kleinen Kinderärmchen, die sich spontan um ihren Hals schlangen, stillten ihr Bedürfnis nach kräftigen Männerarmen nicht. Und die entzückenden nassen Küsse, die Kevin und seine kleine Schwester Amy ihr jeden Abend gaben, ersetzten die Küsse nicht, die sie in eine erotische Zauberwelt entführt hatten.
Dione hätte nie gedacht, dass sie auch die Auseinandersetzungen, Kraftproben und lauten, ungestümen Wortwechsel mit Blake vermissen würde, aber das tat sie. Sie vermisste alles, was mit ihm zu tun hatte – von seiner morgendlichen Muffeligkeit bis zu seinem spitzbübischen Lächeln, das sein Gesicht erhellte, wenn er sie neckte.
Mit fast närrischer Verzweiflung wünschte sich Dione, dass ihre letzte Liebesnacht ihr ein Baby von Blake bescheren würde. Er hatte in der Nacht nicht verhütet – und seit fast drei Wochen wagte sie nun schon zu hoffen. Doch dann stellte sie fest, dass sie nicht schwanger war, und ihre Welt versank erneut in Dunkelheit.
Als sie in der Post einen dicken, von Dr. Norwood weitergeleiteten Scheck fand, konnte sie beim Anblick von Blakes Unterschrift nur mühsam einen Schmerzensschrei unterdrücken. Am liebsten hätte sie den Scheck zerrissen, doch das ging nicht, denn er umfasste das gesamte vereinbarte Honorar. Sie fuhr mit der Fingerkuppe über die kühne, eckige Schrift. Es war genau so, wie sie es vorausgesehen hatte: Mit ihrer Abreise war sie zu einer Episode seiner Vergangenheit geworden.
Sie hatte das getan, was für ihn am besten war, aber nicht geahnt, dass sie ihr restliches Leben in einem Zustand des Dauerschmerzes würde verbringen müssen.
Mit grimmiger Entschlossenheit zog sie die Verteidigungswälle wieder hoch, die Blake eingerissen hatte. Sie brauchte sie, um dahinter ihre schmerzlichen Erinnerungen zu verbannen, um die Dunkelheit auf Abstand zu halten. Eines Tages, so hoffte sie, als sie in den grauen Winterhimmel blickte, würde sie ihre Lebensfreude zurückgewinnen. Eines Tages würde die Sonne auch für sie wieder scheinen.
Dione war genau einen Monat bei den Colberts, als sie ans Telefon gerufen wurde. Verblüfft runzelte sie die Stirn, gab Kevin zur Beschäftigung ein Malbuch und Buntstifte und ging in den Flur, um das Gespräch entgegenzunehmen.
„Ein Mann“, flüsterte Francine Colbert und lächelte entzückt. Dann eilte sie hinaus, um nachzuschauen, warum Amy plötzlich wie am Spieß brüllte.
Dione nahm den Hörer ans Ohr. „Hallo“, sagte sie zögernd.
„Ich beiße nicht“, hörte sie eine tiefe, volle und amüsiert klingende Stimme. Sie sackte gegen die Wand. Ihre Knie drohten einzuknicken.
„Blake!“, flüsterte sie.
„Jetzt bist
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