Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
die Arme, strich ihr sanft über den Rücken und bemühte sich um ein Lächeln. »Keine Angst, Kaja, es wird alles gut.«
Dann wandte sie sich den beiden Dunklen zu und schaute ihnen furchtlos ins Gesicht. »Was wollen Sie von uns?«
Dr. Schwartz, der die ganze Zeit abwartend und mit vor der Brust verschränkten Armen am Kleiderschrank gelehnt hatte, trat zu Laura. Mit einem unergründlichen Blick seiner kalten Augen musterte er sie und fuhr dabei mit der rechten Hand nachdenklich über sein ausgeprägtes Kinn. »Kannst du dir das nicht denken, Laura?«, fragte er lauernd.
»Natürlich!« Laura machte ein trotziges Gesicht. »Sie wollen den Kelch - was denn sonst? Und wahrscheinlich wollen Sie auch zu Ende führen, was der Grausame Ritter nicht geschafft hat.«
Der Direktor setzte ein hämisches Lächeln auf und wechselte einen belustigten Blick mit der Mathelehrerin, die immer noch unter der Lampe stand. Ihre karminroten Haare schimmerten im Licht. »Verstehst du, wovon sie redet, Rebekka?«, fragte er amüsiert.
Die Frau in Pink machte ein paar Schritte auf ihren Kollegen zu. Ihre Augen funkelten vor Hohn, während sie den Kopf schüttelte. »Abssolut nicht, Quintuss. Diessess Gör sspricht in Rätsseln!«
Dr. Schwartz drehte sich wieder den Mädchen zu und breitete mit gespieltem Bedauern die Arme aus. »Da hörst du es, Laura. Wir haben leider nicht die geringste Ahnung, was du meinst. Wie ich dir heute früh bereits erklärt habe: Ich kenne diesen geheimnisvollen Kelch nicht, von dem du dauernd sprichst. Und der einzige Ritter, der mir bekannt ist, steht draußen im Park und ist aus Granit, wenn ich mich nicht täusche.«
»Hören Sie endlich auf mit diesem Theater!« Laura konnte ihre Wut nur noch mühsam im Zaum halten. »Ich weiß doch ganz genau, was Sie im Schilde führen. Wegen dieses Kelches sind Sie doch gekommen!«
»Tut mir Leid, Laura, aber du täuschst dich.« Dr. Schwartz schüttelte den Kopf. »Wir sind nur gekommen, weil es unsere Pflicht ist!«
Was soll das denn schon wieder?, überlegte Laura.
»Wir können doch nicht tatenlos hinnehmen, dass ihr euch dauernd die Nächte um die Ohren schlagt«, fuhr der amtierende Direktor fort, »und eure Leistungen wegen eurer Eskapaden immer schlechter werden.«
»Wir haben uns großse Ssorgen gemacht, alss ihr die halbe Nacht nicht aufgetaucht sseid«, pflichtete Rebekka Taxus ihm bei, und ihre Stimme triefte vor Spott. »Wir haben sschon befürchtet, dasss euch etwass zugestoßsen sein könnte.«
»Was glücklicherweise nicht der Fall ist, wie wir inzwischen feststellen konnten!«, erklärte Dr. Schwartz. »Allerdings bliebe da noch ein kleines Problem: Es dürfte euch wohl bekannt sein, dass ihr gegen die Schulordnung verstoßen habt, nehme ich an? Und das nicht zum ersten Male, wie uns unter anderem Albin Ellerking berichtet hat!«
Laura und Kaja wechselten wissende Blicke. Ihnen war klar, dass sie eine Verfehlung begangen hatten und dafür bestraft werden mussten. Die Frage war nur, wie.
So, als habe er ihre Gedanken erraten, fuhr Dr. Schwartz fort. »Euch ist doch sicherlich bekannt, welche Strafe unsere Schulordnung für solche Fälle vorsieht? Oder, Kaja?«
Kaja schaute nur wortlos zu Boden.
Daraufhin wandte Dr. Schwartz sich an Laura. »Und was ist mit dir?«, fragte er. »Weißt du es wenigstens?«
Auch Laura blieb stumm, weil sie die Antwort ebenso wenig kannte wie Kaja.
Mit einem theatralischen Seufzer drehte sich der Lehrer zu seiner Kollegin um. »Könntest du diesen vergesslichen Damen bitte auf die Sprünge helfen?«, bat er mit einem resignierten Gesichtsausdruck.
Ein böses Lächeln huschte über das Gesicht der Taxus. »Aber mit dem größten Vergnügen! Für wiederholte schwere Verstöße gegen die Schulordnung ist meines Wissens ... Arrest vorgesehen!«
Laura runzelte die Stirn. Arrest?, wunderte sie sich. Waren Arreststunden nicht längst abgeschafft worden? Sie hatte eher mit einem schriftlichen Verweis gerechnet. Wenn nicht gar mit Schlimmerem.
Dr. Quintus Schwartz lächelte hintergründig - und da wusste Laura, dass sie nicht so einfach davonkommen würden.
»Ganz recht, Rebekka - Arrest«, wiederholte der Lehrer, während er Laura unverwandt ansah. »Wir werden leider nicht umhinkommen, die beiden Damen mit Arrest zu belegen. Allerdings ...« Mit einem Male leuchteten seine Augen glühend rot auf, und sein Atem ging plötzlich rasselnd: »Mit verschärftem Arrest für mindestens vierundzwanzig Stunden!«
Laura
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