Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
hat der Grausame Ritter bloß gewusst, dass wir ausgerechnet heute den Kelch suchen?«
Kaja blies ratlos die Wangen auf. »Keine Ahnung! Vielleicht war es reiner Zufall. Lass uns endlich aufs Zimmer gehen, Laura. Ich bin todmüde.«
Sie wollte losgehen, aber Laura hielt sie zurück. »Ich glaube, das ist keine gute Idee«, sagte sie und nahm ihr den Kelch aus der Hand. »Geh schon vor, ich komm gleich nach!«
Kaja blickte sie überrascht an. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was Laura vorhatte. Aber zum Fragen war sie einfach zu müde. Gähnend drehte sie sich um und schlurfte in die Richtung ihres Zimmers davon.
Laura aber eilte rasch zur Treppe.
A larik! Alarik!« Mit lauten Rufen winkte Alienor dem Bruder zu, der mit Silvan durch das große Tor der Gralsburg geritten kam und auf den Eingang des Hauptgebäudes zuhielt, und eilte ihm über den Burghof entgegen.
Schmatzfraß hatte sich längst ihrem Griff entwunden und swuupte, aufgeregt freudige Laute ausstoßend, zu seinem Herrn und flatterte in die Arme des Jungen. Die Begrüßung war überschwänglich. Alarik herzte seinen Liebling und drückte ihn fest an sich, während Schmatzfraß fiepte und quiekte und Hände und Wangen des Jungen ableckte.
Endlich war auch Alienor bei den Reitern angelangt. Silvan und Alarik stiegen aus den Sätteln und führten die Pferde an den Zügeln.
Überglücklich umarmte das Mädchen den Bruder. »Ich bin ja so froh, dass du wieder da bist«, flüsterte es ihm ins Ohr, bevor es sich wieder von ihm löste. »Du musst Schreckliches erlebt haben!«
Alarik lächelte scheu. »Ach, halb so wild!«, sagte er und machte eine abwertende Geste. Dabei sah er einfach furchtbar aus. Der schlaksige Junge steckte in viel zu großen Männerkleidern. Ein blutiger Verband war um seinen Kopf geschlungen, die Wangen waren aufgerissen, und die Augen blickten hohl aus einem vor Erschöpfung grauen Gesicht. Er schwankte leicht und konnte sich kaum auf den Beinen halten.
Alienor schob rasch ihren Arm unter den seinen und wollte ihn stützen, doch Alarik wehrte ihre Hilfe ab. »Danke, aber es geht schon.«
»Wie du möchtest.« Alienor klang enttäuscht, aber die Freude über die glückliche Rückkehr des Bruders gewann rasch die Oberhand. Dankbar lächelnd wandte sie sich an den Waldläufer. »Ich weiß gar nicht, wie ich dir das jemals vergelten kann, Silvan.«
»Nicht der Rede wert!« Der stoppelbärtige Mann grinste breit. Die blauen Augen strahlten in seinem wettergegerbten Gesicht. »Ich konnte doch nicht zulassen, dass Alarik die Harpyie ganz alleine besiegt!« Er lachte herzhaft und drehte sich dann zu dem Jungen um. » Ü berlass dein Pony mir, Alarik, ich werde mich darum kümmern.«
Alarik übergab ihm die Zügel und verpasste seinem Braunen noch einen liebevollen Kla ps, bevor Silvan die Pferde da vonführte.
»Erzähl schon - was ist geschehen?«, forderte Alienor den Bruder gerade auf, als Ritter Paravain zu den Geschwistern trat.
Wie es einem Knappen geziemte, wollte A l arik sich vor ihm verbeugen, doch der Ritter hielt ihn davon ab.
»Schon gut«, sagte er und klopfte ihm zur Begrüßung auf die Schulter. »Ich freue mich, dich wiederzusehen, Alarik. Das war sehr tapfer von dir - und sehr leichtfertig!«
Alarik senkte den Kopf und schwieg.
»Ich weiß, du wolltest nur unser aller Bestes«, fuhr Paravain mit ernster Stimme fort, »aber auch in größter Not will jede Aktion wohlüberlegt sein. Blinder Eifer schadet nur, und gut gemeint ist leider nicht gleichbedeutend mit gut gemacht! Merk dir das für die Zukunft, Alarik.«
Dann aber lächelte der Ritter freundlich. Erneut klopfte er dem Jungen auf die Schulter. »Du hast großen Mut bewiesen, und dafür möchte ich dir Anerkennung zollen.«
Der Knappe hob das Gesicht und erwiderte das Lächeln seines Ritters dankbar.
»Jetzt aber schnell ins Bett mit dir!«, sagte Paravain mit spielerischer Strenge. »Du musst schlafen, damit du wieder zu Kräften kommst. Deine Schwester soll dir einen Tee bereiten!«
Er verpasste Alarik einen Klaps zum Abschied, nickte Alienor freundlich zu und ging davon.
Der Ritter war schon ein gutes Stück entfernt, als der Junge ihn noch einmal anrief: »Äh ... Herr!«
Überrascht drehte Paravain sich um. »Ja?«
»Darf ich Euch morgen zur Pforte begleiten? Ihr werdet doch sicher zur Pforte reiten.«
Der Ritter schien überrascht über die Frage und zog ein nachdenkliches Gesicht.
Alarik sah den Weißen Ritter flehend an. »Bitte,
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