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Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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wollten sie beide nicht.
    Sie trug ein weißes Kleid. Es war allerdings nichts Ausgefallenes, nur ein schlichtes Etuikleid. Ihre Schuhe waren jedoch der Hammer. Normalerweise bekam sie bei Schuhen keine glänzenden Augen, aber dies war ihr Hochzeitstag, und sie wollte ihren Kindern später – das war ein Schock gewesen, Dare wollte Kinder, und als sie darüber nachdachte, wollte sie plötzlich auch welche und war überrascht davon, wie stark sie diesen Wunsch empfand –, ihre schönen, glitzernden Schuhe zeigen, vor allem, wenn eins dieser Kinder eine Tochter war. Sie trug ihr Haar offen, glatt und schwer, genau so wie Dare es mochte, und sie hatte einen Strauß aus Frühlingsblumen. Harlan würde sie am Altar übergeben.
    Dare war immer gereizter geworden, je näher ihr Hochzeitstermin herangekommen war, denn sie war noch nicht mit ihm zusammengezogen, sosehr er auch geredet und geknurrt hatte. Ihre Gemeinde war zu klein, die Werte hier zu traditionell. Sie verbrachten zwar selten eine Nacht getrennt und schliefen entweder bei ihm oder bei ihr, aber bis zu ihrer Hochzeit bestand sie auf getrennten Haushalten.
    Und dieser Tag war endlich da.
    Angie hielt sich an Harlans Arm fest, als sie mit klopfendem Herzen den Blick den Gang der kleinen Kirche entlanggleiten ließ. Die Leute hatten sich bereits umgedreht, um sie anzusehen, aber die Musik hatte ihr noch nicht das Zeichen gegeben, den langen Weg zu beginnen. Am Altar wartete der Pfarrer zusammen mit Dare. Es gab keinen Trauzeugen, keine Brautjungfern, nur Dare und sie. Bekannte Gesichter wandten sich ihr zu, aber alles, wofür sie Augen hatte, war ihr zukünftiger Ehemann – in einem Anzug. Verdammt, sah er gut aus, groß und hart und tough.
Er
war der Grund, warum ihr Herz klopfte, und außerdem der Grund, warum diese verdammten Schmetterlinge in ihrem Bauch flatterten.
    Angie sah Harlan an, fing an zu grinsen und vergaß jegliche Brautwürde; ausgelassen schlang sie ihm die Arme um den Hals und drückte ihn. »Danke«, flüsterte sie.
    »Schon wieder?« Harlan schnaubte, und man sah ihm an, dass es ihm ein wenig peinlich war, obwohl er sie auch seinerseits kräftig umarmte und wiegte. »Du hast mir in den letzten sechs Monaten ungefähr einmal pro Woche gedankt.«
    »Dann solltest du dich inzwischen daran gewöhnt haben.« Weshalb sie ihn auch auf die Wange küsste. Wenn er Dare nicht in die Berge geschickt hätte, um ein Auge auf sie zu haben, wäre sie heute vielleicht nicht mehr am Leben. Und, genauso wichtig, sie hätte nicht das gefunden, was sie in Dare gefunden hatte: sowohl Liebe als auch einen Partner in jeder Hinsicht. Und er war die ganze Zeit direkt vor ihrer sturen Nase gewesen; wer weiß, was ohne Harlan passiert wäre! Alles war möglich, aber sie bezweifelte, dass sie so glücklich geworden wäre, wie sie es in diesem Augenblick war.
    »Weißt du, ich dachte, du wärst vielleicht sauer auf mich, weil ich Angst hatte, dass du nicht allein klarkommen könntest«, gestand Harlan, als hätte er ihr das nicht schon jedes Mal gesagt, wenn sie ihm gedankt hatte.
    »In manchen Situationen kann man gar nicht allein klarkommen.« Sie nahm wieder ihre würdevolle Haltung ein, mit hoch erhobenem Kopf und einem Lächeln im Gesicht, und heftete den Blick auf Dare. »Du hast mir genauso das Leben gerettet wie er, und das werde ich nicht vergessen. Niemals.«
    Harlan presste die Lippen zusammen und reckte das Kinn. »Bring mich bloß nicht zum Weinen, junge Dame. Für deinen Vater einzuspringen ist eine wichtige Pflicht, und ich will dabei nicht flennen wie ein alter Mann.«
    Die Musik veränderte sich, schwoll an. Die Hochzeitsgäste erhoben sich und richteten den Blick auf sie. Alles lächelte ihr von beiden Seiten des Ganges zu. Die Zeit war gekommen, und Angie machte ihren ersten Schritt und trat Dare entgegen.
    Sie musste sich zwingen, nicht den Gang hinunter und in seine Arme zu rennen.
    Der Empfang fand anschließend im Gemeindesaal der Kirche statt. Er war zwar nicht groß, aber die Gemeinde war es schließlich auch nicht. Der Gemeindesaal bot genug Platz für jeden Einwohner der Stadt und die Handvoll Gäste, die von außerhalb gekommen waren. Nichts und niemand konnte den Saal in einen eleganten Ort verwandeln, aber Dare machte sich auch nichts aus Eleganz, und Angie ebenso wenig. Mit Blumen und Kerzen und einem gigantischen Kuchen reichte der Gemeindesaal vollkommen aus.
    Dare grinste jedes Mal wie ein Idiot, wenn er den Ring an seinem Finger oder

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