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Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Titel: Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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sich hohl an. Langsam, ganz langsam drehte sie sich um – und sah keine zehn Schritte von sich entfernt den berüchtigten Raubritter in der Werkstatt stehen. Oder vielmehr sein Skelett, das in einer Ritterrüstung steckte. Das Knochengerippe musste auf geheimnisvolle Weise zum Leben erwacht sein, denn Bardolf hatte sich bereits einige Meter von der Wand entfernt, an der er gelehnt hatte. Sein fahler Totenschädel grinste sie durch das geöffnete Visier des Helmes an. »Da staunst du, Laura! Oder soll ich lieber Laurenz zu dir sagen?« Obwohl ihre erste Begegnung schon Hunderte von Jahren zurücklag, hatte Bardolf offenbar nicht vergessen, dass Laura sich damals auf ihrer Traumreise als Junge ausgegeben und Laurenz genannt hatte.
    Bardolf wartete ihre Antwort gar nicht ab. »Wie auch immer«, höhnte er, während sich sein wurmzerfressener Unterkieferknochen mit den verfaulten Zahnstummeln auf und ab bewegte. »Heute wirst du uns nicht entkommen!« Damit hob er die Hand – und die drei anderen Rüstungen regten sich. Die Skelette seiner Kumpane wankten scheppernd auf Bardolf zu und stellten sich neben ihm auf. Auch ihre gebleichten Schädel waren von einem gespenstischen Grinsen gezeichnet.
    Bardolf schaute sie auffordernd an. »Seid ihr bereit, Kameraden?«
    »Immer bereit!«, antworteten sie mit dumpfer Stimme.
    »Nun denn, beim Teufel – bringen wir es hinter uns!«
    Bardolfs Skeletthand fuhr zum Griff seines Schwertes. Die dürren Fingerknochen schlossen sich darum, und schon glitt die rostige Waffe aus der Scheide.
    Seine Kumpane taten es ihm gleich – und da wusste Laura dass es wohl kein Entrinnen geben würde.
     
    E in zuckender Feuerschein tanzte über die blassgrünen Gesichter der verängstigten Traumspinner, die von der Schwarzen Garde auf dem Dorfplatz inmitten der Siedlung zusammengetrieben worden waren. Die schmächtigen Gestalten zitterten vor Angst und beobachteten mit Entsetzen, wie die Holzhütte, die Borboron höchstpersönlich in Brand gesetzt hatte, ein Raub der Flammen wurde.
    Mit regloser Miene saß der Schwarze Fürst auf seinem Streitross und überwachte seine Schwarzen Reiter auf ihren furiengleichen Pferden, die die Traumspinner umkreisten wie bissige Hunde eine eingeschüchterte Herde, während andere immer mehr Unglückliche herbeiführten. Die meisten Bewohner waren offensichtlich aus dem Schlummer gerissen worden, denn sie trugen lediglich Nachtgewänder und Schlafhauben.
    »Habt ihr endlich alle beisammen?«, herrschte der Tyrann den Anführer der Garde an.
    »Ja, Herr«, antwortete der Ritter hastig. »Wir haben sämtliche Hütten durchsucht, und ich bin sicher, dass wir nicht eine dieser lächerlichen Kreaturen übersehen haben.«
    »Gut!« Der Schwarze Fürst bedeutete ihm wegzutreten. Dann trieb er sein Pferd mit einem Schenkeldruck an und lenkte es auf die rund sechs Dutzend Traumspinner zu, die sich dicht aneinander drängten.
    Todesangst war in ihren Augen zu lesen. Die Kinder weinten und schrien. Auch die meisten Frauen hatten Tränen in den Augen, während die Männer darum bemüht waren, Haltung zu bewahren, obwohl das nicht allen gelang.
    Mitleidslos ließ Borboron seinen Blick über die verängstigte Menge schweifen. »Wer von euch ist der Beste eurer Zunft?«
    Niemand rührte sich. Nur Schluchzen war die Antwort.
    »Seid ihr taub?« Die Feueraugen des Schwarzen Fürsten glühten auf vor Wut. »Ich will wissen, wer von euch der Beste ist – und zwar plötzlich!«
    Fast schien es, als werde er wieder nur Schweigen ernten, als aus der Mitte der Gruppe eine dünne Stimme zu vernehmen war: »Meister Orplid.« Nach und nach fielen andere ein: »Ja, Meister Orplid!«
    »Orplid! Orplid!« Mit einer raschen Geste gebot Borboron ihnen zu schweigen. »Und wer von euch ist dieser – Meister Orplid?«
    Anstelle einer Antwort wichen die Traumspinner zur Seite, bis der Gesuchte sichtbar wurde. Er hatte den Arm schützend um Madame Fantasa gelegt und seine Lehrlinge dicht um sich geschart.
    Borboron grinste. »Du also bist der, den sie Orplid nennen?«
    »Ja, Herr«, antwortete der Traumspinner, um Fassung bemüht.
    »Und du bist auch der Beste eurer Zunft?«
    »Wenn alle es behaupten, Herr…« Orplid verneigte sich in Bescheidenheit. »… dann mag das wohl so sein.«
    »Sehr schön!« Ein Leuchten ging über das Gesicht des Tyrannen. »Komm her zu mir, Orplid!«
    Fantasa wollte ihren Gatten zurückhalten, doch der machte sich von ihr los. »Lasst bitte gut sein, Madame.«

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