Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx
musste etwas Schreckliches geschehen sein, denn er war käsebleich im Gesicht. Beunruhigt blieb sie stehen, und prompt wurde sie von dem hinter ihr gehenden Stinkefurz angerempelt.
»Hey!«, sagte der Fettwanst mit dämlichem Grinsen. »Du vockierst den Bierkehr!« Er war der Einzige, der über den Spruch lachen musste.
»Und du hast Kroh im Stopf«, gab Laura kühl zurück. Es dauerte eine Weile, bis Stinkefurz kapierte. Sein wieherndes Eselslachen erstarb, während er sich an Laura vorbei zur Treppe drängte.
Lukas war völlig außer Atem, als er bei den Mädchen ankam. Er keuchte und schüttelte immer wieder den Kopf. »Es ist unfassbar. Es ist einfach unfassbar.«
»Was denn, Lukas?«
»Ihr schaut es euch am besten selber an.« Damit zog er die beiden mit sich fort.
Am Ende des Flurs öffnete Lukas das Fenster und deutete hinunter auf den nördlichen Teil des Parkgeländes, der vom obersten Stock aus gut zu überschauen war. Auch das Grabungsgelände war trotz des hohen Sperrzauns fast vollständig einzusehen. »Kapiert ihr, was ich meine?«
Laura lehnte sich an die Fensterbrüstung und ließ ihren Blick über das Areal schweifen. Es dauerte nicht lange, bis sie es entdeckt hatte. »Nein!«, stöhnte sie entsetzt auf und schlug die Hand vor den Mund.
»Oh, nö!« Entrüstet wandte Kaja sich an die Geschwister. »Darf ich vielleicht auch erfahren, was hier vor sich geht?«
»Aber sicher!« Lukas sparte sich einen spöttischen Kommentar und zeigte auf das eingezäunte Areal. »Siehst du die vier Markierungsstangen dort? Die rotweiß geringelten?«
»Ja, klar. Ich bin doch nicht blind!«
»Wer hätte das gedacht«, murmelte Lukas, bevor er fortfuhr: »Dann hast du bestimmt auch schon bemerkt, an welchen Stellen sie stehen?«
»Ja, klar!« Kaja schnitt ihm eine Grimasse. »Genau dort, wo sich auf Bertruns Bild die vier großen Felsbrocken befinden, unter denen die Hinweise versteckt waren.«
»Super, Kaja! Ich bin beeindruckt.« Es war nicht auszumachen, ob Lukas das Lob ernst meinte oder nicht. »Aber die beiden anderen Stangen.« Wieder deutete er auf das Gelände. »Die schwarzweißen da und dort – welche Stellen markieren die wohl?«
»Pah«, schnaufte das Mädchen. »Woher soll ich das denn wissen?«
Lukas wandte sich an Laura. »Aber du hast das schon rausgefunden, nehme ich an?«
»Ja.« Laura war blass geworden. »Sie stehen genau dort, wo sich die beiden restlichen Schwertteile befinden müssen. Vorausgesetzt, wir haben die Hinweise in dem Kästchen richtig entschlüsselt.«
»Das haben wir, unter Garantie!« Mit grimmiger Miene starrte der Junge aus dem Fenster.
»Aber das ist doch nicht möglich!« Kaja pustete entrüstet die Wangen auf. »Außer uns dreien kennt doch niemand die Hinweise auf dem Kästchenboden, oder?«
Laura war nicht anzusehen, was in ihr vorging. »Nicht dass ich wüsste.«
»Wie konnten die dann auf diese beiden Stellen kommen? Offensichtlich wissen sie genau, was es damit auf sich hat, sonst hätten sie sie bestimmt nicht extra markiert.«
»Genau das würde ich auch gerne wissen«, sagte Lukas düster. »Brennend gerne, sogar.«
Für einen Moment noch starrte Laura sinnierend vor sich hin. »Wisst ihr, was?«, sagte sie dann. »Ich gehe heute Nachmittag zu Rika und frage sie einfach!«
Weder Rika Reval noch Thomas Zachner waren auf dem Ausgrabungsgelände zu finden. Einer ihrer Mitarbeiter, ein junger Schnösel mit gegelter Frisur, der gerade einen Hamburger in sich hineinstopfte, bequemte sich erst nach langem Zögern zu einer Auskunft. Die beiden seien schon seit Tagen am Institut unabkömmlich, beschied er Laura.
»Und wann kommen sie wieder zurück?«, fragte das Mädchen.
»Keine Ahnung«, antwortete der Typ schulterzuckend, während er die Tüte des Fastfood-Lieferservice zerknüllte und achtlos auf den Boden warf. »Ich nehme an, sobald wir was Wichtiges entdecken. Jedenfalls hat Rika uns das ausrichten lassen.«
»Aber das haben Sie noch nicht? Was Wichtiges entdeckt, meine ich?«
»Nein, noch nicht.« Der Typ schien kurz davor, die Geduld zu verlieren.
»Und von wem haben Sie die Angaben über die beiden Stellen, die frisch markiert sind?«
»Jetzt ist es aber genug. Ich wüsste nicht, was dich das angeht, du Rotznase.« Gierig biss er in seinen Burger. Fettige Fleischteile quollen zwischen den pappigen Brötchenhälften hervor und bekleckerten seine Jeans.
Laura ließ sich nicht provozieren. »Rika ist eine enge Freundin meines Vaters«,
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