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Lauf, wenn es dunkel wird

Lauf, wenn es dunkel wird

Titel: Lauf, wenn es dunkel wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Henry
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Kappen von Roys Arbeitsschuhen. Würde er sterben?
    Und dann strömte schließlich die Luft in seinen Körper zurück. Es tat genauso weh wie ohne Luft.
    »Eine tolle Idee, die du da hast!« Roy beugte sich über ihn und brüllte: »Glaubst du wirklich, dass die drüber wegsehen, was wir hier machen?« Mit jedem Wort sprühte Spucke auf Griffins Gesicht. »Die Kleine könnte unser Ticket in die Freiheit sein. An Silvester will ich irgendwo an einem warmen Strand sitzen und Mai Tais trinken. Und jetzt könnte es wirklich klappen. Aber nur wenn wir unsere Karten ohne den kleinsten Fehler ausspielen.«
    Griffin schaffte es, sich aufzusetzen. Er drehte den Kopf und legte seine Wange auf die hochgezogenen Knie.
    »Klar, du hast es vermasselt, als du nicht auf den Rücksitz geguckt hast. Aber jetzt könnte es das Beste sein, was uns jemals passiert ist. Also geh jetzt und hol sie. Ich brauch noch mal die Nummern.«
    Seinem Vater zu widersprechen, brachte nichts, das hatte Griffin gerade wieder einmal erlebt. Er stand auf, um Cheyenne zu holen. Sie schlief. Als er sie an der Schulter berührte, wachte sie mit einem Ruck auf, stieß ihn mit beiden Händen von sich, schnell und panisch atmend.
    »Ganz ruhig«, sagte er. »Ich bin’s. Mein Dad will mit dir reden.«
    »Was haben meine Eltern gesagt?« Sie sah ängstlich und aufgeregt aus und setzte sich auf. »Warum haben sie so getan, als hätten sie noch nicht mit ihm gesprochen?«
    »Weil sie es noch nicht haben. Er braucht noch mal die Telefonnummern von dir. Er hat den Zettel verloren. Aber sag lieber nichts dazu. Er ist richtig schlecht gelaunt.«
    Cheyenne wischte alle Gefühlsregungen aus ihrem Gesicht und nickte. Griffin band ihr Bein los und führte sie den Gang entlang.
    Roy wartete im Wohnzimmer und hielt ein so riesiges Handy in der Hand, dass es fast schon lächerlich aussah. »Also gut, wie war noch mal eure Festnetznummer?«
    Cheyenne wiederholte sie mechanisch.
    Griffin beobachtete den Gesichtsausdruck seines Vaters, während der dem Freizeichen lauschte. Sein Gesicht änderte sich, als jemand abhob.
    »Jetzt hör’n Sie mal gut zu«, bellte Roy in den Hörer. »Ich hab das Mädchen. Ich habe Cheyenne Wilder. Ich biete Ihnen ein Geschäft an. Sie geben mir Geld und ich gebe das Mädchen zurück. Ganz einfach.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Sie wollen Beweise? Ich geh Ihnen Beweise.« Er hatte vergessen, dass sie blind war, und schob ihr das Telefon entgegen. Als sie es nicht nahm, fluchte er und fummelte es in ihre Hand. »Sag bloß nichts Falsches«, warnte er sie.
    »Daddy?« Cheyennes Gesicht veränderte sich. Auf einmal sah sie wie ein kleines Kind aus. »Daddy?« Sie biss sich auf die Lippe, als sie die Antwort hörte. »Oh, mir geht’s gut, aber -«
    »Das reicht.« Roy riss ihr das Telefon aus der Hand und presste es gegen sein Ohr. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie das aufgenommen haben. Jagen Sie es durch Ihren Computer oder lassen Sie es ihre Eltern hören, und die werden Ihnen sagen, dass ich die Wahrheit sage. Und sagen Sie ihnen, dass wir fünf Millionen Dollar wollen. Nicht größer als 50-Dollar-Scheine. Schön saubere, unnummerierte Scheinchen. Oder ihr bekommt sie in Stücken zurück.«
    Griffin klappte der Unterkiefer runter. Fünf Millionen. Himmel, warum hatte sein Vater nicht gleich fünfhundertzigtausend Billionen gesagt? Fünf Millionen gingen nicht. Selbst wenn sie alles in Fünfzigern bekommen würden, wären das noch immer - er dachte kurz nach - hunderttausend Scheine. Dafür bräuchten sie einen Gabelstapler.
    »Wir melden uns wieder«, sagte Roy fast fröhlich. Er drückte das Gespräch weg und grinste Griffin an. Seine Wut hatte sich anscheinend in Luft aufgelöst. Aber nach siebzehn gemeinsamen Jahren wusste Griffin, dass das trügen konnte.
    »Das war nicht mal mein Dad, mit dem ich reden musste«, sagte Cheyenne zu Roy. »Wissen Sie das? Das war nicht mal mein Dad.« Tränen glänzten auf ihren Wangen, aber ihre Stimme zitterte kein bisschen.
    Roy zuckte mit den Schultern. »Bestimmt ein Bulle. Ich hab es in der Leitung klicken hören. Wahrscheinlich haben sie versucht, das Telefon aufzuspüren. Deswegen habe ich auch aufgelegt, sicher ist sicher. Das nächste Mal, wenn ich anrufe, sage ich ihnen, dass sie das Geld in eine Tasche stecken und dann irgendwo rauswerfen sollen, wo wir sie beobachten können und sicher sind, dass niemand gefolgt ist. Wenn wir das Geld haben, prüfen wir, dass kein Sender drin versteckt

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