Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
jetzt noch viel schwieriger ist. Selbst dir wird es wohl kaum ein zweites Mal gelingen, das Rätsel zu lösen. Oh, oh! Übel, übel!«
U nfassbar!
Mit offenem Mund starrte Laura ins Feuer. Aventerra war voller Geheimnisse und offensichtlich weit gefährlicher, als sie es sich jemals vorgestellt hatte. Alles Geschehen im Reich der Mythen schien eigenen Gesetzmäßigkeiten zu gehorchen, die nicht das Geringste mit den Naturgesetzen gemeinsam hatten, die das Leben auf der Erde bestimmten. Kein Wunder also, dass sie mit dem beschränkten menschlichen Verstand nicht zu fassen waren. Es dauerte eine Weile, bis sich die Erkenntnis aus dem Dämmer ihres Unterbewusstseins zur Gewissheit verdichtete: Entweder akzeptierte sie die Welt von Aventerra genauso, wie sie sich ihr präsentierte – und mochte sie ihr auch noch so rätselhaft erscheinen! –, oder sie würde daran verzweifeln und zu Grunde gehen. Denn kein Mensch würde das große Geheimnis von Aventerra jemals richtig begreifen können.
Versonnen starrte das Mädchen ins Feuer, als die Worte des Platzwechslers wie aus weiter Ferne an sein Ohr hallten: »… dir denn aufgetragen?«, fragte Malhiermalda.
»Hä?« Laura schreckte aus den Gedanken auf und starrte das Ballongesicht ratlos an. »Was hast du gesagt?«
»Was man dir am See aufgetragen hat – Oh, oh! –, das wollte ich wissen.«
»Ach so!« Das Mädchen räusperte sich. »Also, der Geist, der über den Wassern schwebt, hat mir befohlen…«
»Ja?«
»… dass ich Sterneneisen besorgen soll.«
Der Platzwechsler blieb schlagartig stehen. »Sterneneisen?«, fragte er, und nicht eine Faser seines zerbrechlichen Körpers regte sich.
»Ja.«
Der Mutari verharrte noch mindestens drei weitere Herzschlage lang völlig regungslos, bevor er beide Händchen vors Gesicht schlug. »Oh, oh! Übel, übel!«, stöhnte er und seufzte tief. »Dann kann ich dir nur einen Rat geben, Laura!«
Das Mädchen kniff die Augen zusammen. »Einen Rat?«
»Ja!« Der Platzwechsler hüpfte noch aufgeregter hin und her als zuvor. »Einen guten Rat sogar, denn er kann dir – Oh, oh! – das Leben retten.«
»Aber –«, hob Laura an, wurde aber sofort wieder unterbrochen.
»Du kannst von Glück reden – Oh, oh! –, dass du die Begegnung mit dieser schrecklichen Sphinx heil überstanden hast!«, ereiferte sich Malhiermalda und klang nun fast wie ein Prediger, der seine Zuhörer mit aller Macht von seinen Heilsversprechen zu überzeugen suchte. »Aber gegen deine neue Aufgabe war das das reinste Vergnügen. Oh, oh! Übel, übel! Wenn dir dein Leben lieb ist, Laura, dann suchst du dir ein friedliches Plätzchen und hältst dich dort versteckt, bis du wieder in deine Welt zurückkehren kannst.«
»Wie stellst du dir das denn vor?« Unwirsch schüttelte Laura den Kopf. »Ich bin noch nie vor einer Aufgabe davongelaufen und werde das auch diesmal nicht tun! Außerdem: Was soll dann aus meinem Vater werden?«
»Aus deinem Vater?« Der kleine Kerl verharrte für einen Moment und kratzte sich mit den beiden Händen am riesigen Ballonkopf. »Oh, oh! Übel, übel!«, seufzte er dann. »Das ist natürlich ein Problem. Oh, oh!« Malhiermalda schien ernsthaft bekümmert. »Dann stürze dich halt ins Unglück, wenn du nicht anders kannst!« Als wolle er seine Aussage unterstreichen, hob er die Ärmchen in die Höhe. »Aber erwarte bloß nicht, dass ich dich begleite. Ich habe dir schon einmal geholfen, und das – Oh, oh! – hätte mich beinahe das Leben gekostet! Mehr kannst du wirklich nicht von mir verlangen.«
Trotz ihrer Anspannung musste Laura schmunzeln. Der Platzwechsler sah auch zu komisch aus, wenn er sich aufregte! »Das tue ich ja auch nicht«, beruhigte sie ihn. »Ich bitte dich bloß um eine Auskunft. Kannst du mir vielleicht sagen, wo ich dieses Sterneneisen finden kann?«
»Nichts einfacher als das!« Malhiermalda schien erleichtert. »Gehe immer deiner Nase nach – und dann immer geradeaus. Irgendwann wirst du schon daraufstoßen!«
»Vielen Dank auch!« Laura machte keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung. »Das ist echt ein toller Tipp!«
Malhiermalda hatte offensichtlich kein Ohr für die Ironie. »Sag ich doch! Sag ich doch!«, kommentierte er erfreut, bevor er wieder so unruhig herumzappelte, als könne er sich nur noch mit allergrößter Mühe an Ort und Stelle halten. »Wenn du dich stets danach richtest, Laura, wirst du das Sterneneisen schon finden!« Ohne die Antwort des Mädchens abzuwarten, drehte er sich
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