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Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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erkennen konnte, ging sie auf die Stimmen zu.
    Ein Blitz zuckte über ihr auf und erhellte einen gewaltigen Wolkenberg, während der Donner grollte. Der Sturm blies seinen Atem vor sich her, als wollte er den Weg frei machen, und der Wind peitschte ihr das Haar um den Kopf. Sie ging an Chads Zelt vorbei; es war dunkel, aber in Davis’ Zelt brannte Licht. Die Stimmen kamen jedoch nicht von dort, sondern aus Richtung der Kochstelle … nicht ganz so weit, aber in den Bäumen.
    Ein paar dicke Regentropfen klatschten ihr auf den Kopf und auf den Boden ringsum. Super. Sie konnte umkehren und ihre Regenjacke holen, oder sie konnte versuchen, den Streit zu schlichten und beide in ihre Zelte zurückzuschaffen, bevor es richtig zu regnen begann. Sie beschloss, sich weiter vorzukämpfen, denn je eher sie die Situation abkühlte, desto besser. Wenn sie zögerte, würde der Streit vielleicht in Handgreiflichkeiten eskalieren.
    Ein weiterer Blitz, diesmal näher, dicht gefolgt von dröhnendem Donner. Im Pferch wurden die Pferde unruhig und wieherten ängstlich. Samson machte während eines Gewitters normalerweise kein Theater, aber sie wusste nicht, wie die neuen Pferde reagieren würden; Stürme klangen hier oben in den Bergen anders als in den Tälern. So hoch oben waren sie dem Herzen des Sturms näher; die Blitze waren heller, der Donner dröhnte und hallte, als wäre er direkt über ihnen. Nachdem sie die Menschen beruhigt hatte, würde sie sehen, was sie für die Pferde tun konnte.
    Sie ging um Davis’ Zelt herum und sah zwischen den Bäumen ein Licht. Ein weiterer Blitz erhellte kurz die beiden Männer, aber keiner von ihnen achtete auf das Wetter oder auf die Umgebung. Sie stapfte weiter auf sie zu.
    »… mich zu bestehlen!«, hörte sie Davis sagen, sein Tonfall war leise und bösartig.
    »Hey!«, brüllte sie und schaltete die Taschenlampe ein, sodass sie sie sehen konnten, obwohl der Blitz ihr mit einem weiteren weiß glühenden Krachen half. »Verdammt noch mal, warten Sie damit bis morgen!«
    Davis drehte sich mit zusammengebissenen Zähnen zu ihr um. »Scheiß auf …«, begann er, dann wurde die Nacht von einem scharfen Knall, der seine Worte abschnitt, zerrissen, und der Knall selbst wurde von dem gewaltigen Krachen eines Donners geschluckt, während ein Blitz den Himmel spaltete und das ganze aufgestaute Wasser in dichten Strömen auf sie herabstürzen ließ.
    Davis taumelte rückwärts und fiel. Der Strahl ihrer Taschenlampe durchschnitt den dicken Regenschleier, glitt über ihn hinweg, und Angie sah ihn am Boden liegen, ungelenk, seltsam verdreht. Er bewegte sich nicht. Seine Augen waren offen, aber er bewegte sich nicht. In der nächsten Sekunde schwang sie die Taschenlampe zurück zu Chad, gerade als er eine Pistole auf sie richtete. Eins der Pferde stieß einen schrillen, panischen Schrei aus, dann zuckte Chads Hand. Und er schoss.

10
    Angie ließ sich nach links fallen, schlug hart auf dem Boden auf und rollte ab, während sie verzweifelt den Schalter an ihrer Taschenlampe drückte, dann rollte sie weiter. Sie versuchte, das Gewehr an sich zu drücken, aber es blieb irgendwo hängen und wurde ihr aus der Hand gerissen. Sie hörte nicht auf zu rollen und ließ das Gewehr einfach auf dem Boden zurück, denn wenn sie jetzt stoppte, war sie tot. Weitere Schüsse krachten in schneller Folge. Die Blitze würden ihre Position verraten, sie musste hinter einen Baum oder etwas anderes kommen …
    Ein weiterer weiß glühender Blitz, und die Erde erbebte, als der Blitz irgendwo in der Nähe in den Boden einschlug. Der Donner war ohrenbetäubend. In diesem scheußlichen Licht sah sie Chad, die Pistole noch in der Hand, aber er blickte in Richtung der Zelte und bemerkte sie nicht rechts von sich auf dem Boden. Die Pferde drehten im Pferch fast durch; es klang, als wollten sie ihn niedertrampeln. Chad ging vorwärts, schwang eine Taschenlampe hin und her, versuchte, sie zu finden. Da sie nirgendwo sofort in Deckung gehen konnte, begrub Angie einfach das Gesicht in dem nassen Boden und blieb reglos liegen, betete und hoffte, dass ihm der schwere Regen die Sicht nehmen werde.
    Der Regen schlug mit der Wucht von tausend kleinen Hämmern auf sie herab. Die Erde war sofort zu Schlamm aufgewühlt worden, kleine Bäche wurden zu Strömen, die den Berghang hinabschossen.
    Angie rang im Geiste mit dem, was gerade passiert war, und versuchte, die letzten dreißig Sekunden mit ihrem Begriff von Realität in Einklang zu

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