Lauf des Lebens
an Serenas Gesellschaft Diones Begeisterung für ihren Plan etwas, aber dann dachte sie, dass eine zweite weibliche Meinung nicht schaden konnte. Also stimmte sie Blakes Vorschlag zu. Serena tat das offenbar ebenfalls, denn er musste am Telefon gar nicht viele Worte verlieren und kehrte sehr schnell mit einem ironischen Lächeln auf seinen feinen Gesichtszügen zurück. „Sie ist auf dem Weg.“ Dann machte das Lächeln einem forschenden Blick Platz. „Du scheinst dich nicht sonderlich darüber zu freuen“, bemerkte er. „Hattest du andere Pläne?“
Was meinte er damit? „Nein, es stört mich gar nicht, im Gegenteil. Zwar hatte ich tatsächlich anders geplant, aber ich freue mich, dass du Serena gefragt hast. Ich kann ihre Ratschläge gut gebrauchen.“
Der forschende Blick wich einer unverhohlenen Neugierde. „In welcher Sache?“
„Nichts, was dich betrifft“, antwortete sie prompt. Sie wusste, dass ihre Antwort ihn verrückt machte, denn er wollte immer alles ganz genau wissen. Als Kind hatte er wahrscheinlich jedes Spielzeug erst einmal sorgfältig zerlegt und inspiziert – und jetzt hätte er dasselbe am liebsten mit ihr gemacht. Wahrscheinlich machte er es bei allen Menschen so. Das war wohl eine der Eigenschaften, die ihn zu einem so erfolgreichen Ingenieur gemacht hatten.
Als Dione sich für ihre Einkaufstour umzog, dachte sie darüber nach, dass Blake in letzter Zeit wieder mehr Interesse für seinen Job gezeigt hatte. Er telefonierte öfter als früher mit Richard, und die Bauzeichnungen für die Hebesysteme am Pool und im Trainingsraum hatten seinen Ehrgeiz wohl zusätzlich angestachelt. Jeden Abend nach dem Essen zog er sich in sein Arbeitszimmer zurück und machte rätselhafte Skizzen in einen Notizblock. Für Dione sahen sie nach willkürlichem Gekritzel aus, doch Richard hatten sie eines Abends zu einem Kommentar veranlasst. Daraufhin waren die Männer in eine hochtechnische Diskussion eingestiegen, die sie erst beendeten, als Dione Blake mit einem Wink signalisierte, dass er zu Bett gehen solle. Richard hatte die Geste sofort verstanden und sich relativ unverzüglich zurückgezogen.
Die Phoenixer Hitze zwang Dione, sich nur mit einem Minimum an Stoff zu bekleiden: einem leichten weißen Sommerkleid, einem Hauch von Unterwäsche und Riemchensandalen. Die Wochen waren vergangen und hatten den Sommer mitgenommen, doch der Jahreszeitenwechsel machte sich noch nicht in einem Temperaturrückgang bemerkbar. Als Dione nach unten ging, um Serena zu treffen, warf Blake ihr einen kurzen, aber allumfassenden Blick zu, der jedes Kleidungsstück gebührend würdigte. Dieser flüchtige Blick jagte Dione ein Prickeln über die Haut. Blake wusste jetzt, wie sie nackt aussah, und jedes Mal, wenn er sie anschaute, würde er sich die Kleidung wegdenken. Sie hätte sich darüber freuen sollen, war es doch genau das, was sie erreichen wollte, aber stattdessen fühlte sie sich unbehaglich.
Da Dione weder Phoenix noch Scottsdale kannte, setzte sich Serena ans Steuer. Der hellblaue Cadillac glitt fast geräuschlos durch die Reihen der exklusiven Millionärsvillen, die den Mount Camelback zierten. Oben, direkt über ihnen, blitzte ein Jet silbern auf, einer der vielen, die im Umland von Phoenix starteten und landeten. Er zeichnete einen schnurgeraden weißen Strich ins klare Blau des Himmels.
„Blake sagte, du hättest einiges einzukaufen“, sagte Serena zerstreut. „Was denn? Nicht, dass es mich etwas angeht. Nur: Wenn es existiert, dann weiß ich, in welchem Geschäft wir es finden.“
Dione warf ihr einen ironischen Blick zu. „Alles. Kleider, Unterwäsche, Nachtwäsche, Badesachen.“
Erstaunt zog Serena ihre schmalen Augenbrauen hoch. „Okay“, sagte sie. „Na, dann los.“
Als sie einige Stunden später zu Mittag aßen, war Dione überzeugt davon, dass Serena jedes Geschäft in ganz Arizona kannte. Sie waren in so vielen Läden gewesen, dass sie sich nicht mehr erinnern konnte, was sie wo gekauft hatte. Doch das spielte eigentlich auch keine Rolle. Was zählte, war die ständig wachsende Menge an Tüten und Taschen, die sie in regelmäßigen Abständen im Kofferraum verstauten.
Dione suchte systematisch Kleider heraus, die ihre schwarzen Haare und ihre große, schmale Figur besonders betonten. Sie kaufte Röcke, die an der Seite geschlitzt waren und ihre langen, schlanken Beine zur Geltung brachten. Die ausgewählten Nachthemden waren hauchdünne, zarte Gebilde, denen so viel Stoff fehlte,
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