Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
es dumpf unter Percys Maske hervor, und dann ging es los. Angriff, Parade, Konterattacke. Die Klingen ihrer Florette tanzten durch die Luft, glänzten im Schein der Deckenbeleuchtung und trafen mit hellen silbrigen Klängen aufeinander.
Angriff, Parade, Konterattacke - immer wieder.
Schweiß strömte unter der engen Maske über Lauras Gesicht, und ihr Atem ging heftig. Laura war flink und konnte Percys Attacken immer wieder geschickt ausweichen, sodass der Fechtlehrer keinen Treffer setzen konnte. Nun ging sie selbst zum Angriff über. Percy konnte ihn zunächst abwehren, aber Laura ließ nicht locker. Sie setzte nach.
Ich muss ihn überraschen, ging es ihr durch den Kopf. Und im selben Augenblick wusste sie, was sie tun musste. Bei den letzten drei Angriffen hatte sie versucht, ihn zu täuschen. Hatte immer einen Stoß auf seinen Oberkörper angedeutet, war dann aber im letzten Moment unter seiner Waffe hindurch getaucht, um ihn an der Seite zu treffen. Und jedes Mal hatte Percy ihren Plan durchschaut und ihren Angriff mit Leichtigkeit abgewehrt. Diesmal musste sie es anders machen.
Laura federte zwei Schritte vor und ließ ihr Florett auf Percy zu zucken. Der parierte den ersten Stoß, doch Laura setzte nach. Wieder schnitt die Klinge durch die Luft, zielte erneut auf Percys Oberkörper, um dann im letzten Moment ...
Nein, diesmal ging Laura nicht unter der Waffe ihres Gegners hindurch, wie der es erwartet hatte. Er machte sofort eine entsprechende Abwehrbewegung - und damit war seine Brust ohne Deckung! Darauf hatte Laura nur gewartet - blitzschnell stieß sie ihre Waffe vor und traf auf Percys wattierte Fechtjacke.
Treffer!
Percy hob die Hand und zog die Maske vom Kopf. »Bravo, Laura!«, sagte er schnaufend. »Du wirst immer besser. Und wenn -«
Aus den Augenwinkeln vermeinte er einen schwarzen Schatten in der dunklen Hälfte der Turnhalle zu sehen. Doch als er sich umdrehte und zur anderen Seite spähte, war da nichts. So angestrengt er auch in jeden Winkel blickte, er konnte nichts entdecken.
Auch Laura setzte die Maske ab. Der Schweiß glänzte auf ihrem Gesicht, und ihr Atem flog. Fragend blickte sie den Trainer an: »Was ist denn los, Monsieur Valiant?«
»Iisch weiß niischt«, antwortete er. »Iisch 'ab gedacht, iisch 'ätte jemanden gese'en, aber offensiischtliisch 'aben mir meine Sinne einen Streiisch gespielt.«
Ein weiteres Mal noch ließ er seine Augen durch die andere Hallenhälfte streifen. Sein Blick verharrte mehrere Sekunden auf dem Mattenstapel - doch da war nichts. Es war niemand zu entdecken. Percy drehte sich wieder um, machte einen Schritt auf Laura zu, als plötzlich eine Tür schlug. Der Sportlehrer wirbelte herum, und auch Laura starrte in die entfernte Ecke der Halle, aus der das Geräusch gekommen war. Dort, ganz in der Nähe der aufgeschichteten Matten, war eine kleine Nottür in der Wand. Sie zitterte leicht, als wäre sie eben erst geschlossen worden.
Percy und Laura hetzten darauf zu, der Lehrer riss die Tür auf, und beide spähten hinaus in die einsetzende Dunkelheit. Doch sie konnten niemanden mehr entdecken. Der heimliche Beobachter, wer immer es auch gewesen sein mochte, hatte sich vermutlich in der Deckung der Büsche davongemacht und war verschwunden.
Da bemerkte Laura den seltsamen Geruch, der in der Luft hing. Sie schnupperte. Es war nur ein feiner Hauch, leicht modrig und kaum wahrnehmbar, aber trotzdem kam er Laura irgendwie bekannt vor. Sie hatte ihn schon früher einmal gerochen, da war sie sich ganz sicher. Aber leider fiel ihr nicht ein, wann und wo.
Percy Valiant starrte nachdenklich vor sich hin. »Iisch war also mitniischten einer Täuschung unterlegen«, murmelte er. Dann blickte er das Mädchen mit großem Ernst an.
»Du musst mir ein 'eiliges Verspreschen geben, Laura«, sagte er. »Bei deinem Leben, pass gut auf diisch auf, ja?«
Laura nickte. Auch wenn sie nicht die geringste Ahnung hatte, was Percy damit meinte, fühlte sie tief in ihrem Innern, dass sie in Gefahr war.
In großer Gefahr.
A uf dem breiten Flur im Küchentrakt der Gralsburg herrschte geschäftiges Treiben. Mägde wuselten aufgeregt umher, Knechte schleppten Säcke mit Lebensmitteln herbei, und Ritter, die gerade keinen Dienst taten, stahlen sich in die Küche, um mit dem Gesinde zu plaudern oder sich ein Stück Speck oder einen Kanten Brot einzuverleiben.
Alienor trug eine leere Schüssel in der Hand und strebte auf die Küche zu, als sie die Stimme ihres Bruders
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