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Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Titel: Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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Meister Orplid, dessen Gesicht vor Kummer fahlgrün geworden war, sah zu dem Weißen Ritter auf, der mehr als doppelt so groß war wie er. »Aber leider kann ich Euch nicht helfen. Ich verfüge nämlich über keinen einzigen einsatzfähigen Erleuchtling mehr!«
    Paravain wollte noch nicht aufgeben. Er straffte die Schultern und wies auf die anderen Behausungen, die im hellen Sonnenlicht lagen. »Und was ist mit Euren Kollegen?« Die ganze Siedlung schien auf den Beinen zu sein. Geschäftig wuselten die Traumspinner zwischen ihren Hütten umher, und auf dem Dorfplatz war eine ganze Schar damit beschäftigt, die niedergebrannte Hütte wieder aufzubauen.
    Orplid hob bedauernd die Arme. »Bei denen steht es nicht anders. Borboron hat sie gezwungen, mir ihre Vorräte auszuhändigen, damit ich seine schreckliche Botschaft gleich massenweise zusammenspinnen und losschicken konnte.« Ein tiefer Seufzer kam aus seiner schmächtigen Brust. »Mittlerweile wird sie sich wohl überall auf dem Menschenstern verbreitet haben.«
    Paravain war wie benommen. In fiebriges Nachdenken versunken, schritt er vor dem Häuschen des Traumspinners auf und ab und konnte doch keinen klaren Gedanken fassen. Der Meister selbst hockte wie ein Häufchen Elend auf der Holzbank neben der Eingangstür. Natürlich hatte er auch dem Gast einen Platz angeboten, doch die Tische und Bänke der Traumspinner waren viel zu klein für den hoch gewachsenen Ritter.
    Madame Fantasa trat aus der Hütte und hielt Paravain einen Tonkrug entgegen. »Darf ich Euch eine kleine Erfrischung offerieren? Morgentausaft mit Wipfelnektar, den es nur im Traumwald gibt. Er erfrischt und beruhigt zugleich.«
    »Danke, das ist sehr aufmerksam von Euch.« Der Ritter nahm den Krug und leerte ihn in einem Zug. »Er schmeckt köstlich«, sagte er, auch wenn seine Miene eher das Gegenteil ausdrückte. Dann blickte er sich verwundert um. »Wo ist denn Alarik? Und dieser Platzwechsler mit dem merkwürdigen Namen?«
    »Malhiermalda meint Ihr wohl«, sagte Fantasa und lächelte mild. »Sie sind in guter Gesellschaft. Sie streichen mit Somni im Wald herum.«
    »Dass der Junge mir bloß keinen Unfug anstellt!« Meister Orplid klang beunruhigt.
    »Seid unbesorgt! Somni hat seine Lektion gelernt«, beruhigte ihn seine Frau, bevor sie sich wieder zurückzog.
    Paravain setzte sich ins Gras nieder, sodass sein Gesicht sich beinahe auf gleicher Höhe mit dem des Traumspinners befand. »Wie lange wird es denn dauern, bis neue Erleuchtlinge herangereift sind?«
    Gequält zog Meister Orplid die fast haarlosen Augenbrauen hoch. »Bis die neue Brut ausschlüpft, werden rund zwei Monde vergehen, fürchte ich.«
    »Zwei Monde?« Das blanke Entsetzen stand dem Ritter ins
    Gesicht geschrieben. »Aber das ist doch viel zu spät! Dann ist die Mittsommernacht doch längst vorbei!«
    »Ich weiß, Herr.« Der Traumspinner zuckte bedauernd mit den Achseln. »Aber mit Borborons Überfall haben wir nicht gerechnet. Es war das erste Mal, dass er hier aufgetaucht ist, um uns in seine Dienste zu zwingen.« Mit flehendem Blick wandte er sich dem Ritter zu. »Glaubt mir, Herr, hätte dieses Drachenungeheuer nicht Somnis Leben bedroht, hätte ich dem Schwarzen Fürsten niemals gehorcht.« Er senkte den Kopf. »Ich hoffe, der Hüter des Lichts verzeiht mir, dass ich den uralten Schwur gebrochen habe«, flüsterte er mit erstickter Stimme.
    Mitleid stieg in Paravain hoch, als er das Ausmaß der Verzweiflung erkannte, das den Traumspinner befallen hatte. Der Gedanke, den bösen Plänen der Dunklen Mächte gedient zu haben, schien ihm schier unerträglich zu sein. »Elysion wird Euch mit Sicherheit vergeben. Jedes Leben unter der Sonne ist ihm heilig, und so wird er bestimmt verstehen, dass Ihr alles zur Rettung Eures Eleven unternommen habt.«
    Die beiden ungleichen Männer schwiegen sich eine Weile an, beide in tiefes Nachdenken versunken. Schließlich ergriff der Ritter das Wort: »Vielleicht ist alles ja auch nur halb so schlimm, wie wir befürchten? Vielleicht haben die Erleuchtlinge den Menschenstern gar nicht erreicht? Vielleicht sind sie vom Weg abgekommen und schwirren orientierungslos auf Aventerra herum?«
    »Es ist sehr großmütig von Euch, dass Ihr mich trösten wollt«, erklärte Meister Orplid mit müdem Lächeln. »Aber von den zahlreichen Erleuchtlingen, die ich ausgesandt habe, werden genug ihr Ziel finden. Dieser Wunschgaukler versteht sich außerdem ganz ausgezeichnet aufsein Geschäft. Er wusste ganz

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