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Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Titel: Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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trieb das wundersame Gefährt in flotter Fahrt auf den Steinernen Forst zu.
    Alienor fühlte sich behaglich wie lange nicht mehr. Mit gekreuzten Beinen saß sie in der Mitte des Floßes vor einem niedrigen Tisch. Der Levator – er hieß Aeolon – hatte ebenfalls die Beine gekreuzt und schwebte ihr gegenüber eine Handbreit über dem Boden.
    »Willst nicht noch zugreifen, mein Mädchen?« Das Männchen lächelte aufmunternd und deutete mit seinen schmalen Händen auf die Speisen, die auf dem Tisch standen. »Brauchst keinen Hunger zu leiden in meiner Gesellschaft. Wenns dich nach etwas ganz Besonderem gelüstet, nur zu: Etwas Schlangenpastete aus Deshiristan vielleicht? Oder geselchter Grolffschinken aus Karuun? Oder doch lieber gezuckerte Spinnenbeine aus dem Drachenland?« Der Wicht spitzte den Mund und verzog genießerisch das kugelrunde Gesicht. »Schmeckt alles so fein, dass man gar nicht weiß, was man zuerst essen soll und was nicht.«
    »Vielen Dank, Aeolon, aber ich bleib lieber bei Wurst und Käse! Und wenn ich nachher noch ein paar Königsfrüchte haben könnte, wäre ich überglücklich.«
    »Nichts leichter als das! Habe noch ein Dutzend Königsfruchtbäume abgeerntet, bevor ich dem Flugkraken eine Lektion erteilen musste.« Aeolon zählte zu den wenigen noch lebenden Levatoren, die die wundersame Fähigkeit besaßen, über den Dingen zu schweben. Über den Grund dafür waren sich die Gelehrten nicht einig. Manche behaupteten, ihr ballonförmiger Kopf verleihe ihnen den nötigen Auftrieb, andere wiederum führten ihre Fertigkeit auf eine seltene Mutation zurück. Eine hieb- und stichfeste Begründung jedoch hatte noch niemand liefern können. Wie seine Artgenossen war auch Aeolon ein Luftnomade. Auf seinem aus Schwebeholz erbauten Luftfloß streifte er kreuz und quer über die verschiedenen Regionen Aventerras dahin, flog mal hierhin, mal dorthin – wo immer der Wind ihn auch hintreiben mochte. Unterwegs erntete er Königsfrucht- und andere Schwebebäume ab, verkaufte die begehrten Früchte oder tauschte sie gegen das Lebensnotwendige ein.
    »Vielen Dank noch mal, Aeolon.« Alienor seufzte bei dem Gedanken an das schreckliche Erlebnis. »Bist gerade noch rechtzeitig gekommen.«
    Der Levator zuckte gelangweilt mit den schmalen Schultern. »Ging nicht um dich, mein Mädchen, war eine Sache zwischen dem Untier und mir. Hatte es beobachtet, seit ich am Schwebenden Wald vorbeigekommen bin, wo die Biester nisten. Hatte noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen, weil es und seine Brut sich immer wieder an meinen Früchten gütlich tun. Ist kein feines Benehmen, oder doch?«
    Das Mädchen staunte. »Die Flugkraken fressen auch Königsfrüchte?«
    Aeolon nickte. »Sollte man nicht glauben, was? Fressen mal dies und fressen mal das und dann wieder was anderes. Sind offensichtlich Leckermäuler, die an keiner Köstlichkeit vorüberfliegen können. Machen mir mein Geschäft kaputt, die Biester. Habe deshalb immer meinen Bogen dabei und weiß ihn gut zu führen.«
    Alienor lächelte dankbar. »Zum Glück«, sagte sie. »Wie lange, meinst du, werden wir noch brauchen?«
    Aeolon schwebte zum Rand des Luftfloßes, warf einen Blick in die Tiefe und schaute zur Sonne. Dann wiegte er bedächtig den Kopf. »Wird wohl einen halben Tag dauern, bis wir den Steinernen Forst erreichen«, erklärte er, nachdem er zum Tisch zurückgeschwebt war. »Vielleicht auch mehr, vielleicht auch weniger.«
    »Bist du sicher, dass wir dort auf die Wunschgaukler treffen?«
    »Vielleicht ja, vielleicht nein – wie der Wind es will.« Das Männchen lächelte, wurde doch sogleich wieder ernst. »Würde mir meinen Plan noch mal gut durch den Kopf gehen lassen, Alienor. Kann vielleicht gut gehen, vielleicht aber auch nicht!«
    Das Mädchen schwieg und blickte Aeolon nachdenklich an. In den knapp zwei Tagen, die es den Levator nun kannte, hatte es ihn näher kennen gelernt. Seine Art, allen Dingen eher unentschieden, wenn nicht gleichgültig gegenüberzustehen und niemals einen festen Standpunkt einzunehmen, hatte sie anfangs sehr irritiert. Andererseits war er weit herumgekommen in Aventerra und hatte viele unterschiedliche Erfahrungen gesammelt. Vielleicht lag seine Unentschlossenheit ja darin begründet? Jedenfalls hatte er sich nur ein einziges Mal eindeutig festgelegt. Als sie ihm erzählt hatte, dass sie in die Dunkle Festung wollte, hatte er sie gewarnt: »Das kann niemals gut gehen!« Um dann sofort hinzuzufügen: »Obwohl – vielleicht ja

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