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Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Titel: Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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Lächeln. »Dann lasst uns nicht länger zögern. Wenn dein Bruder und du uns also bitte nach Hohenstadt tragen würdet?«
    »Mit dem größten Vergnügen.« Seine tiefe Löwenstimme schnurrte. »Allerdings habt Ihr etwas Wichtiges vergessen!«
    Ja, natürlich, dachte Laura. Wie konnte sie nur so schusselig sein! Augenblicklich kamen ihr Portaks Worte wieder in den Sinn: »Der Löwe bleibt ein braves Tier, krault hinterm linken Ohr ihn Ihr!«
    »Tut mir Leid!« Rasch beugte sie sich vor und streichelte Latus hinter der linken Ohrmuschel. »Ist es recht so?«
    »Sehr recht«, schnurrte der Löwe. »Ihr macht das ganz fantastisch, Madame!«
    »Vielen Dank für das Kompliment.« Laura schmunzelte. »Wisst ihr beiden denn, wie man nach Hohenstadt kommt?«
    »Wollt Ihr uns beleidigen?« Latus drehte ihr den Kopf zu und rollte die dunklen Augen. Die Scheibe des Mondes spiegelte sich darin. »An Euch war noch lange nicht zu denken, Madame, da haben Lateris und ich uns bereits dorthin auf den Weg gemacht!«
    »Ist ja schon gut!«, sagte Laura beschwichtigend. »Ich wollte nur verhindern, dass es unterwegs wieder Streit gibt.«
    »Bewahre!« Das Flugtier klang beleidigt. »Nur weil dieser Dickkopf hin und wieder anderer Meinung ist als ich und partout nicht einsehen will, dass ich Recht habe, heißt das noch lange nicht, dass wir uns streiten.«
    »Na, dann!« Laura zwinkerte dem Bruder aufmunternd zu, der sich ängstlich an Lateris’ Mähne klammerte. »Dann erhebt euch also und fliegt mit den Windgeistern um die Wette!«
    »Ganz wie Ihr befehlt, Madame! Ganz wie Ihr befehlt!«
    Die Löwen breiteten ihre Flügel aus, knickten leicht mit den Hinterbeinen ein – und sprangen ab. Wie ein Pfeil von der Sehne schnellten sie hinaus in die milde Luft. Mühelos, als hätten sie nicht die geringste Last zu tragen, schraubten sie sich mit kräftigen Schwingenschlägen in die Höhe. Rasend schnell versanken die Gebäude der Burg unter ihnen, wurden kleiner und kleiner, bis sie Laura wie putzige Modellhäuser in einer Miniaturlandschaft erschienen. Dann war nur noch das Dunkel der Nacht um sie herum, das hier und da von flackernden Gestirnen erhellt wurde.
    Dicht nebeneinander glitten Latus und Lateris mit dem Wind dahin. Die erfrischende Brise fuhr dem Mädchen ins Gesicht und ließ sein Blondhaar gleich einem Schweif wehen. Laura wurde von einem Gefühl der Schwerelosigkeit und grenzenloser Freiheit erfasst. Gab es etwas Herrlicheres, als auf dem Rücken eines Fluglöwen dahinzugleiten? War das nicht sogar schöner als ein wilder Ritt auf dem Rücken von Sturmwind?
    Als Laura den Kopf zur Seite drehte, merkte sie, dass ihr Bruder die Reise weitaus weniger genoss als sie. Völlig verkrampft klebte Lukas an Lateris’ Hals und war dabei ganz grün im Gesicht. Es sah ganz so aus, als müsse er sich jeden Moment übergeben.
    Ob, nein! Bitte nicht!
    Mit Spucktüten konnte ein Fluglöwe nicht aufwarten!
    Zum Glück war Hohenstadt nicht mehr weit. Am Horizont schimmerten schon die Lichter des Städtchens auf. »Halte durch, Lukas!«, schrie sie dem Bruder durch den Wind zu. »Wir sind gleich da.«
    Der Junge nickte nur schicksalsergeben.
    Während die geflügelten Löwen tiefer gingen, entdeckte Laura unter sich das Scheinwerferlicht eines einsamen Autos, das sich dem Städtchen auf der Landstraße näherte. Es war in der Dunkelheit nicht zu erkennen, aber Laura war fest davon überzeugt, dass es sich um den Wagen von Quintus Schwartz handelte. Wer sonst sollte sich zu dieser nachtschlafenden Zeit auf den Weg nach Hohenstadt machen, wo das Leben nach Einbruch der Dunkelheit fast vollständig zum Erliegen kam? Die arbeitsamen Bewohner des Städtchens pflegten besonders an Wochentagen so früh zu Bett zu gehen, dass gespöttelt wurde, in Hohenstadt würden spätestens um zweiundzwanzig Uhr die Bürgersteige eingerollt und die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet. Was eine maßlose Übertreibung war. In Wahrheit geschah das erst eine halbe Stunde später, und so brannten jetzt nur noch die Laternen an den wichtigsten Plätzen und Kreuzungen.
    »Wir haben es geschafft, Lukas!« Laura deutete auf die Scheinwerferfinger in der Tiefe, die hinter ihnen zurückblieben. »Wir haben sie tatsächlich überholt!«
    »Ja, ja«, gab der Junge einsilbig zurück, sorgsam vermeidend, den Blick nach unten zu richten.
    »Madame?« Mit schnurrender Stimme meldete sich Latus zu Wort. »Darf ich Euch bitten, uns das genaue Ziel Eurer Reise zu nennen?«

K apitel 19

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