Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
Stelle, eine Einkerbung oder eine Vertiefung fand. Aber da war nichts. Absolut nichts.
Das gibt es doch nicht, dachte sie. Papa hat doch nicht ohne Grund da gekniet!
Rasch klopfte sie die Dielenbretter mit den Fingerknöcheln ab. Doch keine Stelle klang hohl. Erst bei der Scheuerleiste hatte sie endlich Erfolg. Ein Abschnitt klang tatsächlich hohl, und beim genaueren Hinsehen bemerkte Laura, dass das schmale Brett ein klein wenig von der Wand abstand.
Also doch!
Hastig versuchte sie die Leiste zu lockern und von der Wand abzuziehen. Aber sie war nicht zu bewegen. Nicht einen einzigen Millimeter. Und die Bibliothekarin konnte jeden Moment zurückkommen.
Amalie Bröselsam starrte verwundert auf das Regal. Es war voll von allen möglichen Büchern über alle nur vorstellbaren Spezies von Urwelttieren. Natürlich befanden sich auch jede Menge Bände darunter, die sich mit Dinosauriern beschäftigten. Die Bücher standen im selben Regal wie immer.
Wo auch sonst?
Das energische Fräulein drehte sich um und schaute Kaja vorwurfsvoll an. »Da sind die Bücher doch - ich achte schließlich auf Ordnung!«
Kaja zog eine Schnute und machte ein verwundertes Gesicht. »Das verstehe ich nicht«, sagte sie mit Unschuldsmiene. »Ich hätte schwören können, dass sie vorhin nicht da waren. Wahrscheinlich habe ich mich im Regal geirrt. Vielen Dank jedenfalls, Fräulein Bröselsam!«
Die Bibliothekarin wirkte für einen Augenblick unsicher. Sie schien nicht zu wissen, ob das Mädchen es ernst meinte oder nicht. Dann jedoch rang sie sich ein zustimmendes Nicken ab. »Nichts dafür! Aber beim nächsten Mal machst du gefälligst die Augen besser auf, verstanden?«
Kaja hatte große Mühe, sich ein Grinsen zu verkneifen. Mit gespielter Zerknirschung antwortete sie: »Selbstverständlich, ganz bestimmt!«
Ein zufriedenes Lächeln huschte über das Hühnergeier- Gesicht, dann wandte Fräulein Bröselsam sich ab, um zum Ausleihtresen zurückzusegeln. Sie hatte noch keine drei Meter zurückgelegt, als Kaja sich wieder meldete.
»Ach, Fräulein ... ?«
Amalie Bröselsam blieb stehen. Sichtlich genervt drehte sie sich zu dem Mädchen um. »Ja?« Die Stimme hatte einen gefährlichen Unterton.
»Wo ... Wo steht denn was über ... Velociraptoren und Brontosaurier drin?«
Die Bibliothekarin schnappte nach Luft. Sie schnaufte wie ein kurzatmiger Hausdrache, stemmte die Arme in die Hüften und blickte das Mädchen so empört an, dass selbst der gestrengste Strafprediger vor Neid erblasst wäre.
»Das ist doch nicht normal, Katharina Löwenstein!«, ereiferte sie sich. »Wenn du nicht in der Lage bist, das alleine rauszufinden, dann hast du in unserem Internat nichts verloren - aber auch nicht das Geringste!«
Ohne die Erwiderung des Mädchens abzuwarten, drehte sie sich um und dampfte mit grimmigem Blick zu ihrem Platz zurück.
Laura keuchte vor Anstrengung. Sie hatte die Fingerspitzen der rechten Hand in den schmalen Spalt zwischen der Wand und der Scheuerleiste gezwängt und ruckelte heftig damit hin und her. Die Finger taten ihr weh, und der Nagel ihres Mittelfingers war abgebrochen. Einige Finger waren bereits aufgeschunden und hinterließen blutige Schmierflecken auf dem hellen Putz. Das Mädchen zerrte, ruckelte und zog, doch die Leiste rührte sich nicht von der Stelle.
Es war sinnlos. Sie schaffte es einfach nicht.
Aber ich muss es schaffen!, durchfuhr es Laura. Ich muss einfach! Sie atmete tief durch und schöpfte Luft. Dann stemmte sie die Beine gegen die Wand, umfasste das rechte Handgelenk mit ihrer Linken und zog mit aller Kraft. Lauras hübsches Gesicht lief rot an und verzog sich zu einer Grimasse. Aus ihrem Mund kamen angestrengte Laute. Ihr Handgelenk brannte wie Feuer - doch die Leiste ließ sich nicht lockern.
Sie löste sich nicht einen Millimeter.
Laura gab auf. Ihr Atem flog vor Anstrengung. Enttäuscht beugte sie sich vornüber und stützte sich auf die Hände, die auf der Scheuerleiste ruhten. Da ertönte ein leises Klicken. Die Leiste klappte in der gesamten Länge nach vorne, ohne dass es dazu auch nur der geringsten Anstrengung bedurft hätte. Dahinter klaffte eine schmale Öffnung in der Wand.
Fräulein Bröselsam befand sich bereits auf der Höhe der letzten Regalreihen. Es waren höchstens noch fünf Meter bis zum Ausleihtresen.
Plötzlich trat Lukas Leander aus einem Gang hervor und stellte sich ihr in den Weg. »Fräulein Bröselsam?«, sprach er sie mit unschuldiger Miene
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