Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
gehört.«
»Ein Geräusch? Was für ein Geräusch denn?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht habe ich mich ja auch getäuscht.«
Die Mädchen gingen weiter. Als sie in der dritten Etage angekommen waren, bogen sie in den langen Gang ein, der zu ihrem Zimmer führte.
»Vorsicht, eine Schwelle!«, warnte Kaja plötzlich mit heiserem Flüstern. »Weiß ich doch!«, zischte Laura und hob die Füße, den Blick weiterhin auf den Kelch gerichtet. Die unheimlichen Ritterrüstungen, die wie düstere Schemen in den finsteren Nischen standen, beachtete sie nicht. Kaja dagegen gruselte sich vor den gespensterhaften Gestalten.
Die Mädchen hatten ungefähr die Hälfte des Weges zurückgelegt, als dröhnende Schritte an ihr Ohr drangen. Überrascht blieben sie stehen und schauten sich an.
»Was ist das?«, flüsterte Kaja ängstlich, während sich das Dröhnen unaufhaltsam näherte.
Laura zuckte nur ratlos mit den Schultern.
Die Tritte wurden lauter, der Boden unter Lauras Füßen vibrierte. Im selben Augenblick tauchte eine finstere Gestalt am Ende des Flures auf: Der Grausame Ritter aus Stein!
25
Der Angriff des GrausamenRitters
as glaub ich nicht!« Kaja war starr vor Entsetzen, als sie den Ritter erblickte. Er stapfte geradewegs auf die Mädchen zu. An seiner Seite baumelte Schädelspalter, sein mächtiges Schwert. Reimar von Ravenstein hielt den Blick unverwandt auf Laura gerichtet, als wolle er sie mit seinen stechenden Steinaugen durchbohren. Kaja dagegen schenkte er nicht die geringste Beachtung.
Laura erstarrte.
Der Mann aus Stein verzog das graue Gesicht zu einem höhnischen Grinsen. Seine Rechte fuhr zum Griff von Schädelspalter und zog das Schwert aus der Scheide.
Kaja packte Laura an der Hand. »Nichts wie weg!«
Laura wandte sich gerade zur Flucht, als sie den Schatten bemerkte. Hoch aufgerichtet stand das körperlose Wesen direkt hinter ihr, gerade so, als wolle es ihr den Rücken stärken. Sie spürte, dass alle Angst von ihr abfiel. Ein ungeahntes Gefühl von Kraft und Zuversicht durchströmte sie, und einen Herzschlag später wusste sie, dass sie keinesfalls davonlaufen und den Kelch im Stich lassen durfte.
Ruhig schüttelte Laura den Kopf, während sie dem Grausamen Ritter entgegensah, der sich unaufhaltsam näherte. »Keine Chance, Kaja«, sagte sie. »Wir wären viel zu langsam mit dem Kelch und würden das Wasser des Lebens nur verschütten!«
»A... ab...«, stotterte Kaja, »aber er, er wird uns umbringen!«
Laura antwortete nicht, denn der geheimnisvolle Schatten, der sie zu beschützen schien, bewegte sich plötzlich. Die flüchtige Erscheinung huschte neben die Ritterrüstung in der nahe gelegenen Nische. Und da verstand das Mädchen.
Der Grausame Ritter war nur noch wenige Schritte von Laura entfernt, als sie der überraschten Kaja den Kelch in die Hand drückte. »Pass gut auf ihn auf!«, schärfte Laura der Freundin ein, sprang zur Seite und griff nach dem Schwert, das an der Blechgestalt in der Nische hing. Hastig zerrte sie die schwere Waffe aus der Scheide und reckte sie dem Angreifer entgegen.
Keine Sekunde zu spät, denn schon traf der erste Schlag des Ritters auf die stumpfe Klinge, die in den Jahrhunderten Rost angesetzt hatte. Funken stoben auf, als Schneide auf Schneide traf. Ein jäher Schmerz durchzuckte Lauras Arm. Die Wucht des Schlages war so groß, dass sie für einen Moment glaubte, ihr Handgelenk sei gebrochen. Schädelspalter blitzte erneut auf, und wieder gelang es Laura, die Attacke abzuwehren. Sie wollte zum Angriff ansetzen, aber daran war nicht zu denken. Das Schwert war viel schwerer als das gewohnte Florett. Sie musste es mit beiden Händen halten und alle Kräfte aufbieten, um es zu führen und die Attacken des Ritters abzuwehren.
Reimar von Ravenstein griff mit unbändiger Wut an. Seine Steinaugen fixierten Laura erbarmungslos, während er sie mit wuchtigen Schwerthieben vor sich her trieb. Das Mädchen vermochte seinen Angriffen nur wenig entgegenzusetzen und wich mehr und mehr zurück.
Der Schatten blieb beharrlich an Lauras Seite, griff jedoch nicht ein. Aber vielleicht konnte er ihr ja gar nicht helfen?
Der Grausame Ritter schien die Anwesenheit des Schattenwesens ebenfalls zu spüren. Hin und wieder schlug er mit der Waffe wie wild auf es ein. Aber obwohl seine Schwerthiebe mitten durch den geheimnisvollen Schemen schnitten, konnten sie ihm offensichtlich nicht das Geringste anhaben. Der Ritter ließ denn auch bald von ihm ab und richtete
Weitere Kostenlose Bücher