Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
anzuschließen, blieb diese erbitterte Auseinandersetzung auch für sie nicht ohne Folgen. Im Laufe der Zeit wurde ihr Einfluss immer weiter zurückgedrängt, und so ist ihr Reich jetzt nur noch verschwindend klein. Vom Menschenstern hingegen wurden die Drachen bereits vor undenklichen Zeiten gänzlich vertrieben, und so darf es nicht verwundern, dass sie auf dessen Bewohner nicht gerade gut zu sprechen sind.«
»Sie hassen auch die Menschen? Ich dachte, dass sie nur gegen uns und unsere Verbündeten Groll hegen?«
»Uns ergeht es nicht halb so schlimm wie den Menschen.« Der Herrscher seufzte tief.
»Ihr sprecht in Rätseln, Herr.« Paravain runzelte die Stirn. »Was wollt Ihr damit sagen?«
Abwesend strich Elysion sich über den Bart. »Die Drachen hassen die Menschen so abgrundtief, dass sie einen entsetzlichen Fluch über sie ausgesprochen haben.«
Das Gesicht der Heilerin nahm einen besorgten Ausdruck an. »Dann sollte Laura ihnen lieber aus dem Weg gehen und einen weiten Bogen um das Drachenland machen.«
Der Hüter des Lichts schwieg und starrte für eine Weile gedankenverloren vor sich hin. Fast schien es, als wäge er sorgfältig ab, was er der jungen Frau antworten solle. »Nun«, hob er schließlich an, »wenn Laura ihre Aufgabe erfüllen und das Schwert des Lichts in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzen will, wird das nicht möglich sein.«
»Und warum nicht?«
»Hast du nicht verstanden, was ich vorhin erzählt habe?« Elysions Tadel war nicht zu überhören. »Am Anfang der Zeiten regnete es Eisen von den Sternen – und zwar in jenem Teil von Aventerra, der noch heute von den Drachenkönigen beherrscht wird. Somit befindet sich das erstarrte Erz noch immer in ihrem Besitz!« Die Stimme des greisen Mannes war brüchig wie altes Pergament. »Noch niemals haben sie auch nur eine Unze dieses Metalls, das kostbarer ist als alle anderen unter der Sonne, hergegeben – von einer einzigen Aus –«
»Oh nein!«, fiel ihm die Heilerin ins Wort. Angst verschattete ihr hübsches Gesicht. »Dann kann Laura ihre Aufgabe unmöglich erfüllen!«
Paravain machte einen Schritt auf die Heilerin zu und legte den Arm um ihre Schulter. »So kenne ich dich gar nicht«, sagte er und bemühte sich um ein aufmunterndes Lächeln. »Vergiss nicht, Morwena – bislang hat Laura noch alle ihre Aufgaben gelöst, selbst die allerschwierigsten. Warum also sollte sie diesmal versagen?«
»Weil noch nie jemand gegen die Drachenkönige bestehen konnte.« Morwena ergriff seine Hand. »Selbst Borboron und seine Heerscharen nicht – und der Schwarze Fürst hat schon zahlreiche Anläufe unternommen, um sie aus ihrem Reich zu vertreiben. Aber alle Versuche waren bislang erfolglos.«
»Ich kann Morwena nur beipflichten.« Der Hüter des Lichts sah den Anführer mit ernstem Blick an. Tiefer Kummer nistete in den Falten seines Antlitzes. »Dabei hast du nicht einmal Unrecht, Paravain. Laura hat sich tatsächlich als viel mutiger und tapferer erwiesen, als ich es noch vor einigen Monden vermutet hätte. Dass sie selbst das Orakel der Silbernen Sphinx zu lösen vermochte, das zuvor noch jedem zum Verhängnis geworden ist, hätte ich ihr niemals zugetraut…«
»Eben!«, bekräftigte Paravain. »Ich erinnere mich noch ganz genau an Eure Worte von damals.«
»… aber diesmal verhält es sich anders«, fuhr Elysion ungerührt fort. »Selbst wenn Laura es tatsächlich schaffen sollte, in den Besitz von Sterneneisen zu gelangen, hätte sie ihre Aufgabe doch erst zur Hälfte erfüllt. Denn sie müsste Hellenglanz auch noch zusammenschmieden lassen – und das halte ich für ausgeschlossen.«
Die junge Heilerin jedoch wollte sich damit nicht zufrieden geben. »Und warum?«, setzte sie nach.
Der Hüter des Lichts hob tadelnd den Finger. »Hättest du mich vorhin nicht unterbrochen, würde sich die Frage erübrigen!« Ein Schatten legte sich auf das Gesicht von Elysion. »Nur ein einziges Mal haben die Drachenkönige sich von einer kleinen Menge Sterneneisen getrennt – zu jener Zeit, als die Mächte des Guten und des Bösen sich noch nicht in unerbittlicher Feindschaft gegenüberstanden. Damals haben die Drachenkönige die Dunkelalben aufgesucht, die ihre ergebenen Untertanen waren – und gleichzeitig die kunstfertigsten Schmiede von ganz Aventerra. Sie haben ihnen einen Korb voll Sterneneisen überreicht und sie beauftragt, zwei Schwerter daraus zu schmieden, wie sie die Welt bis dahin noch nicht gesehen hatte und die um
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