Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx
zuwandte. »Ich fürchte nicht… leider.«
Zu seiner Überraschung aber legte sich ein freudiger Schimmer auf Elysions Gesicht. »Da bin ich ja beruhigt!« Er klang beinahe fröhlich. »Ich habe schon das Schlimmste befürchtet, als Pfeilschwinge mir berichtet hat, dass er dich nirgends entdecken konnte.«
Verwundert blickte Paravain die Heilerin an, die ihren Arm um seine Hüften geschlungen hatte. Doch auch Morwena zeigte nur ein ratloses Gesicht. »Ihr sprecht in Rätseln, Herr.«
Elysion lächelte leicht. »Das kann ich verstehen. Folgt mir in den Thronsaal. Ich muss euch etwas erzählen.«
R atlos betrachtete Lukas das Gemälde in der Eingangshalle. »Tut mir Leid, Laura, aber ich komme nicht drauf.«
»Nein?« Ein kaum wahrnehmbares Lächeln spielte um die Lippen des Mädchens. So ganz konnte Laura sich die Freude darüber doch nicht verkneifen, dass sie den Super-Kiu von Bruder einmal mehr übertrumpft hatte. »Du erinnerst dich doch bestimmt an die Burgchronik?«
»Natürlich. Ich erinnere mich an jedes Wort.«
»Tatsächlich?« Laura spitzte spöttisch die Lippen. »Dann weißt du ja auch noch, was passiert ist, nachdem Reimar von Ravenstein die Grafenfamilie von Drachenthal massakriert und ihre Festung in Brand gesteckt hatte?«
»Ja, klar. Er hat mit dem Goldschatz von Niflin den Umbau seiner bescheidenen Feste finanziert…«
»… und diese getreu dem Vorbild der Drachenthaler Burg ausbauen lassen.« Laura schaute sich verstohlen nach ungebetenen Zuhörern um. ›»Sodass sie sich glichen wie ein Schwalbennest dem anderen‹!«, fuhr sie dann mit gedämpfter Stimme fort. »So steht es wortwörtlich in der Chronik. Oder willst du zur Sicherheit noch mal nachschlagen?«
»Nein!«, hauchte Lukas fassungslos. »Das würde ja bedeuten…«
»Ja, genau!«
»Das bedeutet ja…« Jetzt war es der Junge, der sich an die Stirn klopfte. »Wir Idioten! Wir hirnvernagelten Idioten! Das bedeutet ja…«
»… dass es sich bei der Burg, die Bertrun auf dem Bild verewigt hat, gar nicht um Burg Ravenstein handelt…«
»… sondern um die Festung von Drachenthal«, ergänzte Lukas.
»Endlich hast du es verstanden.« Ein Anflug von Stolz schwang in Lauras Stimme mit. »Die Sehnsucht nach der Festung, auf der sie aufgewachsen ist, bis sie daraus vertrieben wurde, war offensichtlich so groß, dass Bertrun die Burg ihrer Familie gemalt hat. Was uns nicht sofort aufgefallen ist, weil der Grausame Ritter sie exakt nachgebaut hat – als wolle er seine Opfer damit noch nachträglich verhöhnen!«
»Und wir haben immer gedacht, Bertrun hätte Burg Ravenstein abgebildet. Kein Wunder, dass die Archäologen hier nichts gefunden haben!«
»Eben! Weil Bertrun die Teile in Drachenthal vergraben hat!« Laura atmete tief durch. »Endlich! Endlich haben wir das Rätsel gelöst!«
»Und jetzt?« Der Bruder sah sie fragend an. »Was machen wir jetzt?«
Professor Morgensterns Wohnzimmer war in helles Licht getaucht. Laura breitete eine Geländekarte von Drachenthal auf dem zentralen Tisch aus. Lukas hatte sie besorgt und die drei entscheidenden Stellen darauf markiert. Das Mädchen deutete auf einen Punkt, der ein geraumes Stück abseits der Burgruine lag. »Hier, sehen Sie.«
Aurelius Morgenstern beugte sich vor und blickte mit gespannter Miene auf den Plan. Miss Mary Morgain und Percy Valiant, die Laura ebenfalls zu der Besprechung gebeten hatte, taten es dem alten Herrn gleich.
»Genau hier hat Rika Reval vor einiger Zeit die Schwertspitze entdeckt«, erklärte Laura den Wächter-Kollegen. »Sie fand sich am weitesten vom Steinkreis und der Ruine entfernt -genau dreihundertundsechs Schritte von dem Findling oberhalb der Freilichtbühne, auf dem ein Rad der Zeit eingraviert ist. Lukas und ich haben das vorhin noch mal überprüft.«
»Verstehe.« Aurelius wiegte bedächtig den Kopf. »Das erklärt auch, warum die Archäologen die anderen Teile auf dem Ausgrabungsgelände nicht finden konnten – weil die beiden anderen Verstecke gar nicht innerhalb des abgegrenzten Areals liegen!«
»Genauso ist es!« Lauras Wangen kribbelten nun vor Aufregung.
»Wenn ich dich recht verstehe, dann bist du also fest davon überzeugt, dass die fehlenden Bruchstücke…« – Miss Mary deutete auf die entsprechenden Kreuze auf der Karte – »… da und dort vergraben sind?«
»Absolut!«
»Parbleu!« Percy trat einen Schritt zurück und kratzte sich am Kopf. »Dann ‘ast du ein Problem, fürschte iisch!«
»Ein
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