Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
Stimme.
»Ähm… Nur… Ähm«, stammelte Lukas ganz in der Manier seiner Schwester. »Nur so…«
»Ja?« Der kantige Schädel des Kommissars schnellte vor wie der einer angriffslustigen Bulldogge. »Ich höre?«
»Ähm… Nur so zum Spaß.«
»Du erwartest doch nicht, dass ich dir das abnehme!«, donnerte Bellheim.
Obwohl er Lukas mit seinen Blicken förmlich zu durchbohren schien, wich der Junge ihm nicht aus, sondern schaute ihn unverwandt an.
»Diese ganze Maskerade war keineswegs ein Spaß«, fuhr
Bellheim fort, und die Falten in seinem Gesicht, die ihn um einige Jahre älter aussehen ließen, bewiesen, wie heftig sein Kriminalistengehirn arbeitete. »Dadurch sollte wohl vielmehr der Eindruck erweckt werden, dass sich Laura am einundzwanzigsten Juni kurz vor Mitternacht noch auf dem Gelände der Burg befand. Die entscheidende Frage ist nur – warum?« Damit drehte er sich um und ging wieder auf den Schreibtisch zu. Die stämmigen Arme auf die Platte gestützt, beäugte er nun den Professor misstrauisch. »Sollte mit dieser Scharade vielleicht bewiesen werden, dass Laura zu diesem Zeitpunkt noch am Leben war – obwohl sie in Wahr –«
»So ein Quatsch!« Lukas sprang auf. »Das stimmt doch überhaupt nicht!«
»Nein?« Wilhelm Bellheim fuhr herum und stemmte die Hände in die Hüften. »Wieso? Kannst du vielleicht beweisen, was mit Laura in der fraglichen Nacht geschehen ist? Nämlich in der Zeitspanne zwischen halb zwölf und kurz vor Mitternacht, um exakt zu sein? Was ist in dieser ominösen halben Stunde mit deiner Schwester passiert, Lukas? Wurde sie entführt? Oder vielleicht sogar… umgebracht?«
»Aber das ist doch Unsinn!« Lukas fühlte ohnmächtige Wut. Er war zu keinem vernünftigen Gedanken mehr fähig. »Das… Das… sind doch… nichts weiter als dumme Vermutungen!«, schrie er den Kommissar an.
»Ach, ja?« Die Mundwinkel des Kommissars zuckten kaum merklich. »Nenne es, wie du willst. Ich für meinen Teil zähle nur eins und eins zusammen und vertraue auf die Erfahrung von über zwanzig Dienstjahren. Und die sagt mir, dass an dieser Geschichte etwas faul sein muss – und zwar oberfaul. Und dass du offensichtlich mehr weißt, als du zugeben willst. Fragt sich nur – warum, Lukas?« Er beugte sich zu dem Jungen hinunter, bis seine Nasenspitze die von Lukas beinahe berührte. »Und warum hast du deinen Mitschülern am Morgen des 22. Juni erklärt, deine Schwester befände sich in eurem Bungalow in Hohenstadt, obwohl das nachweislich nicht der Fall war?«
»Lukas musste schlucken, und Schweiß trat auf seine Stirn.
S ag, dass das nicht wahr ist, Paravain!« Der Hüter des Lichts blickte den Anführer seiner Leibgarde mit zunehmender Verzweiflung an. »Und warum überbringt Pfeilschwinge uns diese schlimme Botschaft erst jetzt?«
Der junge Ritter im schlichten weißen Gewand warf Morwena einen Hilfe suchenden Blick zu. Die Heilerin, die an dem prächtigen Tisch in der Mitte des Thronsaals lehnte, zuckte jedoch nur ratlos mit den Schultern.
»Nun, Herr… der Bote des Lichts wollte erst noch einem Gerücht nachgehen«, antwortete Paravain. »Ihm ist zu Ohren gekommen, dass sich im Leuchtenden Tal seltsame Dinge abspielen.«
Elysion kniff verwundert die Augen zusammen. »Und?«
»Er hat erfahren, dass bereits eine Delegation der Flatterflügler auf dem Wege hierher ist, um Euch persönlich Bericht zu erstatten, und hat seinen Erkundungsflug deshalb abgebrochen.«
»Gut. Aber was dieses Mädchen betrifft…« Der greise Mann mit dem ergrauten Haar verstummte und starrte abwesend vor sich hin. Tief in Gedanken, strich er sich über den weißen Bart, der ihm bis auf die Brust reichte.
Paravain und Morwena wagten nicht ihn zu stören. Es war so leise im großen Thronsaal von Hellunyat, dass selbst weit entferntes Vogelgezwitscher durch die geöffneten Fenster zu hören war.
Endlich löste sich die Starre, die den Hüter des Lichts befallen hatte. »Laura muss also Sterneneisen besorgen, damit das Schwert des Lichts wieder in seinen ursprünglichen Zustand geschmiedet werden kann?«
»So ist es, Herr.« Paravain deutete eine Verbeugung an. »Die Stimme, die die Geschichten durch die Zeiten trägt, hat so laut gesprochen, dass Pfeilschwinge sie hell und klar vernehmen konnte. Und da der Geist des Wassers um alle Geheimnisse des Lebens weiß, wie Ihr uns gelehrt habt, gibt es wohl keinen Grund, an diesen Worten zu zweifeln.«
»Damit hast du Recht«, murmelte der Greis, bevor
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