Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
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In diesem Moment klingelte das Telefon auf dem Schreibtisch. Alarik zuckte erschrocken zusammen und starrte mit großen Augen auf den Apparat. »Warum lärmt das Ding so schrecklich? Hat es Schmerzen – oder will es mich angreifen?«
Der Direktor warf ihm einen beruhigenden Blick zu. »Du brauchst dich nicht zu fürchten. Dieses ›Ding‹ wird Telefon genannt und tut dir nichts.« Dann stand er auf und legte die Hand auf die Schulter des grobschlächtigen Hausmeisters. »Verstehst du jetzt, was ich meine, Attila?«, flüsterte er. »Aber keine Sorge: Ich weiß schon, wo wir Alarik unterbringen. Da ist er gut aufgehoben, glaub mir. Kein Mensch wird ihn dort entdecken, bis er wieder nach Aventerra zurückkehren kann!«
»Gute Güte, Laura!« Sayelle Leander-Rüchlin sah die Stieftochter ungläubig an, während sie fahrig in ihrem Kräutertee rührte. »Du musst dich wieder mal getäuscht haben! Wie soll denn ein Auto von ganz alleine losfahren können?«
»Weiß ich doch nicht. Aber trotzdem war es so, glaubt mir!« Genervt pikte Laura mit dem Messer ein Stück Butter aus der Dose und strich es auf eine Scheibe Brot. Die anderen hatten schon bei Tisch gesessen, als sie angehetzt gekommen war und sich deshalb bemüßigt gefühlt hatte, eine Erklärung für ihr Zuspätkommen zu liefern. Also hatte sie ihnen von dem rätselhaften Zwischenfall mit dem geisterhaften Lieferwagen erzählt. Was allerdings nur ungläubiges Stirnrunzeln hervorgerufen hatte. Insbesondere bei Sayelle.
Auch Max Longolius musterte Laura reichlich skeptisch. »Wenn ich mich recht entsinne, hab ich so was mal in einem Roman gelesen«, sagte er nachdenklich. »Von Stephen King, glaub ich. Das Buch hieß ›Clementine‹ oder so ähnlich.«
›»Christine‹!«, korrigierte Lukas, mit vollen Backen kauend.
»Danke, Lukas«, sagte Max betont freundlich, bevor er sich wieder an Laura wandte. »In einem Roman ist so was natürlich möglich. Aber in der Realität?« Mister L verzog das Gesicht, sodass er einer nachdenklichen Bulldogge ähnelte, und schüttelte den Kopf. »Nein, Laura. Da muss ich deiner Mutter Recht geben. In der Realität ist so was vollkommen ausgeschlossen!«
D ieser B lödmann!
Was wusste der denn schon? Und wie kam er dazu, Sayelle als ihre Mutter zu bezeichnen?
»Ist mir egal, ob ihr mir glaubt oder nicht.« Missmutig schaute Laura in die Runde. »Ich weiß jedenfalls, was ich gesehen habe, und bin mir sicher, dass der mich überfahren wollte.«
»Diese Geschichte macht mir wirklich Sorgen, Laura!« Lukas sah seine Schwester bekümmert an. Die Geschwister saßen mit Kevin vor einem Monitor, auf dem gerade A ge of E mpires geladen wurde.
»Dann glaubst du mir die Sache mit dem Lieferwagen?«
»Natürlich. Nach allem, was ich mit dir im letzten Jahr erlebt habe, glaub ich mittlerweile selbst die unglaublichsten Dinge!«
Laura schenkte dem Bruder ein dankbares Lächeln. Kevin jedoch zog ein ratloses Gesicht. »Ich kann euch leider nicht ganz folgen. Was habt ihr denn erlebt im letzten Jahr?«
Laura war schon im Begriff, Kevin von der Suche nach dem Kelch der Erleuchtung zu berichten und ihm von den fantastischen Abenteuern zu erzählen, die ihren Freunden und ihr dabei widerfahren waren, als sie bemerkte, dass der Bruder nahezu unmerklich den Kopf schüttelte.
Lukas hatte Recht. Auch wenn Kevin mit Sicherheit in Ordnung war, brauchte er nicht alles zu wissen. Jedenfalls noch nicht.
»Das erzähl ich dir ein andermal«, sagte sie deshalb rasch. »Würde jetzt zu viel Zeit in Anspruch nehmen.«
Die Falte hatte sich in Lukas’ Stirn gegraben. »Wenn in diesem Wagen tatsächlich kein Fahrer saß, dann deutet das ohne Zweifel daraufhin, dass die Dunklen ihre Finger im Spiel hatten!«
»Die Dunkeln?«, fragte Kevin verwundert. »Welche Dunklen denn?«
Lukas ging auf seine Frage gar nicht ein, sondern fuhr unbeirrt fort: »Wir müssen uns daher fragen, ob dieser Anschlag tatsächlich dir gegolten hat – oder vielmehr diesem alten Mann.«
»Kann ich mir nicht vorstellen. Was sollten die Dunklen damit bezwecken? Der Wagen ist direkt auf mich zugefahren, und wenn ich nicht im letzten Moment einen Schritt zurück gemacht hätte, dann –«
Nach kurzem Überlegen stimmte Lukas der Schwester zu. »Ich glaube, du hast Recht. Klingt jedenfalls logosibel.«
Kevin dagegen machte ein ratloses Gesicht. »Warum sollte jemand dich umbringen wollen, Laura? Dazu gibt es doch gar keinen Grund, oder? Und wer sind
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