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Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx

Titel: Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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schau.« Damit holte sie die rechte Hand hinter dem Rücken hervor und streckte dem Gärtner ein Tier entgegen.
    Der Anblick entlockte Ellerking ein strahlendes Lächeln. Seine grünen Augen leuchteten in fiebrigem Glanz. »Oh, meine Meisterin«, hauchte er ungläubig, während er die Augen nicht von dem Tier lassen konnte und beide Hände danach ausstreckte. »Wie schön es doch ist! Wunderwunderschön.« Als er es in die Arme nahm, ließ es ein freudiges Schnurren hören, geradeso, als erkenne es den Gärtner wieder. Ellerking fiel erneut auf die Knie, packte die Hand der Frau und führte ihren Handrücken an seine Stirn. »Wie kann ich Euch nur danken, Große Meisterin?«
    Mit einer Geste des Widerwillens entzog ihm die Frau rasch die Hand, fasste ihm unters Kinn und zog ihn hoch, bis sie auf gleicher Augenhöhe waren. »Das weißt du ganz genau«, fuhr sie ihn mit schneidender Stimme an.
    Winzige Spucketröpfchen trafen Albin Ellerking ins Gesicht. Sie brannten wie Säure, und ihm war, als brenne sich auch der schwefelgelbe Blick der Reptilienaugen tief in sein Gehirn. Mit wachsender Unruhe kraulte er das weiche Fell des Tieres.
    »Du wirst dieses Gör von nun an nicht mehr aus den Augen lassen!«, fuhr die Frau fort. »Sie ist im Zeichen der Dreizehn geboren – und wie bei allen ihren Vorgängerinnen ist das Wissen um das Geheimnis des Schwertes über die Jahrhunderte auch an sie weitergereicht worden. Zu unserem Glück jedoch hat sie es noch nicht entdeckt und scheint auch nicht das Geringste davon zu ahnen. Sonst hätte sie sich nämlich längst auf die Suche nach Hellenglanz gemacht. Trage also dafür Sorge, dass das auch in Zukunft so bleibt und sie unsere Pläne nicht durchkreuzt. Hast du das verstanden?«
    »Na… Na… Natürlich, Große Meisterin«, stotterte der Nachtalb. »Natürlich habe ich verstanden.«
    »Dann sieh zu, dass du deiner Aufgabe auch gerecht wirst!«, befahl die Frau streng. »Solltest du allerdings versagen, dann wird Borboron höchstpersönlich sich deiner annehmen – und diese Begegnung hat bislang noch niemand überlebt!«
    »Ich weiß, Große Meisterin, ich weiß«, hauchte Albin Ellerking und verneigte sich so tief, dass sein Rücken einem Katzenbuckel glich. »Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um mich seiner würdig zu erweisen. Das verspreche ich Euch bei meinem Leben!«
    Als der Gärtner sich wieder aufrichtete, blickte er ins Leere. Die unheimliche Gestalt war auf ebenso geheimnisvolle Weise wieder verschwunden wie sie erschienen war, und nirgendwo im ganzen Zimmer konnte er auch nur die geringste Spur von ihr entdecken. Nur der Schwefelhauch waberte noch durch den Raum.
     
    D ie Nacht war über Hellunyat aufgezogen. Tausende von Sternen sprenkelten den wolkenlosen Himmel, an dem hell die beiden Monde Aventerras leuchteten. Die mächtige Gralsburg war in einen silbrigen Schein getaucht.
    Paravain jedoch hatte dafür keinen Blick. Als könne er keinen Schlaf finden, schlenderte er scheinbar ziellos über den weitläufigen Innenhof der Burg, über den sich die Stille gesenkt hatte. Nur gedämpfte Laute waren zu hören: Stampfende Hufe und mahlende Kiefer aus den Ställen. Das Waffenklirren der Wachleute, die auf den Mauern, Türmen und an den Toren von Hellunyat Dienst taten.
    Aufmerksam spähte der Ritter in die Runde, während er sich gemächlich auf den Bergfried zubewegte. Nur keine Hast!, befahl er sich im Stillen. Das würde nur unnötig Aufmerksamkeit erregen!
    Endlich hatte er den Eingang zum Turm erreicht. Ein letztes Mal noch blickte er sich nach allen Seiten um: Niemand hatte Verdacht geschöpft, und niemand war ihm gefolgt. Hastig schlüpfte er durch die Tür.
    Die steinerne Wendeltreppe führte fast endlos in die Tiefe. Nur wenige Fackeln warfen Licht auf die Stufen. Gut, dass er Schuhe aus weichem Büffelleder trug, denn sie machten so gut wie kein Geräusch!
    Endlich hatte Paravain den Fuß der Treppe erreicht. Ein langer Gang öffnete sich vor ihm, der in einem kristallenen Blau leuchtete, auch wenn nirgends eine Lichtquelle schimmerte. Vorsichtig schritt der Ritter voran, als wie aus dem Nichts eine schmächtige Gestalt in einer weißen Toga vor ihm auftauchte und ihm den Weg versperrte. »Halt!«
    Es war Luminian, der Wächter der Labyrinths. »Keinen Schritt weiter, Paravain!« Ein ergrauter Haarkranz zierte den Schädel des Mannes, der die leblosen Augen in seinem bleigrauen Gesicht starr auf den Ritter gerichtet hielt.
    Paravain schluckte.

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